7) Nicht nett, weist du?

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Bevor Kendall mich erreichte, drehte ich mich wieder weg von ihm und zog meine Kaputze über den Kopf um meine rote, angeschwollene Wange vor den Vorbeilaufenden Joggern zu verstecken. Einige Schritte brachte ich stumm weinend hinter mich und hegte schon die Hoffnung, alleine zu sein, als sich eine große Hamd um meinen Oberarm schloss und mich zum stehen zwang. Instinktiv zuckte ich erschrocken zusammen. Meinen Kopf senkte ich weg von ihm.
"Hey, Mia. Was machst du so alleine hier? Wo ist Marvin? Oder Jack oder so?" Er war mir so nahe, dass unsere Schuhe sich berührten.

"Sie sind nicht hier." Ich wusste nicht ob er mich verstanden hatte, da ich interessiert den Boden musterte. Der Kaugummi an meiner rechten Schuspitze war ein schöner Abdruck. Und der an meiner linken Ferse sah noch recht frisch aus. Ich musste unbedingt aufpassen nicht in ihn reinzutreten!
"Du bist ohne Begleitung hier?" Konnte er das nicht sehen?
Vielleicht sollte ich ihn auch vor dem Kaugummi warnen, wenn er schon so blind war.
"Ne weißt, Marvin hat sich hinter dem Baum da versteckt weil er dein hässliches Gesicht nicht sehen wollte." Ironischerweiße verdrehte ich meine Augen.
Wow, was war denn in mich gefahren? Normalerweise bekam ich meinen Mund bei Fremden nicht einmal auf.
Kendall schien das genauso zu erstaunen, bevor sich auf seine Lippen ein bewunderndes Lächeln legte.
"Das ist nicht nett weist du das?" Beleidigt zog er seine Unerlippe vor, was bei jedem Menschen bekloppt ausgesehen hätte, ihn jedoch zu knuffig machte.

Als ich merkte, dass meine Backe noch immer rot war, senkte ich meinen Kopf wieder, bevor ich sprach.
"Jap. Aber ich habe echt keinen nerv jetzt für dich." Betont lässig wollte ich weiter laufen um wieder in Mitleid zu versinken, wurde jedoch ein zweites Mal zurück gehalten.
"Schau mich an!" Hatte Kendall meine Wange und die noch nicht getrockneten Tränenspuren gesehen?
Meine Kaputze rutsche mir in mein Gesicht, als ich ihn ansah und verdeckte so alles im Schatten. Doch ich konnte nicht schnell genug reagieren, da hatte Kendall sie vorsichtig aber mit einer schnellen Bewegung auf meine Schultern runtergezogen.
Er zog scharf die Luft ein.
"Warum wusste ich nur, dass du etwas verheimlicht hattest?" Gedanken verlohren strich er mir sanft über die leicht brennende Stelle und es war an mir die Luft einzuziehen, vor Schmerz.

"Wer war das?" Seine Zähne biss er fest zusammen und sein Kiefer trat deutlich hervor.
"Ist doch egal." Ich wischte mir unter den Augen um die Salzige Flüssigkeit zu entfernen, welche mir wieder einmal runterlief.
"Komm mit." Kendall gab seinen Kumpel in der Ferne ein Zeichen und zog mich anschließend mit zum Ende des Parks.
Er hielt vor einem Motorrad umd drückte mir einen Helm in die Hand.
Fragend sah ich ihn an, woraufhin er seuftzte.
Bestimmend nahm Kendall den Helm aus meiner Hand und setzte ihn vorsichtig auf meinen Kopf um dann die Schnalle unten zu befestigen.
Er selbst schwang sich vorne auf die Maschine und klopfte hinter sich. Erschrocken schüttelte ich den Kopf. Mit Kendall, dem Oberbadboy des Planteten würde ich nicht auf sein Motorrad sitzen.

Und als ich den Gedanken gerade aussprechen wollte, wurde ich schon hochgehoben und auf die Fläche gesetzt. Er selbst schwang sich vor mich und legte meine Hände um seine Hüfte.
"Gut Festhalten, kleine!" Somit, ohne auf mein Protest einzugehen, starrtete er sein Gefährt umd fuhr entspannt die Straßen unserer Schule entlang.
Ehrlich gesagt machte es mir nach einer Zeit Spaß den Wind um mich herum zu spüren und die Häuser an mir vorbeirauschen zu sehen. Doch in dem Moment merkte ich, dass er in einem vollkommen falschen Stadtteil war.
"Wo fährst du hin? Mein Zuhause ist in der anderen Richtung." Fragte ich ihn an einer roten Ampel.
"Ich denke nicht dass du so nach Hause solltest. Du kommst mit zu mir, denn wer dich auch immer geschlagen hat, kann nur von deinem zu Hause sein." Wo er recht hat!

Mein Protest beachtete er immer noch nicht, bis wir schließlich an einem schönen Stadthaus ankamen. Er stieg nach mir ab und ich gab ihm seinen Helm, den er wieder sicher verstaute und mich anschließend die Treppen zum Eingang hoch zog.
"Mom? Bin wieder da!"
Eine zierliche Frau erschien im Eingangsbereich.
"Oh schon? Wen hast du denn mitgebracht? Hey, du kannst mich Svenja nennen." Sie hielt mir strahlend die Hand hin, welche ich ergriff.
"Hallo. Ich bin Mia."
"Schön mal ein Mädchen hier zu seh... oh himmel, was ist mit deiner Wange passiert. Soll ich dir etwas zum kühlen bringen? Oder eine salbe?"
Kendall klingte sich in unser Gespräch mit ein.
"Mom, ich kann ihr selber helfen. Wir sind oben." Damit zog er mich die Treppen hinauf.
Warum wurde ich eigentlich immer gezogen?

In seinem Zimmer am Ende des Gangs drückte er mich auf sein Bett und verschwand hinter einer weiteren Tür, wahrscheinlich das Badezimmer.
Sein Zimmer wahr schlicht gehalten. Mit weißen Wänden, einem dunklen Steinboden und weißen Möbeln. Bumt warem einzig und alleine seine Bücher im Bücherregal. Warte, hatte er Bücher? Ich wusste gar nicht, dass er überhaupt das Alphabet beherrschte.

Neugierig lief ich auf sein Regal zu und las die Titel. Er hatte Fantasybücher, Thriller und Krimmis. Umd eine kleine Abteilung beanspruchte sogar Klassiker.
"Bin ich in einem falschen Film?" Meine Worte waren nur geflüstert, jedoch erhielt ich als Antwort ein lachen, nahe hinter mir.
"Nein. Das sind wirklich meine Bücher. Und warum stehst du wieder? Ich hatte dich aufs Bett gesetzt." Den letzten Satz ignorierte ich und musterte ihn stattdessen.
Dann zuckte ich mit den Schultern.
"Ich bin erstaunt, dass du weißt, dass Bücher oder Geschichten überhaupt bestehen." Weider nur ein Lachen von Kendalls Seite.

"Und jetzt aufs Bett setzten." Er legte mir einen kühlen Lappen auf meine Wange.
"Das ist nur ein wenig Rot. Warum machst du so einen Aufstand drum?"
Darauf nahm er einen Spiegel von seinem Regal und hielt ihn mir hin.
"Ein bisschen Rot?" Ein Blick genügte um mir zu zeigen, dass ich eine ganze Weile geschwollen herumlaufen musste.
Meine Tränen kamen zurück, als ich an meinen Vater denken musste.
"Hey. So schlimm siehst du doch nicht aus! Du musst deswegen nicht gleich weinen." Übervordert kniete sich Kendall vor mich hin, sodass wir auf gleicher Augenhöhe waren.
"Ich weine doch nicht wegen meinem Aussehen, du Idiot. Ich weine wegen der Tat. Also eher wegen dem Täter."

Gezeichnet, Bestimmt und VerlorenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt