| 34 | Hope Huston bitte!

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Keuchend wache ich auf. Meine Haare kleben an meiner Stirn und mir ist warm. Schwer atmend streiche ich die Decke von meinen Beinen und fahre mir durch die Haare.
Ein Blick auf mein Handy sagte mir, dass es 3:47 Uhr war. Und ein Blick in den Spiegel, dass ich weiß wie eine Wand war.

Zitternd saß ich in meinem Bett. Ich hatte geträumt das ich wirklich schwanger war und mich alle abgestoßen haben. Dann bin ich von Dad rausgeworfen worden und musste auf der Straße leben, wo schließlich erst mein Kind gestorben ist und dann ich.

Mir wurde erneut übel und schnell rannte ich auf Klo. Ich habe mich bestimmt irgendwo angesteckt, Olcay war doch letztens erst etwas krank! Redete ich mir ein.

Ich wusste das man oft erbrach wenn man schwanger war, ich war ja nicht doof, aber ich war ja nicht schwanger, also brauchte ich mir keine Sorgen machen. Mit weichen Knien wankte ich wieder zu meinem Bett und ließ mich darauf sinken.

Meine Decke kam mir unnatürlich warm vor, obwohl sich meine Finger eiskalt anfühlten. Ich legte mich trotzdem wieder unter die Decke und probierte zitternd einzuschlafen. Immer wieder murmelte ich vor mich hin: „Du bist nicht schwanger, du bist nicht schwanger."

Langsam wurde mir wieder wärmer und schließlich schlief ich wieder ein.

Ich zuckte zusammen und schaute verwirrt auf meinen Wecker, der laut klingelte. War nicht heute Samstag und ich konnte ausschlafen? Da mein Kopf anfing zu schmerzen, machte ich den Wecker aus. Ich kuschelte mich wieder in meine Decke, sprintete kurze Zeit darauf aber zur Toilette, wo ich mich übergab. Und da fiel es mir auch wieder ein.

Ich wollte heute zum Frauenarzt gehen und mir bestätigen lassen das ich nicht schwanger bin. Mit wackeligen Knien zog ich mich an und machte dann in einer Pfanne Eier und Speck, die ich auf zwei Teller verteilte.

Dann zog ich mir Schuhe und Jacke an und verließ leise das Haus. Mit meinem Fahrrad fuhr ich Richtung Stadt, der Wind zog in meine Jacke und fröstelnd zog ich die Schultern an. Es wurde bald Herbst, die ersten Blätter fielen von den Bäumen und immer öfter gab es Regen oder die Sonne spielte mal wieder verstecken.

Als ich der Praxis immer näher kam, wurde das mulmige Gefühl in meinem Bauch stärker. Du gehst da jetzt rein und kommst mit der Nachricht raus das du nicht schwanger bist, ganz einfach Hope. Redete ich mir zu und öffnete die Tür.

„Ähm...Ich wollte fragen ob sie spontan noch einen Termin frei hätten?" Fragte ich die mürrisch aussehende Frau hinter den Tresen. Sie schaute mich über ihren Brillenrand genervt an. „Lass mich gucken Schätzchen."

Ihre Finger flitzten über die Tastatur. Das klickern hallte in meinen Ohren wieder und wurde immer lauter. Ich kniff die Augen zusammen.

„Sie haben Glück, es ist noch ein Termin frei, sie müssten dann allerdings noch eine halbe Stunde warten." Ihre kratzige Stimme holt mich wieder in die Realität und ich nicke nur, bevor ich mit kleinen Schritten in das Wartezimmer laufe.

Viele Frauen sitzen hier, ein paar in meinem Alter sind auch dabei. Alle sind still. So leise wie möglich setzte ich mich auf einen freien Stuhl und atme tief ein und aus. Ich hatte mal gelesen es soll dabei helfen sich zu beruhigen und das musste ich jetzt definitiv.

Ich schloss die Augen und versuchte mit vorzustellen, wie es wäre mit einem Kind zu leben. Dad würde sich von mir abwenden, Carla erst recht, sie hat sich ja nicht mal richtig mit mir abgegeben.

Und Ryder... Ryder war nicht der Typ für ein Kind. Erst recht nicht wenn es von ihm war. Mit einem Ruck öffnete ich die Augen und schaute mich im Wartezimmer um. Gegenüber von mir saß eine Oma, die mich aus kleinen Augen böse musterte, neben ihr eine junge Frau, die verzweifelt versuchte ihren kleinen Sohn ruhig zu stellen.

Ohne es zu wollen schlich sich ein kleines Lächeln auf meine Lippen. Das könnte ich sein.

Neben der Frau saß ein Teenager, der sich immer wieder nervös durch die Haare fuhr. Sie war wohl auch zum ersten Mal hier. Oder sie ist sich auch nicht sicher ob sie schwanger ist. Ist zwar ein bisschen früh, aber man weiß ja nie.

Auch die anderen Frauen im Wartezimmer waren eher jung. „Hope Huston bitte!" Ertönte es plötzlich von vorne und wie ein Schlag kam das mulmige Gefühl in meinem Bauch wieder. Mit weichen Knien lief ich in den Raum, wo schon eine Ärztin saß und auf dem Computer einstellte. „Mach doch schon einmal den Bauch frei und leg dich auf die Liege, der Arzt kommt gleich!" Sagt sie mit einem freundlichen Lächeln zu mir.

Ich bringe nur ein schwaches Lächeln zustande und lege mich auf die Liege. Sie war wohl doch keine Ärztin. Mich wird verdammt noch mal ein Arzt untersuchen! Die Krankenschwester schenkt mir noch ein letztes aufmunterndes Lächeln, bevor auch sie aus dem Raum verschwindet.

Kurze Zeit später kommt ein junger Arzt rein und reicht mir freundlich die Hand. Sein Händedruck ist fest, meine Hand hingegen zittert leicht und ich habe einfach nicht die Kraft noch fester zuzudrücken.

Er nimmt ein rundliches Gerät in die Hand und drückt dann auf eine Tube, aus der etwas Glibber kommt. Er drückt noch ein paar mal drauf und als das Gerät schließlich voll damit war, drückt er es leicht auf meinen Bauch, was mich zusammenzucken lässt.

„Das ist kalt." Gebe ich nervös von mir. Er lächelt mich kurz an, bevor er sich wieder dem Bildschirm zuwendet. Sein Blick ist ernst.

Unsicher schaue ich ihn an. „Ist etwas?" Meine Stimme zittert.

„Nun ja, ich kann noch nicht viel erkennen, würde ihnen allerdings raten einen Schwangerschaftstest zu machen. Einen Schwangerschaftstest macht man normalerweise am ersten Tag sobald die Regelblutung anfangen sollte. Wenn sie dies gemacht haben und der Test schwanger anzeigt, machen sie einfach noch einmal einen Termin mit uns aus und wir treffen uns noch einmal und besprechen die nächsten Schritte." Sagt er und lächelt mich dabei an.

„Okay, danke."Murmelte ich, während ich mir mein T-Shirt über meinen Bauch zog und aus der Praxis verschwand.

Dad und Carla werden mich dafür hassen! Und erst Ryder! Mir viel wieder die Situation auf der Straße ein, als Ryder begriffen hatte das ich vielleicht schwanger war. Seitdem hatte sich Ryder nicht mehr bei mir gemeldet. Es war nicht lange, aber trotzdem fühlte es sich an als würde eine riesige Hand meinen Brustkorb zusammendrücken, so das ich keine Luft mehr bekam.

Und ich war nicht sicher wie lange ich dem noch widerstehen konnte.

HopeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt