#23 Klavierspiel

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Jenna POV

Tage vergingen als ich gerade mit Tante Nina im Wohnzimmer saß und sie mir beim Klavier spielen zuhörte.
Ich mag zwar blind sein, doch ein Instrument konnte ich trotz allem immer noch spielen.
Ich kannte jede einzelne Taste auswendig und schrieb manchmal meine eigenen Melodien in mein Heft.
Naja früher hat Wendy das immer getan, jetzt half mir meine Tante dabei oder ich schrieb sie in Blindenschrift auf.
Ich fühlte die Sonnenstrahlen ins Zimmer scheinen und ein paar Strahlen auf meiner Nase kitzeln.
Beim Spielen und der Sonnenstrahlen musste ich lächeln.
Als ich das Stück von Bach zu Ende gespielt hatte, klatschte Tante Nina, wie so oft auch, in die Hände und küsste mich auf die Wange.
"Wundervoll. Dein Vater hat ganze Arbeit mit dir geleistet, Liebes."
Lächelnd nickte ich ihr zustimmend.
Vater war ein viel beschäftigter Mann, doch fand immer Zeit für mich.
Klavier spielen war eines der Dinge die uns verbunden haben.
Ich habe es früher immer genossen meine kleinen Hände an seinen großen, schlanken Handflächen zu fühlen.
Er war ein Meister der Musik.
Er sang mich oft in den Schlaf, küsste mir immer gerne auf die Stirn, sodass ich von seinem Bart gekitzelt wurde.
Jede Erinnerung mit ihm war wunderschön und unvergesslich. Er war ungelogen der tollste Vater, den sich jemand nur wünschen konnte.
Doch obwohl er jetzt weg ist, hätte ich mir gewünscht dass er so stirbt.
Einen lautlosen, stillen, friedlichen Tod.
Er starb an einem Schlaganfall.
In Seoul.
Es war ein ganzes halbes Jahr her und ich war damals immer noch in Deutschland.
Aus meinen Gedanken gerissen, bemerkte dass ich immer noch spielte.
Eine traurige, bekannte Melodie.
Vater's Komposition. Die einzige die er mir beigebracht hat.
Ich wusste er bewahrte irgendwo ein ganzes Heft voller Kompositionen von sich, nur wusste ich nicht wo.
Konnte auch gut sein dass es in Deutschland in der Wohnung rumlag.
Tante schwieg und hörte mir nur zu.
Sie schwankte nicht wie sonst mit ihrem Körper zur Musik mit, sonst hätte ich das an dem Holzstuhl gehört, der neben dem Klavier war.
Das Stück war ebenfalls zu Ende.
Tante schwieg, doch ich konnte mir vorstellen dass sie mich lächelnd anschaute.
Wir schwiegen als jemand die Tür aufmachte und klatschte.
"Das war echt schön."
Es war Jimin.
Was machte er denn hier?! 
Mein Lächeln verschwand und ich klappte das Klavier zu.
"Was machst du hier?" fragte ich schroff.
Tante Nina zupfte an meinem Ärmel.
"Jenna. Nicht in so einem Ton. Bedank dich doch erstmal bei ihm für sein Kompliment! Sie kommt ganz nach ihrem Vater!" widmete sie sich ihm zu.
-"Tante Nina!" rief ich empört auf.
Sie zuckte die Schultern und ich hörte dass sie zu Jimin lief.
"Ich habe ihn hergebeten."
-"Darf man fragen warum?" fragte ich wieder.
Jimin räusperte sich.
"Damit ihr euch ein wenig kennenlernen könnt. Ich meine du schuldest Jimin noch etwas, Liebes."
-"Ich wüsste nicht was."
Ich verschloss meine Arme vor der Brust.
"Jenna, du lieber Himmel! Er hat dir dein Leben gerettet!"
Schockiert schaute ich ins Nichts.
"Du hast es ihr gesagt?!"
-"Ja... Sie wollte es wissen." sagte Jimin leise.
"Ich hatte ein Recht es zu erfahren, meinst du wohl!" sagte Meine Tante lachend.
"Und jetzt! Habt ihr mal gute Laune und ich wünsch euch viel Spaß! Ich hab heute ein Wichtiges Meeting mit drei Regisseuren aus China!"
Mit den Worten rannte sie praktisch aus dem Haus mit ihren hochhackigen Schuhen.
Danach war Stille und ich spürte immer noch seine Anwesenheit.
Es war komisch. Genauso wie er.

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