Leano

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Mit gesenktem Kopf ging Leano die Straße entlang. Das Lachen von seinem großem Bruder hallte noch immer in seinen Ohren. Die Tritte von seinen Freunden spürte er noch immer am ganzen Körper. Und alles nur, weil er einen kleinen Schwanz hatte und jemand ein Video rumschicken musste, wo er nackt war. Sein Bruder würde bestimmt wieder vor ihm Zuhause sein und ihn wieder schlecht reden. Aber er musste nach Hause, ansonsten würde er noch mehr Ärger bekommen. Mit gesenktem Kopf ging er nach Hause. Als er klingelte machte sein Vater auf. Er sah ihn wütend an und zog ihn ins Haus. Leano zitterte vor Angst. Gleich würde er ihn anschreien und schlagen, so wie die letzten Male auch.
Er schlug die Tür zu und drückte ihn grob gegen die Wand.
„Was soll das!?", schrie er Leano an und sah ihm wütend mit seinen tief braunen Augen an.
„Ich hab nichts gemacht Papa. Wirklich.", sagte Leano, doch da flog schon die Faust in seinen Bauch. Er krümmt sich und hielt sich den Bauch. Grob schubst ihn sein Vater auf den Boden.
„Du hast Drogen gekauft hat Joshua erzählt!", schrie er und tratt ihm in die Seite. Leano schrie auf, warf den Schulranzen ab und rappelte sich auf. Sofort packte sein Vater ihn am Arm und gab ihm eine Ohrfeige.
„Ich hab keine Drogen. Guck doch nach.", sagte er wimmernd.
„Werden wir ja sehen!", knurrte sein Vater wütend, schubste ihn weg und durchwühlte seine Schulsachen. Für einen Moment entspannte sich Leano, doch dann zog sein Vater ein Tütchen mit Kokain aus dem Ranzen. Panisch rannte Leono nach oben.
„Na warte! Wenn ich dich kriege!", schrie sein Vater, ließ das Tütchen fallen und rannte ihm wütend hinterher.
„Nein, ich hab das da nicht reingetan!", schrie Leano verzweifelt und will seine Zimmertür aufreißen. Doch da packte ihn sein Vater auch schon am Arm und schlug ihm wütend in den Bauch. Leano schrie auf und Tränen stiegen ihm in die Augen. Womit hatte er das nur verdient?
Und dann prasselten auch schon die Schläge auf ihn ein. Er sackte auf den Boden und rollte sich zusammen, schützen tat es ihm aber nicht. Sein Vater brüllte ihn an, doch er verstand kaum ein Wort, seine eigenen Schreie waren zu laut. Irgendwann hörte er auf und er schimpfte noch. Leano nickte nur verängstigt mit dem Kopf und entschuldigte sich, wobei er teilweise nichtmal verstand was sein Vater ihm vorwarf. Dann ging er und Leano saß alleine und heulend vor seiner Tür. „Warum nur?", fragte er sich und schleifte sich irgendwie in sein Zimmer. Er war am Ende. Sein Gesicht war blaugeprügelt, genauso wie der ganze Rest an ihm.
Leano legte sich aufs Bett und sah auf das Familienfoto auf seinem Nachttisch. Sein Mutter lächelte bildhübsch. Zu dumm, dass sie nicht da war, sie würde Joshua bestimmt zur Vernunft bringen und seinen Vater daran hindern auszurasten. Er war überfordert alleine Leano und so zu sein. Überfordert mir seinen Kindern.
Er sah zu seinen Geschwistern. Er selber war der Jüngste, danach kam Joshua, Papa's Liebling. Anschließend kam Mia und dann Fiona, seine große Halbschwester. Ihr Vater kam immer wieder vorbei oder nahm sie auch zu sich.
Gedanken verloren ließ Leano seinen Blick durch's Zimmer schweifen, vom Schreibtisch, über den riesigen Fernseher mir seiner eigenen Spielekonsole, bis zu dem noblem Kleiderschrank mit den teuren Klamotten drin. Seine Mutter war reich. Stink reich. Nur zu dumm dass sie so oft dafür weg war. Zu gerne würde Leano all den Reichtum wegschmeißen um mit seiner Mutter normal leben zu können.
Auf einmal wurde die Tür aufgestoßen und flog krachend gegen die Wand.
„Na Leano?", sagte Joshua spöttisch: „Schon wieder am heulen?"
Leano drehte sich weg, er wusste das Joshua jedes falsche Wort gegen ihn verwenden konnte. Joshua lachte amüsiert und schlug ihm in den Bauch. Leano hielt sich sofort den Bauch und schrie auf. Wo war nur Mia, er brauchte Hilfe.
„Bitte Joshua. Geh. Ich brauch Zeit für mich.", versuchte Leano so vorsichtig wie möglich zu sagen und krümmte sich noch mehr. Es waren solche Schmerzen und alle schlugen immer auf die gleiche Stelle.
„Nein, ich bleibe.", sagte Joshua lachend. Doch sein lachen verhallte. Für einen kurzen Augenblick wurde ihm kotzübel, alles fing sich an zu drehen und ihm wurde schwanz vor Augen. Doch dann fing er sich wieder und stand auf. Joshua sah ihn an und beobachtete ihn aufmerksam. Humpelnd ging Leano runter, ließ sich nicht davon beirren das Joshua ihm folgte und ihn verspottete. Als er aus der Tür ging Frage Joshua ihn noch wohin er mit seinem blaugeschlagenem Gesicht wolle, doch Leano sagte nichts und ging einfach. Er ging und ging immer weiter, und mit jedem Meter wurden Joshuas Rufe leiser.

JaquelineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt