#15 Wendy in New York

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Jenna POV


Jimin. So hieß er also.
Ich saß auf der Fensterbank und lauschte den Wassertropfen die gegen das Fenster klopften.
Ich berührte vorsichtig meinen rechten Arm und zischte auf vor Schmerz.
Die Wunde konnte man deutlich spüren, das gibt auf jeden Fall eine Narbe.
Wie konnte ich mich auch so verbrennen?
Tante Nina war wieder im Theater, zusammen mit Jimin, und probte.
Auch sie als Regisseurin hatte eine Rolle in ihrem eigenem Stück.
Ich würde gerne dabei sein, doch stattdessen sitze ich im Zimmer und lausche dem Regen zu. 
Wendy saß unten im Wohnzimmer und schaute fern.
Ich fühlte mich von dem einen auf den anderen Moment trostlos und deprimierend.
Was heute alles passiert ist, wäre nicht passiert wenn ich sehen könnte.
Beziehungsweise wieder sehen könnte.
Meine Blindheit began als ich geboren wurde. Ich habe nie das Licht der Sonne erblicken können.
Nie den Sonnenaufgang oder -untergang sehen können.
Nie die Menschen, die ich liebte, in die Augen sehen können.
Ich war ungeschickt und tat mir oft weh.
Ich wurde wie ein Kind behandeln, nur wegen meiner Behinderung.
Filme konnte ich auch nie schauen.
Ich konnte den Filmen nur zuhören... So wie Hörspiele.
Deswegen machte es mich traurig Tante Nina's Stücke nie sehen zu können, obwohl ich weiß dass diese sehr erfolgreich waren.
In dem Moment vibrierte mein Handy kurz und ich tastete danach.
Eine SMS von Tante Nina.
Ich las die Nachricht anhand der Vibrationen die sie schickte.
"Alles gut bei dir, Maus?"
Lächelnd tippte ich auf den Touchscreen. Ich wusste auch nie wie ein Handy aussah. Nur das meins viereckig ist. Sind alle viereckig?
"Ja. Ist die Vorstellung vorbei?"
-"Ja. Ich bin in einer Stunde zuhause."
Seufzend legte ich mein Handy weg, nahm meinen Gehstock und tastete mich die Treppen runter.
Wendy hörte ich lautstark telefonieren. Oder war es vom Fernseher?
Seit dem Zwischenfall mit Jimin war ich mir nicht mehr sicher.
"Ich habe es geschafft?! Natürlich werde ich bald nach New York kommen und... Ja! Ja natürlich!"
Ihre Stimme verstummte.
Ich denke sie hat mich gesehen.
Sie klappte ihr Handy zu.
"Jenna... Was machst du hier?"
-"Ich war so allein. Entschuldige falls ich dich gestört habe, doch... Hast du eben gemeint dass du nach New York gehen wirst?" fragte ich sie verwundert.
Eine Weile blieb es still.
"Ja. Ich wurde an der Designerschule angenommen, Unnie."
-"Das freut mich für dich. Ehrlich."
Aber das hieß dass sie mich verlassen müsste.
Ich drehte mich langsam um, als ihre Stimme mich aufhielt.
"Unnie..."
-"Ich freue mich für dich, Wendy."
Das tat ich wirklich.
Doch somit ging noch ein Mensch, von wenigen die ich hatte, fort.
Ich öffnete die Tür und zog mir meinen Mantel über.
"Ich gehe eben spazieren."
-"Soll ich mitkommen?"
Den Kopf schüttelnd nahm ich in die andere Hand meinen Schirm und trat hinaus.

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