20) Verräter

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Das nächste mal, als ich einen Zettel bekam, war drei Tage nach unserem Treffen. Er befand sich in dem Ritz, zwischen meinen Spindtüren und war in Kendalls mehr als unordentlicher Handschrift geschrieben.

"Samstag, gleicher Ort, gleiche Zeit? K"

Als ich in der Mittagspause seinen Fragenden Blicken begegnete, konnte ich wiederum nur nicken, da meine Brüder schon schauten.

Es war 15 Uhr und ich konnte mich noch immer nicht entscheiden, was ich anzog. Nornaler weiße würde ich mir jetzt einen Pulli schnappen und ihn mit einer schwarzen Hose kombinieren, jedoch wollte ich nicht so langweilig rüber kommen. Deshalb nahm ich letztendlich ein Top, mit einem Rock und einer schwarzen Strumpfhose. Darüber zog ich eine Strickjacke, da es wirklich Herbstlich war.

Pünktlich um 16 Uhr stand ich schon am Eingang des Parks, nichts ahnend, was gleich auf mich zukommen würde. Ich lief den langen Weg entlang auf die Bank zu. Inzwischen war der Brunnen bis oben hin mir bunten Blättern gefüllt, sodass man kaum noch Betong sehen konnte. Meine Schuhe kamen lautlos auf dem Blätterboden auf und der Wind zerrte an meiner Jacke. An der Bank unter dem Baum setzte ich mich gemühtlich hin und wartete keine drei Minuten, da trat auch achon eine Gestallt hervor und ich sprang auf.
Kendall kam leicht lächelnd auf mich zu und ich stoppte kurz vor ihm. Seine dunklen Haare fielen ihm in die Stirn und ich verspürte den Drang, sie ihm wegzustreichen.

Doch bevor ich auch nir meine Hand wegstreicehn konnte, beugte er sich schon zu mir herab und nahm mich freundschaftlich in den Arm. Der plötzliche Körperkontakt lies mich zusammenzucken, jedoch entspannte ich mich sekunden später und legte zögerlich meine Arme um seinen Bauch.
Minuten verstrichen und keiner von uns wollte derjenige sein, der diese Umarmung abbrach. Ein Gefühl der Wärme und Geborgenheit ging von Kendall aus, sodass ich mich entspannt an ihn lehnte...

...bis ich das Blitzen hörte.
Wie von einer Biene gestochen fuhr ich zu dem Geräusch der Kamera herum und entdeckte auch keine 5 Meter entfernt den Übeltäter. Ein Mädchen, welches ich aus der Schule kannte stand grinsend mit einem Handy in der Hand da und regte den Daumen in die Höhe.
Ich kannte sie vom sehen, da sie oft bei Kendall und seiner Gruppe stand.

"Ihr habt mir echt viel Zeit gelassen ein Bild zu schießen. Was werden deine Brüder dazu sagen, Mia? Das du deinen Seelenverwandten gefunden hast? Das du deinen Gezeichneten hast?" Sie runzelte gespielt erschrocken ihre makellose Stirn und schlug sich dann die Hände vor den Mund.
"Und ausgerechnet Kendall auch noch. Ach übrigends. Danke für deine Hilfe, Süßer. Ich hätte Mia sonst echt nicht so leicht verpetzten können." Damit drehte sie sich um und lies mich unter Schock dort stehen.

Wollte sie wirklich dieses Bild an meine Brüder schicken? Und was zur Hölle hatte Kendall...
Ich drehte mich mit weit aufgerissenen Augen zu ihm um und sah ihn, wie er die Arme beschwichtigend hob.
"Du hast ihr erzählt, dass wir uns hier treffen? Und das wir Gezeichnet sind?"
Meine Stimme zitterte vor unterdrückter Wut und ich ging langsam einen Schritt zurück.
"Du hast diesem Mädchen erzählt dass wir uns teffen, verdammte Scheiße!" Nun konnte ich mich nicht mehr zurück halten und mir schossen die Tränen in die Augen.
"Nein. Hör mir zu Mia!" Jedoch schnitt ich seine Worte mit einer Handbewegung ab.
"Wie konntest du? Ich dachte du wolltest mich kennen lernen. Mein Vertrauchen bekommen. Und weißt du was? Du hast es geschafft. Ich hatte die Vertraut. Aber jetzt? Jetzt kannst du mich mal."

Die Worte sprudelten nur so aus mir raus und ich drehte mich beim letzten Satz um und wollte schon gehen, als Kendall mich am Arm festhielt.
"Nein, hör mich an! Das war-"
Wieder einmal unterbrach ich ihn.
"Weißt du eigentlich, wie sauer alle werden? Sie werden mich nicht einmal mehr rauslassen. Außerdem werden sie dich killen. Aber das war dir ja egal. Hauptsache du hattest deinen Spaß. Aber was solls, ich werde sowieso nie jemanden lieben können. Wieso sollte ich dann meine Zeit mit dir verschwenden? Dein Tattoo kannst du dir überstechen lassen. Ich möchte nicht so einen wie dich als Seelenverwandten."
Meine Worte trafen mich selbst wie Messerspiten in der Brust und ich konnte die Tränen nicht einmal mehr zählen.

Er hatte mein Vertrauen missbraucht. Er hatte seine Seelenverwandtheit missbraucht.

Der Weg nach Hause kam mir vor, als würde die Welt einen Atemzug machen und schon stand ich auf dem Weg zu der Eingangstreppe. Sollte ich dort hoch gehen?
Um mich sozusagen den Löwen zum Fraß vor zu werfen?
Ich schüttelte den Kopf und reckte stolz meinen Kopf. So schnell lies ich mich nicht runterbekommen. Und ich hatte schließlich nichts verbrochen.

Schon nach dem ersten Klingeln wurde die Tür vor meinen Augen aufgerissen und ich in das warme innere hineingezogen. Jake, Lukas, Marvin und Steven hatten sich alle in der Einganshalle eingefunden.
"Wie konntest du uns nichts erzählen?"
"Warum triffst du dich mit ihm?"
"Willst du ihn wirklich als Seelenverwandten?"
Die Fragen endeten nicht, auch wenn ich keine davon beantwortete.
Eine Weile ging das so, und ich musste wieder an Kendall denken. Mist, wollte ich nicht stark sein?
Doch natürlich musste ich jetzt wieder anfangen zu weinen.

Wie auf einen Schlag endeten die Vorwürfe und alle meine Brüder schauten mich schuldbewusst an, da ergriff Lukas das Wort.
"Nicht weinen, Prinzessin. Wir wollen dir keine Vorwürfe machen, aber wir haben doch die letzten Jahre extra auf die acht gegeben. Das du jetzt mit Kendall also das ihr beide?" Er verzog angeekelt das Gesicht.
"Das wir was? Nur weil wir durch so ein Scheiß Zeichen verbunden sind, heist das nicht, dass wir zusammen sind. Er hat dem Mädchen alles gepetzt. Ich hoffe ich muss nicht mehr einmal etwas mit ihm reden!" Schon wieder flossen die Tränen, nur dieses mal wurde ich fest in den Arm genommen.

Auf einmal klingelte es.
"Ich schau schnell nach." Marvin löste sich von uns und machte die Tür hinter mir auf.
"Ich muss mit Mia sprechen."
Seine Stimme lies mich stärker weinen und ich vergrub meinen Kopf in der Umarmung von Steven.
"Ich denke nicht, dass sie das möchte. Am besten du gehst und hällst dich von ihr fern." Die Stimme meines Zwillings war kalt und totzdem ein wenig bedauernd.
"Aber Mia. Du musst mir glauben, ich wollte das ni-"
Mit einem Knall landete mein Fuß auf der Tür und versetzte ihr den nötigen Schwung, um mit einem noch lauteren Knall zu zuspringen und Kendalls Worte zu verschlucken.
Ich wollte keine Lügen hören!

Gezeichnet, Bestimmt und VerlorenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt