Kapitel 29

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Plötzlich hebt er abrupt seinen Kopf und sagt mit entschlossener Stimme:

"Los, gehen wir ins Camp. Die anderen suchen dich auch, wir sollten ihnen Bescheid sagen, dass ich dich gefunden habe."

Ich schüttele demonstrativ meinen Kopf. Ich werde ganz sich nicht mit diesem Jungen, der einen so hohen Frauenverschleiß hat, wie ich Haare, mit gehen, wozu auch noch kommt, dass er mich so ausgenutzt hat.

"Komm, Leana, du kannst hier nicht ewig bleiben."

"Lieber für immer hier bleiben als mit dir zu gehen!", erwidere ich und ich merke, dass ich Tyler mit meinen harten Worten getroffen habe.

"Ich lass dich hier nicht alleine zurück! Du kommst jetzt mit!"
Ich schrecke leicht zurück, als ich merke, wie wütend Tyler ist.

"Kannst du nicht die anderen anrufen, dass sie mich holen sollen?!"

"Nein, kann ich nicht! Ich hab mein Handy nicht dabei! Und jetzt steh auf!"

Er zieht mich am Arm hoch, worauf hin mein Fuß meint, so sehr wehtun zu müssen, dass ich mich sofort wieder zurück fallen lasse und wahrscheinlich wieder auf den Boden geknallt wäre, wenn mich Tyler nicht im letzten Moment aufgefangen hätte.
Jetzt stehen wir da wie in all diesen Liebesfilmen: er hat einen Arm um meine Hüfte geschlungen und drückt mich so fest an sein Becken. Mit dem anderen Arm hält er meinen Kopf.
Für einen Augenblick ist es mucksmäuschenstill um uns herum.
Die Vögel haben ihre Lieber unterbrochen und auch das Meer scheint still zu sein.
Das einzige, was zählt sind wir beide.

Tyler sieht mir tief in die Augen, während ich mich in seinen dunkelbraunen Augen verliere.
Als mich Tyler langsam nach oben zieht, fallen mir die goldenen Sprenkel in seinen Augen auf, die fast aussehen wie Sterne.
Unsere Gesichter sind nur noch etwa dreißig Zentimeter entfernt.

Von einem Moment auf den anderen dreht Tyler sein Gesicht weg und fragt mich nur emotionslos:
"Hast du dich am Fuß verletzt?"

Zum zig tausendsten Mal schießen mir heute Tränen in die Augen.
Dieser Moment muss ihm doch aufgefallen sein!
Er muss doch das gleiche gespürt haben wie ich!
Da ich zu unfähig bin zu reden, ohne dass er merkt das ich gleich weinen muss und auch der Kloß in meinem Hals es so gut wie unmöglich macht, nicke ich einfach nur mit dem Kopf.

Ohne das er etwas sagt, nimmt er mich im Brautstyle hoch und geht so mit mir in die Richtung aus der er vorhin gekommen ist, um die Lichtung auf der ich übernachtet habe zu verlassen.
Ich weiß, dass mir nichts anderes übrig bleibt, also wehre ich mich nicht mehr, obwohl meine Gefühle mir sagen, dass ich ihn grün und blau schlagen solle.
Ich bin echt nicht gut im Einschätzen von Zeit, aber ich glaube wir waren etwa zwanzig Minuten unterwegs.
Und ihr könnt mir glauben, daß waren die unangenehmsten und schlimmsten Minuten in meinem gesamten Leben.

Als wir endlich im Camp ankommen, warten schon einige auf uns.
Die erste, die mir in die Arme fällt, nachdem mich Tyler sanft auf den Boden gestellt hat und nur noch leicht stützt, ist Cassy.
Ich sehe, dass ihr Augen etwas geschwollen und rot vom Weinen sind, obwohl sie es versucht haben muss zu überschminken.
Als sich ihre Arme um meinen Körper schlingen und ihn anscheinend nicht mehr loslassen wollen, empfinde ich etwas, was ich hier noch nie so stark empfunden habe: Ein Gefühl von Geborgenheit, Fürsorge und Liebe.
Alle stehen sie da und haben mich gesucht.

Meine ganze zweite Familie.
In dieser kurzen Zeit sind wir echt schon richtig gut zusammen gewachsen.
Na klar, ich verstehe mich nicht mit jedem, vor allem jetzt nicht, aber die meisten sind für einen da, wenn man sie braucht.
Oder es ist einfach nur meine romantische Ader, die mich so emotional denken lässt.

Only one summer Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt