Kapitel 14

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Ich drehe mich abrupt um, so schnell man sich auf einem Surfbrett abrupt umdrehen kann.

Und sehe in zwei Augen, die mich direkt in ihren Bann ziehen.
Ich verliere mich in ihnen.

"Hey, mach 'n Foto, das hält länger.", zieht mich Jaron, der auf einem Brett direkt neben mir sitzt, belustigt auf.
Ich wende mich ab, weil ich Röte in meinem Gesicht aufsteigen fühle.

"Dreh nich doch nicht weg!
Du bist süß, wenn du rot bist.", sagt Jaron, und nimmt mit diesen Worten mein Kinn zwischen seinen Daumen und Zeigefinger und dreht es in Richtung seines Gesichts.

"Außerdem kannst du dein schönes Gesicht nicht einfach so vor mir verstecken.
Dafür, dass ich es jetzt mindestens drei Sekunden nicht sehen konnte, möchte ich aber schon einen Ausgleich haben...
Hmmm, lass mich mal überlegen...
Also, da fällt mir schon was ein..."

"Und was genau?", necke ich ihn, obwohl ich gebau weiß, worauf er hinaus will.

"Das."

Er beugt sich von seinem Brett aus nach vorne und ich weiß genau was jetzt kommt, schließe meine Augen und warte auf seine warmen, weichen Lippen.
Doch bevor das geschieht, werden wir von einer Stimme aus unserer Zweisamkeit gerissen.

"Hey, also bevor ich hier jetzt unfreiwillig einen Softporno zu sehen bekomme, möchte ich lieber surfen.
Und da hinten kommt die perfekte Welle.", meint Cassy kühl, aber trotzdem mit einem Schmunzeln im Gesicht.

In solchen Momenten könnte ich sie wirklich einfach von Brett schubsen und da weiter machen, wo ich vor zwei Sekunden noch gewesen war.
Aber immer hin ist sie hier trotzdem meine beste Freundin.
Da verzeihe ich es ihr auch das ein oder andere Mal wo sie stört.
Auserdem hat recht, da kommt echt eine perfekte Welle.

Ich lege mich auf mein Brett, genau so wie Cassy und Jaron. Dann paddele ich mit meinen Armen los.
Ich merke, dass mich Jaron allein durch das Paddeln locker überholt.
Erst will ich versuchen ihn einzuholen, schaffe es aber nicht, egal wie viel Mühe ich mir gebe.
So werde ich aber als erstes von der Welle erfasst und stehe schon, als die Welle zu ihm kommt und über ihm zusammen schlägt, so dass er keine Chance hat, überhaupt ein Stück zu surfen, sondern stattdessen Wasser schluckt und untertaucht

Ich muss zugeben, ich bin ein bisschen schadenfroh, als ich dann sogar bis zum Strand komme, zusammen mit Cassy, ich mich umdrehe und Jaron's nasses Gesicht sehe, das mich bewundernd anschaut.
Allerdings sollte ich mich nicht zu lange so fühlen, denn ich weiß, dass ich mich immer genau dann blamiere, wenn ich gerade denke, dass ich etwas gut gemacht habe.
Also, komm runter von deinem hohen Ross, Le...

Und wumms, es ist zu spät.

Ich habe mich mit meinem rechten Fuß in dem Band verwickelt, welches dazu da ist, das Band um meinem Fußgelenk mit dem Brett zu verbinden.
Scheiß Band!
Autsch, meine Hand tut weh, mit der ich mich abgefangen habe.
Scheint aber nichts schlimmeres passiert zu sein.

Außer das genau in dem Moment anscheinend alle mich angeschaut haben.
Und jeder gesehen hat, wie ich äußerst dumm hingefallen bin.
Sowas peinliches ist mir echt lange nicht mehr passiert.
Bitte, bitte Gott mach, dass das nur ein Traum ist. Bitte.
Scheint es aber nicht, denn trotz mehrmaligen Kneifens ins Handgelenk wache ich nicht auf.
Wäre auch zu schön gewesen.
Jetzt erst merke ich, dass auch Cassy mit lacht.
Mein erster Instink sagt mir, eingeschnappt zu sein.
Aber dann reicht mir Cassy, ihr Hand und hilft mir hoch.

"Schlimm?", fragt sie.

"Nee, alles gut. Nur warum hast du mit gelacht?", erwidere ich etwas verletzt.

"Hey, kennst du den Spruch nicht:
'Gute Freunde helfen einem immer auf, wenn man hinfällt. Beste Freunde lachen einen aus.'?"

"Nee, bisher hab ich noch nie davon gehört, aber dann danke, 'beste Freundin'", meine ich und muss nun auch lachen.

Dabei steigt in mir ein merkwürdig warmes Gefühl in mir hoch.
Sie hat mich gerade als ihre beste Freundin bezeichnet.
'Wie viele sie wohl schon so bezeichnet hat? Hm? Zehn? Zwanzig?'
Halt dein Maul!

"Und jetzt komm, wir müssen uns noch über Jaron lustig machen!"
Mit einem Grinsen folge ich ihr und unterbreche so die Selbstgespräche.
Wenn man das Selbstgespräche nennen kann.

Cassy weiß echt immer die richtigen Worte im richtigen Moment.
Mit einem besseren Gefühl folge ich ihr und nun macht es mir auch nichts mehr aus, dass Mackenzie mit Harriet tuschelt und die beiden dabei immer wieder in meine Richtung schauen.
Als wir bei Jaron ankommen, ist dieser immer noch leise am lachen.

"Sah echt schick aus, Prinzessin.", empfängt er mich.

"Na, hat das Wasser endlich mal deinen Kopf durchgespült?

Oder hat es ein Stückchen Gehirn in deinen sonst so leeren Kopf gespült?", erwidere ich und fühle mich endlich mal ein bisschen schlagfertig.

"Das gibt Rache!"

Im nächsten Moment hat er mich schon mit seinen beiden Armen an seinen Bauch gezogen und fängt an mich durchzukitzeln.

"Bitte...", schnappe ich nach
Luft, "Bitte hör auf, Jaron!"

"Hör auf großer Herrscher und Meister!"

"Was? Vergiss es!"

"Ok, dann halt nicht...", meint er wie gleichgültig und kitzelt mich noch mehr.

"O... Ok! Bi... Bitte hör auf, großer Herrscher und Meister!"

"Na siehst du, so einfach ist das!"

"Lässt du mich jetzt los?", betteln ich flehend.

"Nur unter einer Bedingung..."

"Und die wäre?"

Er beugt sich von hinter über meine rechte Schulter hin zu meinem Gesicht.
Ich weiß ganz genau was er will und ich möchte es auch.
Ich spüre einen leichten Schauer, der mir schon den Rücken runter läuft, noch bevor er seine Lippen auf meine legt.

Doch dazu kommen wir nicht, da eine Stimme ruft:
"Hey, Jaron, komm wieder nach hier!"

Es ist Pier, der gemerkt hat, dass Jaron sich nicht mehr bei den anderen Jungs befindet.
Ich beiße mir auf die Lippe.

"Hey, hör auf damit.", sagt Jaron noch, bevor er das Brett in Richtung der andrern Jungen lenkt, "Sonst kann ich mich nicht zurück halten."

Dieser Satz treibt mir wieder die Röte ins Gesicht. Zum wie vielten Mal heute schon? Ich weiß es schon gar nicht mehr.

"Nicht rot werden. Das ist unfair. Du weißt genau, wie sexy es dich aussehen lässt."

Mit den Worten dreht er sich um und paddelt weg.
Hat er das gerade echt gesagt?
Ein seliges Lächeln schleicht sich in mein Gesicht.

"Na, ist da jemand verliebt?", fragt mich Cassy, deren Stimme ich sofort erkenne, obwohl Cassy hinter mir ist.

"Ja, ich denke das bin ich", meine ich immer noch glückselig.

"Nicht nur denke! Du hast nicht mal gemerkt, dass ich nach dir gerufen hab, weil ich grad echt voll cool an den Strand gesurft bin!"

Ok, das hab ich echt nicht gemerkt.
Vielleicht hat Cassy ja recht.

"Aber bevor du jetzt nur noch Löcher in die Luft starrst und auf Wolke sieben bist, bist du jetzt mit mir erstmal auf Welle sieben!"

Mit einem Lachen lass ich mich mit ziehen.

Only one summer Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt