#39 "Frag mich bitte wie es mir geht."

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Choa POV

Dad und ich schauten gerade eine Dokumentation über die Genetik der Zwillingsforschung an, als mein Handy plötzlich aufleuchtete.
"Die Ergebnisse des Endjahrestests sind draußen, Dad." sagte ich zu ihm.
"Achja? Wie siehts aus?" fragte er neugierig und saß sich zu mir.
Ich scrollte meinen Bildschirm runter bis zu meinem Namen.
"Ich bin Platz 1 der Klasse."
Dad strahlte und tätschelte mir stolz auf den Kopf.
"Sehr gut! Wirklich sehr schön, Schatz! Ich bin sehr stolz auf dich."
Ein halbes Lächeln entstand auf meinem Gesicht, doch ich musste an meinen Bruder denken.
"Dad?" fragte ich.
"Ja Liebes?"
-"Bitte schlag Jimin nicht."
Sein Gesichtsausdruck wurde langsam ernst.
"Ich tue es doch nicht."
-"Heute Morgen warst du kurz davor. Jimin kann doch nichts dafür wenn er schwach in der Schule ist! Und seine Liebe zum Theater kannst selbst du ihm nicht nehmen, Dad."
"Park Ly-Choa."
Mist. Er hatte meinen vollen Namen ausgesprochen.
"Das ist eine Sache zwischen deinem Bruder und mir. Wir hatten dieses Thema schon oft."
-"War ja klar..." murmelte ich und stand auf.
Ich sah den Mann vor mir feindlich an.
War ja klar das er wieder abblockt.
Er hielt mich noch zu klein um irgendetwas zu verstehen.
Ich stampfte wütend aus dem Wohnzimmer, die Treppen hoch und vergrub mein Gesicht in meinem lavendelfarbenen Pullover, als die Haustür aufging.
Es war Jimin.
Seine Klamotten waren leicht feucht.
"Oppa..." sagte ich überrascht und musterte ihn.
Sein Blick war auf dem Boden.
"Oppa, ist alles okay?"
Ich zog ihm die Schuhe aus, hing seinen Mantel auf und währenddessen wehrte er sich nicht, sondern stand einfach emotionslos auf dem Flur rum.
Ich zog ihm gerade ins Bad und zog ihm seinen Wollkragenpullover gerade aus, als er schwach nach meinem Arm packte.
"Choa..." Seine Stimme klang heiser und er schaute mich an, wie er mich noch nie ansah.
In seinen Augen sah ich Trauer.
"Choa..."
Ich schaute zu ihm auf und schwieg nur.
"Frag mich wie es mir geht..."
-"Wie geht es dir?"
Er sackte zusammen und ich stützte ihm auf den Boden.
Jetzt hockten wir beide auf dem Boden und ich sah ihn nur liebevoll an.
"Ich weiß es nicht. Ich weiß es einfach nicht."
Es sah aus als würde er gleich anfangen zu weinen, doch keine Träne kam.
Ohne zu wissen was los ist, nahm ich ihn in meine Arme.
Sein großer Kopf und seine sonst so breiten und kräftigen Arme, die mich immer verschlungen und mir das Gefühl von Sicherheit gaben, ruhten dieses Mal an meinem Körper.
Sein Kopf war an meiner Brust, während ich durch seine nassen Haare strich.
"Es wird alles okay." flüsterte ich.
"Wirklich?" fragte er wie ein kleines Kind.
Ich nickte.
"Wirklich. Denn manchmal ist es okay nicht okay zu sein."
Und schon umarmte er mich und schloss seine Augen.
So war es bei mir und Jimin.
Wir bauten einander auf, ohne manchmal zu wissen was los ist.

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