#40 "Ist es falsch ihr etwas vorzuspielen?"

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Jimin POV

Die Nacht war unruhig. Es gewitterte und ich schaute dem Sturm draußen zu.
Ich verschränkte meine Arme und sah den Mann gegenüber von mir im Glas des Fensters an.
Er schaute emotionslos. Abweisend. Nicht glücklich. Er wirkte müde.
Ich realisierte das es unmöglich war diese Nacht zu überstehen, ohne nochmal bei Choa vorbei zu schauen.
Daher tapste ich langsam den Flur entlang und machte die Tür auf.
Choa und ich schlossen nie richtig unsere Türen, seitdem wir klein waren war es so.
Als Kinder hörten wir immer den anderen schreien, weinen oder murmeln, das gab beiden von uns das beruhigende Gefühl das jemand neben dir war.
Die Tür war wie gewohnt nicht zu, sondern nur leicht angelehnt.
Ich machte sie leise auf und schob mich an ihrem Berg voller Ordner, mit Kpop Zeug drauf, vorbei und sah ein Mädchen in ihrem Bett liegen.
Der Sturm war ebenfalls bei ihr zu sehen und sie hatte ihre Fenster offen.
"Trottel." flüsterte ich. "Willst du krank werden oder was?"
Ich machte die Fenster zu und schob die weißen dünnen Gardinen zur Seite, die eben noch wegen des Unwetters wie verrückt zum Wind tanzten und deckte meine kleine Schwester ein.
Sie war das schönste Mädchen auf Erden.
Ihr Blick war friedlich als sie schlief und sie atmete normal.
Ein Grinsen breitete sich in meinem Gesicht aus als ich bemerkte dass sie eingeschlafen war und ihr Handy immer noch in ihrer Hand ruhte.
Ich machte den Bildschirm an und lächelte.
Es war 03:23 Nachts.
Ihr Bildschirm war ein Bild von mir und ihr als wir zusammen in der Stadt waren und im Karnevalsgeschäft Ganzkörperanzüge anprobiert hatten.
Sie hatte am Ende sich für ein Schaf entschieden und zwang mich jedoch in ein braunes Bärenkostüm, weil sie fand ich sähe damit so 'Zucker' aus.
Darunter stand : 'Oppa ist der beste'.
Ich legte das Handy weg, saß mich an ihr Bett und drückte ihr einen leichten Kuss auf die Stirn.
"Hauptsache du kannst gut schlafen, das beruhigt mich schon genug Choa." flüsterte ich ihr ins Ohr.
Ich wollte gerade gehen, als ich gegen ihren Nachtisch rammte.
Ich schaute auf die Fotos die mich dort beäugten.
Choa und Kessi wie sie im Kino zusammen waren, Choa und ich als wir noch klein waren, Choa, ich und Dad als wir noch als ich 16 war und sie 13 in Disneyworld waren... Und ein Foto von einer Frau die ich einst Mutter nannte.
Choa kannte sie nie. Sie starb bei ihrer Geburt.
Doch ich konnte 2-3 Jahre in ihren schützenden Armen liegen und sanft hin und her gewogen werden.
"Mom..." wisperte ich.

Choa POV

"Mom..." hörte ich Jimin flüstern. Er wusste anscheinend nicht das ich wach war und ihm zuschaute wie er das Bild in der Hand an seine Brust presste.
"Mom... Mache ich einen guten Job? Da du nicht hier bist, hoffe ich das ich ein guter Ersatz für Choa bin." Er machte eine Pause.
Ich schluckte um Tränen zu unterdrücken.
Jimin wirkte immer wie der harte, unverletzliche Typ, dem alle Mädchen hinterherrannten... Doch er war eigentlich garnicht so.
Hinter seiner Fassade... Hinter dieser harten Schale verbirgt sich ein sehr weicher Kern.
Ich war die Einzige die sie kannte.
"Sie ist wunderschön, weißt du?" fuhr er fort und seufzte.
"Sie hat deine Augen. Lippen. Und Haare. Ich erinnere mich an dich ganz klar. Du warst die schönste Mutter auf Erden. Du hast mich immer angelächelt als wäre ich ein Engel. Jeder Moment mit dir war kostbar. Ich hätte Choa gerne etwas von den 2-3 Jahren wo ich dich noch hatte, abgegeben.
"Mom... Neuerdings sehe ich in Choa nicht nur dich."
Ich zog die Decke langsam über mein Gesicht damit man nicht durch den Spiegel sah, das ich überrascht schaute.
"Ich sehe ein Mädchen. Ich habe sie vor einer gewissen Zeit kennengelernt. Die beiden haben sich auch schon einmal gesehen."
Er lachte leicht auf.
"Lustig oder? Dein Sohn führt hier Selbstgespräche und dieses Mal, wenn du das auch wirklich hörst, handelt es sich um ein Mädchen."
Ein Lächeln entstand auf meinem Gesicht und ich drehte mich zu ihm um und sah ihn nur an.
Er hatte ein weißes Hemd an und redete frei aus seiner Seele raus.
"Sie ist nicht wie alle anderen. Ich mochte sie am Anfang nicht. Doch ich brauche sie um erfolgreich zu werden. Ist es falsch ihr etwas vorzuspielen?"
Er machte eine Pause.
Jimin... Dachte ich in meinem Kopf.
Natürlich ist es falsch, Oppa.
Er fuhr fort. "Aber ist es auch dann falsch wenn ich ihr am Ende doch nichts vorspiele? Wenn ich... doch Gefühle für sie entwickle?"
Ich strich seinen Arm entlang.
Mein großer Bruder schaute überrascht zu mir.
Lächelnd schüttelte ich den Kopf.
"Nein, dann ist es nicht falsch." erwiderte ich.

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