Ich habe in der Nacht noch ein paar der Pancakes gegessen, die selbst als sie kalt waren noch himmlisch geschmeckt haben. Natürlich mit Nutella. Trotzdem konnte ich sie einfach nicht genießen. Tylers Geschichte lag mir einfach noch wie ein fetter Stein im Magen.
Als mein Magen dann Ruhe gegeben hat, habe ich noch halbherzig abgespült, da mein Kopf vor Müdigkeit immer schwerer geworden ist, habe es wie auch immer noch irgendwie von meinem Rollstuhl in mein Bett geschafft ohne Cassy zu wecken und wollte dann einfach nur schlafen.
Doch obwohl ich so müde gewesen bin, bin ich erst nach langer Zeit eingeschlafen. Meine Gedanken sind einfach die ganze Zeit noch um Tyler, seine Geschichte und sein Verhalten gekreist. Ich konnte mir darauf einfach keinen Reim machen.
Schließlich bin ich dann doch irgendwann in einen traumlosen und doch unruhigen Schlaf gefallen.Jetzt liege ich gerade in meinem Bett und denke nach. Cassy schläft noch immer, kein Wunder, es ist auch gerade erstmal sechs Uhr morgens. Ich drehe mich von einer Seite auf die andere, in der Hoffnung, vielleicht doch noch etwas Schlaf zu finden, gebe die Hoffnung allerdings um 7:17 Uhr auf. Es war deshalb noch nicht um 7:15, weil ich bis dahin noch Hoffnungen hatte und einschlafen wollte, ich dann aber endgültig die Hoffnung aufgegeben habe.
Also liege ich einfach nur da und... ja, was tue ich? Ich weiß es gar nicht genau. Ich liege einfach da. Ich weiß nicht ob ihr das kennt, wenn man einfach nur da liegt und über nichts nachdenkt. Ich weiß auch gar nicht, ob das überhaupt möglich ist, aber es fühlt sich einfach so an. Und es war eine echte Entspannung im Gegensatz zu dem ständigen Denken über Tyler.
Ich weiß echt nicht, ob ich bisher überhaupt ein Mal so viel über einen Jungen nachgedacht habe wie über ihn. Ok, das hört sich anders an als es sollte, aber ich hoffe ihr wisst, was ich meine. Und ich bin zurzeit echt froh, dass ich Single bin und habe auch kein Problem. Hatte ich ja die letzten 16 Jahre auch nicht. Ausgenommen von den paar Wochen mit Jaron.
Ok, eigentlich denke ich jetzt doch wieder über etwas nach. Egal, ich gebe es auf darüber nachzudenken, ob man nicht denken kann, während ich dachte, dass ich nicht denke, obwohl ich wusste das ich denke, obwohl...
Ok, sorry, ich höre auf! Langsam fängt sich Cassy im Bett neben mir an zu bewegen. Erst streckt sie langsam die Arme von ihrem Körper weg und streckt sich, dann stößt sie dazu einen eigenartigen Laut aus:
„Mhhiiiuuuuuuuaaaaaaiiiii!"
„Cassy, alles ok?", kichere ich.
„Was? Wer wagt es mit mir zu sprechen bevor ich nicht mein morgentliches 'Miuai-Ritual' vollzugen habe?!", fragt sie mich mit einer noch leicht müden Morgenstimme.
Bei der Erwähnung ihres sogenannten 'Miuai-Rituales' muss ich nochmal kichern. Wie kann Cassy jetzt schon so motiviert und lustig drauf sein?! Ich brauche immer gefühlte drei Stunden zum Aufwachen und auch nur etwas ansatzweise Komisches zu machen.
Während ich noch so vor mich hin lache, frage ich mich, ob ich sie in die Sache mit Tyler einweihen soll. Ok, warum überlegen?! Sie ist meine beste Freundin hier und warum sollte ich es nicht tun? Ist ja nichts Schlimmes oder Skandalöses oder so dabei. Dann aber komme ich mit meinen Gedanken zur Geschichte, die mir Tyler erzählt hat. Es hat sich nicht so angehört, als würde er sie jedem Menschen, dem er gerade begegnet erzählen. Und ich habe es ihm versprochen.
Aber Cassy ist meine Freundin.
Aber Tyler vertraut dir, dass du es niemandem erzählst.
Aber Cassy würde es niemals weitersagen.
Aber Tyler vertraut dir, dass du es nicht weitersagst.
So streiten sich Engelchen und Teufelchen auf meiner Schulter. Das Problem ist nur, ich weiß nicht, wer davon Engelchen und wer Teufelchen ist. Ich habe also keine Ahnung, ob ich es ihr erzählen soll oder nicht. Mit einem leisen Seufzen beschließe ich, die Entscheidung auf nach dem Frühstück zu verlegen. Oder nach der Surfstunde. Oder nach dem Mittagessen.
Plötzlich dringt eine Stimme zu mir vor. Erst leise, dann immer lauter.
„Huhu, Erde an Leana! Lebst du noch?!", fragt Cassy und wedelt mit ihrer Hand vor meinem Gesicht rum. Mittlerweile sitzt sie aufrecht in ihrem Bett und scheint schon putzmunter zu sein.
„Hm, was? Ja!", gebe ich leicht perplex, ok nein, sehr perplex zurück.
„Hast du überhaupt verstanden worüber ich gerade mit dir geredet habe?", fragt Cassy mit einem Seufzen, lächelt aber, so dass ich weiß, dass sie mir nicht böse ist.
„Ok, also ich habe dich gefragt, ob du Lust hast, dass wir heute nach dem Surfunterricht mein Outfit für dieses Modedingensda planen. Weil ich habe eigentlich schon eine ganz gute Idee, aber ich bin mir nicht ganz sicher, ob das gut aussehen kann. Deshalb wollte ich dich fragen, ob du das vielleicht zeichnen möchtest, so dass ich weiß, wie es aussieht und mir in etwa ein Bild machen kann.
Und ich bin nicht gerade die begabteste Zeichnerin und als ich deine Zeichnung gestern gesehen habe, war die ja echt Bombe, deshalb wollte ich dich fragen, ob du das für mich zeichnen könntest. Ach nee, hab ich ja schon, aber dann einfach nochmal."
Puhh, nach diesem langen Redefluss muss ich mich erstmal erholen und realisieren, was Cassy eigentlich gerade alles gesagt hat. Also, sie, ich, Modezeichnung. Ok, damit habe ich kein Problem.
„Also, was sagst du?", will Cassy nochmal wissen.
„Klar bin ich dabei! Meine Zeichnungen sind zwar nicht ganz so gut wie du denkst, aber..."
„Klar sind sie das!", unterbricht mich Cassy.
„Die sind sogar noch viel besser!"
„Aber..."
„Kein Aber!", widerspricht mir Cassy direkt.
„Aber..."
„Leana...", droht mir Cassy schon fast.
Lachend gebe ich mich geschlagen.
„Ok, kein Aber mehr! Und wir machen das zusammen!"
„Punkt. Aus. Ende.", fügt Cassy noch hinzu und wir müssen beide lachen.
„Wie spät ist es eigentlich?", fragt mich Cassy dann.
Nach einem kurzen Blick auf mein Handy erwidere ich dann: „Etwa 7:30 Uhr."
„Was, noch so früh?! Ich hätte noch schlafen können!"
Theatralisch wirft Cassy ihre Arme in die Luft. 'Also manchmal ist sie echt eine Diva!', muss ich mit einem Kichern feststellen.
"Aber naja, wenn es so früh ist, fangen wir einfach jetzt schon mit meinem Plan an!"
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Only one summer
General FictionKönnt ihr euch etwas Cooleres vorstellen als mit eurer besten Freundin acht Wochen lang in einem Surfcamp in San Francisco zu sein?! Nein? Ich mir auch nicht! Aber was ist, wenn eure Freundin plötzlich doch nicht mitkommen kann und ihr allein mit d...