Am nächsten Tag fange ich an, meinen Plan in die Tat umzusetzen.
Eigentlich kann man ihn nicht mal Plan nennen, so einfach ist er. Und trotzdem wird es wahrscheinlich schwieriger als jede Klausur, die ich bisher geschrieben habe.Die Idee ist, dass ich ihm deutlich zeige, was ich empfinde, in dem ich ihm immer wieder zulächle und andere kleine Andeutungen mache.
Denn ich bin mir relativ sicher, dass ich für ihn nicht nur irgendein Mädchen bin.Es gab Momente, in denen ich mich bei ihm wie etwas Besonders gefühlt habe. Aber auch diese, in denen ich ihn nicht mehr wiedererkannt habe, er mich wütend angestarrt hatte. Ach man, er macht es mir so schwer, seine wahren Gefühle wahrzunehmen, ich weiß nicht mehr wo oben und unten ist. Aber ich spüre, dass ich etwas für ihn empfinde, das über Freundschaft hinausgeht.
Und da dieses Camp wahrscheinlich meine einzige Chance ist, ihm das zu zeigen, muss ich es wagen. Denn sobald wir wieder Zuhause sind, wird alles in die alten Muster zurück fallen, da bin ich mir sicher. Ich hoffe nur, dass das nicht auch mit Cassy und mir passiert.
Zurück zum Plan. Eigentlich muss ich also nur flirten. Das einzige Problem ist, dass ich das noch nie gemacht hatte. Ich seufze einmal laut. Aber jetzt ist nicht die Zeit um Angst zu haben. Vielleicht könnte ich auch Cassy später fragen, ob sie ein paar Tipps für mich hätte.
Zusätzlich zu der Flirtoffensive würde ich mich auf jeden Fall auf mein Outfit für die Modenschau konzentrieren. Denn ich will nicht nur, dass ich darin gut aussehe, sondern auch den Preis gewinnen. Und dann wären Tyler und ich hoffentlich soweit um einen tollen Tag gemeinsam zu verbringen.
Es klingt alles so sicher und doch habe ich jetzt schon Angst, dabei liege ich mich im Bett und bin gerade erst aufgewacht.
Leise stehe ich auf und wühle in meinem Koffer nach etwas, was ich anziehen konnte. Nach gestern brauchte ich etwas für heute, was mich dazu brachte, mich selbstsicher zu fühlen. Und wenn es ging sollte es auch noch Tyler anziehen.
Dann entdecke ich es ganz unten in meinem Koffer. Etwas bordeauxrotes schimmert mir entgegen. Ich ziehe es heraus und identifiziere es als das Kleid, das ich mit Cassy gekauft hab, als... Naja als wir in der Stadt waren. Die anderen Gedanken schlage ich mir schnell aus dem Kopf.
Je länger ich es verdränge, desto besser komme ich damit klar. Ob das eine andauernde Lösung ist, bezweifle ich, aber für den Moment funktioniert und reicht es.
Das Kleid hatte ich noch kein einziges Mal an und ich erinnere mich noch, wie begeistert ich von ihm war, als ich es gekauft hatte. Es ist perfekt. Schnell ziehe ich es an.
Meine Finger streichen behutsam über den weichen Stoff, als ich mich im Spiegel betrachte, fast als hätte ich Angst zu bemerken, dass es doch nur eine Illusion ist. Ich lächle mein Spiegelbild an und bin wirklich zufrieden mit mir.
Plötzlich kommt aus dem Hintergrund ein verschlafenes und dementsprechend genuscheltes "Das steht die wirklich gut!". Ich blicke in die noch leicht verquollenen Augen von Cassy, die mir müde entgegen blinzeln. Dann lässt sie sich wieder zurück in die Kissen fallen.
"Wie spät ist es? Müssen wir schon zum Frühstück?", murmelt sie dann leise.
"Wir haben noch eine halbe Stunde.", entgegne ich ihr und betrachte noch ein letztes Mal zufrieden mein Spiegelbild.
Dann gehe ich zu meinem Koffer und ziehe meine Bürste unter einem Haufen aus T-Shirts, Hosen und Tops raus. Ich kämme meine Haare, bis sie sich angenehm weich anfühlen und schmeiße die Bürste dann schwungvoll zurück in meinen Koffer.
Danach setze ich mich in mein Bett und lese noch ein kleines bisschen, bis wir dann schließlich zum Frühstück müssen. Fröhlich und miteinander scherzend verlassen Cassy und ich gemeinsam unsere Hütte.
Als die anderen mal wieder Surfunterricht haben, mache ich mich daran, einen genauen Plan für mein Outfit zu entwickeln, das ich bei der Modenschau tragen werde. Es muss einfach perfekt werden, damit ich hoffentlich den Preis gewinne und damit ein tolles Erlebnis mit Tyler.
Also skizziere ich seine Idee immer genauer, entwerfe sogar schon Vorlagen für die einzelnen Stoffteile, die ich ausschneiden muss auf großem Papier, das uns die Leiter extra für dieses Projekt zur Verfügung gestellt haben.
Nach ein paar Stunden blicke ich endlich zufrieden auf mein Werk. Vor mir liegen ausgeschnittene Schneidvorlagen und eine sehr detaillierte Skizze meines Outifts.
Nun fehlt mir eigentlich nur noch der richtige Stoff, und den werden Cassy und ich heute gemeinsam einkaufen.
Dabei werden wir auch gleich Stoff für ihr Wickelkleid machen, dass sie nähen möchte. Außerdem werden noch Lily und Anna mitkommen, ich glaube das wird echt lustig.Gesagt, getan. Nach dem Mittagessen begeben wir uns gemeinsam zur Bushaltestelle. Mein Fuß ist mittlerweile schon fast wieder vollkommen gesund, ich darf nur noch nicht zu weit laufen.
Fröhlich steigen wir gemeinsam in den Bus, der uns in Richtung Stadt bringt. Lily und Anna erzählen währenddessen von ihren Ideen für das Outfit. Die beiden haben leider zwei linke Hände und werden deshalb nur ein einfaches Top nähen.
"Damit haben wir zwar keine Chance auf den Preis, aber lieber so als das wir deprimiert da sitzen, weil nichts funktioniert und einfach alles blöd aussieht."
Sie scheinen aber nicht sehr enttäuscht zu sein und lehnen auch meine Hilfe ab, falls sie doch an etwas Anspruchvolleres wagen wollen. Anscheinend ist ihnen der Preis wirklich nicht so wichtig.
"Wir haben hier so viele tolle Erlebnisse, da brauchen wir nicht auch noch den Preis. Auch wenn es natürlich die Kirsche auf dem Sahnehäubchen wäre.", meint Lily grinsend.
In der Stadt bin ich erstmal wieder platt. Diese vielen Eindrücke, die auf einen einprasseln, sind jetzt immer noch so gewaltig wie beim ersten Mal, als ich diese Stadt erblickt habe.
Google Maps hilft uns, den Stoffladen zu finden und so öffnen wir zehn Minuten später eine kleine Tür. Das Klingeln eines Glöckchens kündigt unsere Ankunft an. Und als wir den Saal betreten, der sich uns hinter der Tür eröffnet, ist es, als wären wir in einer anderen Welt.
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Only one summer
General FictionKönnt ihr euch etwas Cooleres vorstellen als mit eurer besten Freundin acht Wochen lang in einem Surfcamp in San Francisco zu sein?! Nein? Ich mir auch nicht! Aber was ist, wenn eure Freundin plötzlich doch nicht mitkommen kann und ihr allein mit d...