"Jetzt wird abgerechnet!"

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"Ich bin wieder da", schrie ich, als ich zuhause ankam. Meine Mutter konnte mich wegen eines Termins nicht abholen, sollte aber langsam auch zurück kommen. Auf der Klassenreise ist nicht mehr viel passiert.
Wir haben die letzten Tage noch viele verschiedene Aktivitäten gemacht, wie Lagerfeuer, Nachtwanderung und Team Spiele.
Nate und ich haben nicht mehr wirklich viel miteinander geredet. Also nicht Privat, nur das übliche 'Guten Morgen', 'Hallo', 'Gute Nacht' und so weiter. Eigentlich war es gut, so konnte er mir immer noch nicht sagen, was er mir die ganze Zeit sagen wollte. Blake war nicht mehr aufgetaucht, er hatte einen Zettel auf mein Bett gelegt, auf dem Stand, dass er nach Hause gefahren ist. Komischer weise, hat niemand anderes, außer Josy und Nate ihn bemerkt, und halt noch die Mädchen aus meinem Zimmer. Wir waren für heute Abend zum telefonieren verabredet, um die letzten Details abzusprechen, doch ich fürchte, ich werde Blake sagen, dass ich das nicht durchziehen kann. Ich kann Nate einfach nicht so verletzten, vor allem will ich ihn nicht doppelt verletzen.

Ich war gerade dabei, meinen Koffer die Treppen zu meinem Zimmer hoch zu schleppen, als mir Leon aus der Küche entgegen kam. Als er mich sah, verzog sich sein Gesicht. Er sah echt traurig und verzweifelt aus und ich wusste, dass er mit mir reden wollte. Doch ich war noch nicht soweit. Ich konnte ihm das nicht verzeihen. Er hat mich im Stich gelassen und das auch noch für Josy.

"Ally", flüsterte er und kam auf mich zu.
Ich drehte mich weg und ging weitere Treppen hoch, was durch meinen Koffer, fast unmöglich wurde. Ich hatte definitiv zu viel eingepackt.
Leon kam die drei Stufen, die ich bis jetzt erklommen hatte hoch und nahm mir den Koffer aus der Hand. Sofort wollte ich ihn mir zurück holen, doch Leon meinte nur:
"Lass mich den tragen. Bitte", als er ihn hoch hob stöhnte er auf und sagte:
"Wie viel hast du bitte mitgenommen? Der wiegt ja Tonnen!" Sollte das witzig sein? Denn mir war nicht nach lachen zu mute. Deshalb drehte ich mich einfach um und ging hoch.
Leon kam hinterher.

In meinem Zimmer angekommen, warf ich mich auf mein Bett. Klassenreisen sind echt anstrengend. So viele Leute um einen herum. Ätzend. Leon stellte meinen Koffer neben die Tür und blieb dort abwartend stehen.
"Was?", blaffte ich ihn an. Ich wollte nicht mit ihm reden.
"Bitte lass uns das klären, ich vermissen dich", sagte er. "Ich wüsste nicht was es zu klären gibt. Du hast dich hinter meinem Rücken mit meiner besten Freundin getroffen und mich ihretwegen erst versetzt und dann im Stich gelassen. Da ist nichts unklar und deshalb gibt es auch nichts zu klären.", meinte ich und drehte mich von ihm weg.
Ich vermisste ihn doch auch! Ich vermisste es, mich mit ihm um essen zu streiten. Mit ihm zusammen zur Schule zu fahren. Ich vermisste sogar Jürgen und Petunia.
"Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie eine Sache so sehr bereut, wie das. Ich hätte die nicht versetzen dürfen. Ich...", dort unterbrach ich ihn. "Du hast nicht mal geschrieben! Du bist einfach nicht aufgetaucht!" "Und es tut mir leid ok? Es tut mir so sehr leid! Ich habe nichts zu meiner Verteidigung zu sagen, aber bitte bitte verzeih mir", erwiderte er. "Wieso Josy?", wollte ich wissen. Leon schaute mich zerknirscht an und sagte: "ich mochte sie und sie war so unglaublich unglücklich, dass ich ihr irgendwie helfen wollte. Deshalb hab ich sie geküsst und danach hab ich mich irgendwie verantwortlich gefühlt. Ich weiß, das entschuldigt nichts. Ich war schon auf dem Weg zu dir, als sie mir geschrieben hat, dass es einen Notfall gibt und ich sofort kommen muss. Ich wusste nicht, dass es wegen ihres Hamsters war. Als ich dann nach Hause kam und du so fertig warst wegen Mama und Papa, da hab ich mich so fürchterlich wie noch nie gefühlt. Ich bin ein schlechter großer Bruder. Ich hätte da sein sollen. Es tut mir so leid. Glaub mir.", danach lies er den Kopf traurig hängen, nur um mich wieder abwartend an zu schauen.
Wisst ihr, was mich an Leuten stört? Wenn sie denken, dass es mit einer Entschuldigung getan sei.
"Ich weiß, dass du es nicht böse gemeint hast. Eigentlich meint es keiner wirklich böse!
Das macht es deshalb auch nicht besser. Du hast es trotzdem getan. Mir ist es total egal warum, da es auf das gleiche hinaus läuft: du hast mich im Stich gelassen, als ich dich am meisten brauche. Wir wissen beiden, dass wir uns irgendwann wieder vertragen. Eifach weil wir Geschwister sind. Irgendwann, werde ich keine Lust und Kraft mehr haben auf dich wütend zu sein und dir verzeihen. Aber dieser Moment ist nicht heute und er wird auch nicht morgen oder übermorgen sein.
Du hast mich verletzt. Sehr sogar. Ich will, dass du mich in Ruhe lässt, bis so weit ist und wenn du sonst nichts wichtiges willst, bitte ich dich zu verschwinden", nachdem ich fertig gesprochen hatte, starrte mich Leon mit weit auf gerissenen Augen an. Ich war schon immer gut im Reden. In Leons Augen konnte man Tränen erkennen. Ich hatte ihn sehr verletzt, doch das war mir egal. Wir waren immer sehr eng miteinander gewesen, doch er hat die Grenze überschritten. Wenn Leute mich scheiße behandeln, behandle ich sie scheiße zurück.

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Meine Mutter hatte angerufen und gesagt, dass sie um neun zuhause sein wird und es war gerade mal fünf. Leon war zu irgendeinem Freud gefahren und Ich beschloss, Blake jetzt schon anzurufen, da ich mich langweilte. Auch wenn es dumm war, vermisste ich Josy.

Nach kurzem klingeln ging Blake ran.
"Hey Pupsbärchen", begrüßte er mich.
"Pupsbärchen?", fragte ich unter starkem lachen nach. Was war das denn bitte für ein Kosenamen? "Ich überlege mir gerade gute Spitznamen für meine Zukünftige", erwiderte Blake. Aha. Wenn er seine Zukünftige 'Pupsbärchen' nennen wird, wird sie seine Zukünftige gewesen sein. "Warum bist du so gut drauf?", wollte ich wissen, nachdem ich mich wieder eingekriegt hatte.
"Weil etwas wunderbares geschehen ist", summte er. Ja er summte. Wenigstens bei einem von uns ist dann heute etwas gut gelaufen. "Was denn?", fragte ich.
"Amelie hat mich angeschrieben und gefragt, ob wir uns treffen wollen. Ist das nicht toll?", erzählte Blake aufgeregt. Damit hatte ich nicht gerechnet. "Doch ist es. Ich freu mich für dich.", meine ich. "Ach wegen der Sache mit Nate, dass müssen wir dann ja nicht mehr machen. Ich hab ein Date mit meiner Zukünftigen." Erleichtert atmete ich auf. "Gott sei dank!", stöhnte ich, woraufhin Blake anfing zu lachen. "Du wolltest mir sagen, dass du doch nicht mitmachst. Richtig?", fragte Blake und ich konnte hören wie er schmunzelte. "Ich doch nicht", gab ich lachend zurück. Ich war echt erleichtert, dass wir den Plan nicht durchziehen würden, ich Blake aber nicht im Stich lassen würde. Danke Amelie!

"Warum hast du dich damals eigentlich mit mir getroffen?", fragte ich Blake. Wir telefonierten schon seit einer halben Stunde und redeten über Gott und die Welt.
"Naja...", meinte er und ich hörte wie verlegen er wurde. Jetzt bin ich neugierig. "...als eigentlich nur, um Nate eins auszuwischen", beendete er seiner Satz. Wow. Wie nett. Andererseits, habe ich das selbe getan, ich war also nicht wütend doch Blake meinte schnell noch: "aber dann habe ich dich kennen gelernt und ich mag dich echt richtig gern. Wirklich!"
"Alles gut. Ich glaub dir", erwiderte ich fragte dann aber noch: "aber was sollte das bringen? Es war ein Freundschaftliches treffen. Da war ja mal echt nichts also wieso?" "Na, weil Nate dich für 'off Limits' erklärt hat. Das heißt, dass keine Junge was von dir darf, also niemand darf dich mach nem Date oder so fragen, da du Tabu bist und da alle Angst vor Nate haben, hat sich jeder daran gehalten", erklärte Blake. Tabu? Nate hatte mich für Tabu erklärt? Was fällt ihm eigentlich ein? Ich wollte gerade etwas erwidern, als es klingelte. "Sorry, ich muss auflegen, es hat geklingelt", meinte ich zu Blake, legte auf und ging nach unten.
Ich riss die Tür mit etwas zu viel Schwung auf und hätte sie am liebsten wieder zugeknallt.

Vor mir stand Josy. "Leon ist nicht da", meinte ich und wollte die Tür wieder zu machen, doch Josy hielt sie auf und sagte:
"Ich will zu dir", schweigend lies ich sie rein.
Wir gingen in die Küche und ich schaute sie fragend an. "Ich bleib nicht lange. Keine Sorge. Doch ich fand, dass du das sehen solltest.", sagte Josy und gab mir ihr Handy.
"Ich weiß, wir haben momentan unsere Probleme, doch ich möchte nicht, dass er dich so verletzt wie Jack mich verletzt hat", fügte sie noch hinzu. Auf ihrem Handy sah ich ein Bild. Nicht irgendein eins, sondern das Bild, dass alles zerstört. Auf dem Bild sah ich Nate und Amelie. Sie waren in dem kleinen süßen Café und küssten sich. Sie küssten sich!!!
In mir stieg so unglaublich viel Wut auf. Ich kann nicht glauben, dass ich Nate vertraut habe. Es versetzte mir auch einen solchen Stich, dass ich Luft holen musste.
"Es tut mir leid", meinte Josy. Ich hatte genug. Ich hatte genug davon, dass jeder immer machte was er wollte, ohne Rücksicht auf Verluste. Ich hatte genug von Entschuldigungen!
"Woher hast du das?", fragte ich mit ruhiger Stimme.
"Ich war einen speziellen Tee für meine Mutter kaufen, den es nur in einem kleinen Laden in der Nähe des Cafés gibt. Auf dem Rückweg habe ich die beiden gesehen.", erklärte Josy.
"Danke", meinte ich nur. Sie nickte und ging zur Tür, drehte sich jedoch nochmal zu mir um und sagte leise: "ich bin immer für dich da. Ich wollte nur das du das weißt", danach ging sie und mit ihr meine Beziehung zu Nate.
Er hatte mich verarscht. Doch diese Sache war noch nicht gelaufen!

Jetzt wird abgerechnet!


Ich hoffe das Kapitel gefällt euch.
Vergesst nicht zu Voten und zu kommentieren:)

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