| 36 | Wenn du bereit bist, bin ich es auch

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Mein Wecker klingelt laut auf und ich schrecke hoch. Ach ja, heute war ja auch noch Schule.

Stöhnend lasse ich mich wieder in mein Kissen fallen. Ich wollte nicht aufstehen, am liebsten würde ich heute einfach überspringen. Langsam stand ich auf und zog mich an. Heute wollte ich den Schwangerschaftstest machen. Wenn ich daran dachte wurde mir schlecht, ich konnte mir nicht vorstellen wie es wäre schwanger zu sein. Mit meiner Tasche über der Schulter lief ich schnell nach unten, wo ich dann Frühstück für Dad und Carla machte. Noch immer mit einem mulmigen Gefühl lief ich zum Bus. Ich wusste nicht wie Ryder reagieren würde, ich wusste nicht wie Olcay reagieren würde, ich wusste nicht wie ich reagieren würde.

Und ich hatte verdammt noch mal Angst. Angst davor das Ryder mich verlässt, Angst davor das ich, sofern ich schwanger bin, das Kind alleine aufziehen muss, Angst davor das ich das nicht schaffe und auf der Straße lande, Angst davor, das Dad mich verstößt.

Ich war schon ein ängstlicher Mensch.

Olcay erwartete mich schon, sie wusste das ich heute den Schwangerschaftstest machen wollte. Zusammen gingen wir auf Klo und mit zitternden Fingern öffnete ich die Verpackung.

„Du solltest wissen, ich werde dich unterstützen, egal was bei dem Test rauskommt!" Sagt Olcay und drückt mich noch einmal, bevor ich in der Kabine verschwand.

Wenig später stand ich wieder draußen und schaute gebannt auf das kleine Stück Papier. Es war ein Strich zu sehen und ich wollte gerade glücklich jubeln das ich nicht schwanger wäre, als sich ein zweiter, leicht rosaroter Strich zu dem ersten dazu gesellte.

„Herzlichen Glückwunsch Hope, du bist schwanger!" Sagt Olcay leise und umarmt mich von der Seite.

Fassungslos lasse ich den Test sinken. Das kann nicht sein. Ich kann nicht schwanger sein! Nicht von ihm und auch nicht von irgendjemand anders! Ich war doch noch viel zu jung!

Eine einzelne Träne bannte sich einen Weg über meine Wange bis zu meinem Kinn.

„Willst du das Baby abtreiben?" Höre ich Olcays Stimme. Sie ist weit weg und nur undeutlich zu verstehen. Plötzlich spüre ich etwas kaltes in meinem Nacken und komme langsam wieder zu Sinnen.

Verwirrt schaue ich sie an. „Du hast mich nicht gehört und da dachte ich..." Entschuldigt sie sich.

„Schon gut, ich war gerade nur in Gedanken, was hast du gefragt?"

„Äh, ob du das Baby abtreibst." Sie guckt mich verwirrt an und fragt dann: „Ist wirklich alles gut? Du wirkst weggetreten."

„Jaja, alles gut." Beschwichtige ich sie und wickle den Schwangerschaftstest in Klopapier. Dann schmiss ich ihn in den Müll.

Muss ja nicht jeder gleich sehen das einer der Mädchen aus der Schule schwanger ist.

Olcay umarmt mich noch einmal, bevor wir uns auf den Weg zur Klasse machen. Wir hatten jetzt Physik bei Herr Wack. Nervös lief ich hinter Olcay in die Klasse. Meine Augen wanderten einmal durch den Raum, schauten nach ihm. Und dort saß er. Als er mich sah veränderte sich seine Miene von entspannt zu verschlossen und ich musste ein paar Tränen unterdrücken.

Mit fest zusammengepressten Lippen setzte ich mich auf meinen Platz neben ihn. Er beobachtete mich nicht und ich probierte so gut es ging ihn zu ignorieren.

Es tat mir im Herzen weh, am liebsten wollte ich ihm um den Hals fallen. Ich vermisste seine Berührungen, seine liebevollen Blicke. Ich vermisste einfach alles an ihm.

Herr Wack kam herein und begann direkt mit dem Unterricht. Ich hörte ihm nicht zu. Meine ganze Körperhaltung war zu Ryder gerichtet, alles an ihm zog mich an.

HopeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt