#17 Regen bringt mich Menschen näher

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Jenna POV

Der Regen duftet frisch und sauber.
Es war eins der wenigen Düfte die ich mochte.
In einer Hand den Schirm und in der anderen Hand den Gehstock trabte ich die Straßen entlang.
Ich wollte Tante Nina abholen gehen.
Den Weg dahin kannte ich ja gut genug.
Es war kühler als ich dachte, ich hätte mir einen Schal mitnehmen sollen.
Nun ja, ich wusste nicht wieviel Zeit vergangen ist, doch ich saß wieder einmal auf der Bank und lauschte dem Regen, als jemand näher kam.
"Kleines, was machst du denn hier im Regen?" fragte die Person.
Ich drehte mich nach links. Von dort kam die Stimme. Ich nehme an, es war die eine Großmutter.
"Guten Abend, Großmutter. Ich warte auf meine Tante. Setzen Sie sich doch zu mir." begrüßte ich sie.
"Liebes, ich sitze doch schon neben dir." Sie kicherte. "Und da dachte ich ich habe schlechte Augen."
Ein trauriges Lächeln entstand auf meinem Gesicht.
"Ich kann nicht sehen, Großmutter."
Ihr Kichern verstummte.
"Oh... Das tut mir jetzt aber sehr sehr leid, Kind."
Ich erschrak mich ein wenig als ihre Hände nach meinen fassten.
Zögernd befreite ich mich aus dem Griff. Körperkontakt war mir irgendwie unangenehm.
"Was machen Sie eigentlich so spät im Regen noch draußen? Haben Sie einen Regenschirm bei sich?" Versuchte ich das Thema zu wechseln.
"Nein. Habe ich nicht."
-"Oh wenn das so ist, nehmen Sie doch meinen."
"Denkst du wirklich?" fragte sie.
Ich nickte und reichte ihr den Schirm.
"Es regnet ja sowieso nur ein wenig. Ich halte das schon aus."
-"Danke dir, mein Kind."
Sie nahm ihn zögerlich an und stand auf.
"Ich würde noch gerne länger plaudern doch ich muss wieder zurück. Ich danke dir für den Schirm."
Lächelnd nickte ich.
"Gerne."
Ich hörte wie ihre Schritte langsam leiser wurden und sie langsam fortging.
Ich atmete ein und aus, wedelte mit meine Füßen hin und her und wartete weiter.
Auf einmal fing es heftiger und heftiger zu regnen und ich zuckte stark zusammen.
Tropfen schlugen gegen meinen Körper, mein Kleid wurde nass und ich nahm schnell meinen Gehstock, dieser fiel aber von der Bank.
Ich stand auf und hockte mich hin, versuchte blind nach ihm zu tasten, doch er war wie verschwunden.
Panik stieg in mir auf.
Wo war er?
Ich keuchte und atmete schnell, immer noch nach dem Stock tastend.
Der Regen wurde immer stärker und in einer Sekunde war ich ganz durchnässt.
Jetzt kniete ich auf dem Boden und tastete alle Richtungen durch, nach meinem Stock.
Mein Handy vibrierte, doch ich konnte gerade nicht rangehen. 
Ich musste ihn finden. Er war doch gerade noch da.
Ich krabbelte immer noch auf meinen Knien hin und her.
Meine Hände waren bestimmt voller Dreck, genauso wie meine Klamotten.
Meine Haare klebten mir unangenehm im Gesicht und mir stiegen Tränen in die Augen.
Weiter tastete ich im Regen auf dem Boden weiter, als ich von Weitem ein Auto hörte.
Es hupte laut.
Ich wusste nicht von wo es kam.
Erschrocken und voller Panik versuchte ich aufzustehen, wusste aber auch nicht aus welcher Richtung es kommt, sank wieder auf dem Boden.
Die Tränen stiegen mir weiter in die Augen und liefen meine Wangen runter, doch ich tastete weiter nach meinem Gehstock.
Ich hörte das Auto öfters und lauter hupen, als mich jemand an den Schultern packte, mit sich zog, ehe das Auto uns erwischte.

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