25) Verlieben... geht das?

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Der Tag verging, als wären es nur 2 Stunden und ehe wir uns entspannen konnten, hatte es aufgehört zu Schneien und es war Abend. Die ganze Zeit hatten wir draußen rumgetollt und uns verhalten, wie Kindergartenkinder. Und doch hatte es unglaublich Spaß gemacht. Mit Kendall ausgelassen zu lachen, mir keine Sorgen machen zu müssen, dass ich zu viel Preis gab von mir oder sonst irgendetwas. Das erste Mal, seit dem Tod meiner Mutter war ich nur glücklich.

"Mia? An was denkst du?" Erschrocken wich ich den schnippsenden Händen vor meinem Gesicht aus und sah meinen Gezeichneten vor mir stehen.
"Hast du was gesagt?" Ich grinste ihn unschuldig an, worauf er nur den Kopf schüttelte und sich neben mich auf mein Bett schmiss.
"Ich hatte gesagt, dass der Tag schön ist und ich ihn gerne wiederholen würde."
Kend legte sich auf den Bauch und stützte seinen Kopf auf die Beine, sodass er zu mir hoch sehen musste.
"Wenn mich meine Brüder wieder schwänzen lassen?" Mit einem Zwinkern in seine Richtung schloss ich die Augen und lehnte mich entspannt zurück. Meine Leggins war noch immer nass von dem Schnee und die Hände kalt.

"Ist das ein Ja gewesen?" Ich merkte die Unsicherheit in seiner Stimme und freute mich diebisch, den Badboy der Schule schüchtern gemacht zu haben.
"Vielleicht." Mit geschlossenen Augen konnte ich nicht erkennen, was Kendall machte, jedoch konnte ich sein grinsen spüren. Ich spürte es, wenn er glücklich war, wie wenn ich es selbst bin.

"Darf ich dein Zeichen mal sehen? Bis jetzt habe ich es nur einmal berührt." Ich sah überrascht in Kendalls Augen und kam seiner Bitte nach, indem ich die Jacke öffnete und meinen Arm zu ihm drehte.
"Am Oberarm, die gleiche Stelle wie bei deinem!" Ich beobachtete ihn, wie er seine Finger sanft auf die geschwungenen Linien auf meinem Arm legte und das eingebrannte Zeichen auf und ab fuhr.
Schon oft hatte ich mich als Kind gefragt, ob die Mondsichel eines Tagen weg gehen würde, jedoch passierte das nie.
Sie wuchs mit meiner Haut mit, bleib immer an der Stelle und das einzige, was es von einem Tattoo unterschied, war die seltsame Farbe. Ein gemisch aus Silber und Blau.

"Das ist identisch zu meinem."
Er hielt seinen Arm daneben, sodass sie sich fast zusammen schlossen.
"Was denkst du wird passieren, wenn man es missachtet? Würde man sich irgendwann einmal verlieben können? In jemand anderen?" Die Frage kam heraus, bevor ich sie überdenken konnte und so offenbarte ich Kend einen meiner tiefsten Ängste. Die Angst, alleine zu bleiben. Nie geliebet werden zu können oder nie jemanden zu lieben. Mich der Bestimmung hinzugeben.
"Egal, vergiss es." Peinlich berührt wollte ich meinen Arm zurück ziehen, jedoch hielt er ihn weiter fest.

"Ich habe schon oft darüber nach gedacht.", gab Kendall nachdenklich zu," aber ich weiß es nicht. Bevor ich wusste, dass wir beide Gezeichnet sind, habe ich oft etwas mit Mädchen gehabt. Ich hatte Dates, etwas für eine Nacht, habe sie am nächsten Tag ignoriert. Aber es war nie etwas mit Gefühlen dabei. Ich habe oft Kontakte mit Fremden geknüpft, um einmal jemanden zu finden, der wie ich ist. Jemand den ich in mein Herz schließen könnte. Aber meine Suchen waren damals einfach nicht erfolgreich. Also denke ich, dass du nie jemanden auf die Art lieben könntest, wie du vielleicht einen Seelenverwandten lieben kannst. Aber es hängt immer noch von einem selbst ab, ob man es zulässt." Kendall hatte sich wärend der Rede von mir abgewand und sah raus aus meinem Zimmer. Sein Gesicht konnte ich nicht erkennen, jedoch merkte ich, wie er mich in dem Spiegelbild in der Fensterscheibe anblickte.

Seine Worte berührten mich, genauso wie sie mich zurück zucken ließen.
Es war etwas, worüber ich nicht einmal selbst nachgedacht hatte. Was würde passieren, wenn ich für Kendall einmal mehr empfinden würde als nur Freundschaft?
Würde es gut ausgehen? Aber so naiv war ich nicht, dass ich dachte, dass jede Geschichte ein Happy End hatte. Meine Geschichte würde nie das Happy End haben, welches ich mir immer wünschen würde.
"Ich glaube es ist schon spät. Am besten gehen ich mal wieder nach Hause, sonst werde ich bei euch noch Familienmitglied." Kendall stand von meinem Bett auf und wollte gerade meine Tür öffnen, als er sich es nocheinmal anders überlegte und mit zwei zügigen Schritten vor mein Bett trat. Er bäugte sich zu mir herab und legte seine weichen Lippen sanft auf meine Wange, von wo ein angenehmes Priggeln auszugehen schien.
"Man sieht sich, Mia."
Damit verschwand er aus meinem Zimmer, und lies mich, ein einziges verwirrtes Nichts, zurück.

Spät abends wurde mein Kopf voller Gedanken zu nervig, sodass ich mich entschloss jemanden anzurufen.
"James? Hast du Zeit zu telefonieren?" Die Stimme meines wohl besten und einzigen Freundes klang erfreut an dem anderen Ende der Leitung.
"Mia. Ich habe das Gefühl ich kenne dich schon gar nicht mehr, seit wir uns schon so lange nicht mehr gesehen haben. Hast du Falten bekommen? Graue Haare?"
"Haha, James."
"Ogott." Er klang gespielt panisch.
"Du bist nicht etwa Oma geworden? Herzlichen Glückw,-"
"JAMES!" Ich säuftzte genervt auf.
"Nein, ich bin noch genauso jung wie vor zwei Tagen und genauso singel wie seit etwa 17 Jahren."

"Wie lange du das wohl noch bleibst?"
Ich lachte laut auf und konnte mir den Blick von meinem besten Freund schon bildlich vorstellen.
"Noch so lange, wie du keinen Freund hast."
Am anderen Ende der Leitung wurde es kurz still, da erklang ein so hohes Quitschen, dass ich auf einem Ohr fast halb taub wurde.
"Ich hab da Vorgestern diesen Junge getroffen. Du glaubst nicht, wie der Aussah..."
Und so verging mein Abend mit ausfühlichen Beschreibungen eines Jungen, nach James Geschmack, gut aussehenden Mannes und ich musste mir keine Gedanken über Kendall, Gefühle und Seelenverwandten machen.

Ich konnte mich auch noch ein anderes Mal damit beschäftigen, denn das Zeichen bekam ich in nächster Zeit auf jeden Fall nicht so schnell ab und die einzigen Gefühle bei einem Gespräch mit James, die wichtig waren, sind Langeweile und Hunger. Wobei Hunger wohl eher wegen seinen deutlichen Beschreibungen seines Essens mit seinem letzten Date.

Gezeichnet, Bestimmt und VerlorenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt