19) Zettel, Lieblingsfarben und andere seltsame Dinge

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Es war ein Gefühl, dass ich nicht beschreiben konnte. Einerseits das stetige Kribbeln, welches mir fast unmöglich machte ruhig zu sitzen, und mich dann doch festzwang. Andererseits mein überlauter Herzschlag, der bis zum Äquator zuhören sein musste.
Und doch ging dieser Moment, wie jeder andere vorbei und Kendalls Lippen entfernten sich von meinen. Sie schwebten keine 10 Zentimeter vor meinen und als ich die Augen öffnete bohrten sich seine in meine. Eine ganze Weile blieben wir regungslos, nur den Atem von uns beiden hörend, in dieser Position, bis sich Kend wieder zurück auf seinen Stuhl setzte und laut ausatmete.

"Denkst du das war ein Fehler?" Seine Gesichtsausdruck verdeutlichte mir seinen Ernst und doch sah er nicht vollkommen so aus. Ein kleines, ganz kleines Lächeln hatte sich auf seine Lippen gestohlen und auch wenn es zum übersehen war, es war so erhlich, wie es nur sein konnte.
Ich schüttelte den Kopf.
"Wenn etwas ein Fehler war, dann das wir uns getroffen hatten. Aber nicht dieser Kuss." Meine Offenheit überraschte mich selbst und auch Kendall schien unsicher über meine Worte zu sein.
"Denkst du das etwa?"
Auch von ihm kam ein Kopfschütteln.

Und noch bevor wir uns weiter seltsame Fragen stelöen konnten, kam schon ein junger Kellner auf uns zu und holte seinen Notizblock hervor.
"Was darf es für sie sein?" Dabei schaute er mir lächelnd in die Augen und zwinkerte bei seinen Worten.
"Mmmm. Für mich bitte einen Cappucino und für dich?" Ich sah zu Kendall, welcher verbissen den Mann neben mir beobachte.

"Für mich auch."
"Natürlich." Der seltsame Kellner verschwand wieder mit einem Zwinkern in meine Richtung hinter dem Tresen.
"Was wollen die alle von dir?" Kendall sah sauer auf mich runter.
"Warum motzt du jetzt so?" Seine Stimmung nervte mich stark.
"Na, warum hast du überhaupt mit sochen Leuten zu tun. James in unserer Schule zum Beispiel. Was will der von dir!"
Genervt verdrehte ich meine Augen.
"James möchte gar nichts von mir!"
"Das denkst auch nur du!"
"Er kann nichts von mir wollen, wenn er nicht auf Weibliche Menschen steht." Ich wusste, eigentlich sollte ich es nicht ausplaudern, jedoch regte mich Kendalls geplappere langsam auf.

"Er ist schwul?" Seine schönen Augenbrauen bogen sich überrascht nach oben.
"Ja. Aber das wirst du keinem sagen ok? Weil wir sonst kein einziges Wort mehr wechseln werden."
"Wow. Ich hatte immer gedacht, er wollte was von dir." Kendall begann zu grinsen.
"Das ist unheimlich." Und noch be or ich weiter über seine Stimmungsschwankungen reden konnte, wurden uns schon unsere Getränke gebracht.
Als ich meinen Kaffee anhob, bemerkte ich den Zettel, der gefaltet darunter lag und rollte ihn auf.
Eine Nummer stand drauf und ich verdrehte die Augen. Würde das einer meiner Brüder sehen, hätte der Kellner bald keinen Kopf mehr.

"Ist das seine Nummer?" Kendall starrte geschockt auf den Zettel in meinen Händen.
"Ist auch egal. Ich brauch sie nicht. Willst du sie?" Spöttisch grinsend hielt ich ihm den Zettel hin, den er jedoch nicht annehemn wollte.
"Danke, kein Interesse." Seine Stimme war immer noch misstrauisch. Himmel, Stimmungsschwankungen mehr als eine schwangere Frau!
Einen Moment.
"Bist du Eifersüchtig, Kendall?" Auf meinen Lippen bildete sich ein überraschtes Lächeln. Es gab nichts, auf das er so zu reagieren brauchte.
"Nein!" Bockig verschränkte er die Arme.
"Ach wirklich nicht? Dann kann ich ja gleich, den netten Kellner anschreiben. Er hat bestimmt einmal Zeit." Ich tat, als würde ich auf meinem Handy die Nummer eingeben, da wurde mir auch schon der Zettel aus der Hand gerissen.

"Wag es nicht." Seine Augen funkelten wütend und sein Kiefer war sichtbar angespannt.
"Dann gib zu das du Eifersüchtig bist." Gespanmt zog ich eine Augenbraue in die Höhe.
"Ok. Ja, ich bin Eifersüchtig. Zufrieden? Dann gib mir aber die Nummer."
Ein lachen konnte ich mir nicht verkneifen und dass lies Kends Wut nicht wirklich sinken, doch trotzdem gab ich ihm brav den Zettel.
"Ich wusste du würdest ihn doch noch wollen. Ihr passt wirklich perfekt." Immer noch lachend zwinkerte ich Kendall zu, der nun schließlich seinen grimmige Gesichtsaußdruck fallen lies und sich lächelnd im Sitz zurück lehnte.
"Du bist unglaublich."
Da ich nicht wusste wie er das meinte, reagierte ich nicht drauf.

"Lieblingsfarbe?"
"Rot."
"Blaulila."
"Lieblingstier?"
"Hund, du?"
"Wildschwein."
Ich musste lachen.
"Warum ist dein Lieblingtier ein Wildschwein?"
Kendall sah gespielt beleidigt zu mir.
"Wildschweine sind klug, beherrschend und unberechenbar. Das macht sie einzigartig!"
"Nagut, nagut. Lieblingsjahreszeit?"
"Sommer."
"Herbst."
"Warum denn Herbst?" Kend sah mich erstaunt an.
Seit einer Stunde stellten wir und nun gegenseitig fragen, über die Vergangenheit, Lieblingssachen oder die Pläne für die Zukunft um uns besser Kennenzulernen.
Und diese eine Stunde machte soviel Spaß, dass ich Jahre so weiter machen könnte.
Mit einem Kaffe, Kendall und jeser Menge Spaß.

"Da ist es kühl, aber nicht zu kalt. Man kann gut einen Kaffee trinken, ohne vor Wärme zu sterben und kann sich draußen aufhalten, ohne zu erfrieren. Außerdem hab ich im Herbst geburtstag!"
Als mein Gegenüber gerade ansetzten wollte um den Sommer zu verteidigen, ertönte ein lautes Brummen aus meiner Tasche.
Ich zog mein Handy hervor und ging an das Telefon.
"Ja?"
"Himmel, Mia. Wo bist du so spät. Es ist schon 23 Uhr und du bist immer noch unterwegs?" Lukas
Erschrocken sah ich auf meine Uhr.
"Ups. Hab die Zeit vergessen. Ich komme gleich nach Hause, in Ordnung?"
"Beeil dich Prinzessin."
"Tchüss."

"Ich muss los. Sonst rufen meine Brüder noch die Polizei."
Kendall sah traurig auf, nickte dann aber und zog sich die Jacke über.
Ich nahm ebenfalls meine Jacke und meine Tasche und lief hinter ihm zum Ausgang, da wir schon vorher bezahlt hatten.
"Soll ich dich heimfahren?"
Ich schüttelte den Kopf.
"Nein danke. Der Weg ist nicht weit und ich bin doch eigentlich mich James unterwegs gewesen." Ich atmete einmal tief ein und überwand mich dann.
"Ich fand den Tag heute schön mit dir." Schüchtern schaute ich auf den Boden, als seine Hand meinen Kopf leicht anhob.
"Ich fand ihn auch sehr schön. Treffen wir uns wieder?" In seinen Augen konnte man die Hoffnung erkennen und noch etwas, dass ich nicht beschreiben konnte.
"Gerne." Nun strahlte ich ihn zufrieden an und wand mich schon zum gehen, als seine Stimme mich abhielt.
"Mia?"
"Ja?" Wir standen etwa 5 Meter auseinander, sodass ich dank der dunkelheit nicht mehr viel erkennen konnte.
"Hast du eigentlich noch den Zettel?"
"Welchen Zettel?"
"Den mit der Nummer?"
Ich musste lachen.
"Nö. Ich hab ihn auf einen anderen Tisch gelegt. Vielleicht braucht ihn ja noch jemand."

Gezeichnet, Bestimmt und VerlorenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt