Leano

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Er wusste nur noch wie er von den Freunden von Joshua zusammen geschlagen wurde und dann alles schwarz wurde. Und er wusste, dass sie ihn auf der Straße zusammengeschlagen hatten. Aber er war nicht auf der Straße. Hier war es warm und weich und trocken.
Langsam öffnete Leano seine Augen. Sein Kopf dröhnte und ihm war etwas schwindelig. Er sah einen Schrank. Einen Kleiderschrank. Er selber lag auf einem Bett, ein schwarzes Laken und ein dunkelroter Bettbezug. Leano wusste, dass das hier nicht sein Zimmer war. Alles hier war ihm fremd. Er setzte sich auf. Kurz drehte sich alles und er schloss seine Augen. Erst als der starke Schwindel aufhörte öffnete er langsam wieder seine Augen. Das Zimmer war recht klein, das Doppelbett auf dem er saß passte gerade so hinein mit dem Schrank. Auf der anderen Seite vom Bett war eine kleine Kommode und die Tür. Das Zimmer wurde von einer herabhängenden Glühbirne beleuchtet, die zwei Fenster am Fußende des Bettes, waren schmutzig und alt. Allgemein sah hier alles etwas schäbig und alt aus. Der alte verzierte Holzschrank hatte winzige Löcher und sah aus wie eine Antiquität.
Leano warf die Decke zurück und stand auf. Seine Klamotten hatte er noch an. Sie waren dreckig von der Straße. Nur seine Schuhe hatte man ihm ausgezogen, doch wo waren sie? Er ging über die Holzdielen zur Tür und drückte die Türklinke runter. Die Tür war zu. Er schluckte schwer und er bekam etwas Angst. Was wenn jemand ihn entführt hatte und ihn jetzt einsperrte? Nein, das durfte nicht sein.
Er ging zum Fenster und öffnete es. Ein kurzer Blick nach unten sagte ihm, dass auch diese Fluchtmöglichkeit keine Option war. Aus dem dritten Stock zu fliehen war quasi unmöglich. Also blieb Leano nur noch sein Handy. Hastig tastete er seine Hose danach ab. Nichts. Er fing an den Raum nach seinem Handy abzusuchen, aber bei wem auch immer er war, derjenige war nicht dumm.
Leano sah nochmal aus dem Fenster. Das Regenwasserrohr war zu weit weg, keine Chance. Er sah zu der Laterne und überlegte sich kurz ob er dadrauf springen sollte, aber den Gedanken schlug er sich auch schnell wieder aus dem Kopf, denn die Laterne war genauso weit weg wie das Regenrohr. Leano schloss wieder das Fenster und setzte sich darunter auf den Boden. Er hatte solche Angst vor dem was ihn erwarten könnte. Was wenn sein Entführer ein Kinderschänder war und ihn vergewaltigen würde? Warum sollte man ihn sonst im Schlafzimmer einsperren?
Schluchzend sah Leano auf seinen Arm. Er war übersät mit blauen Flecken und Kratzern. Seine Fingerknöchel und Handflächen waren blutig. Was würde jetzt nur passieren? Leano zog schluchzend seine Beine an seinen Körper und legte seine Arme drum. „Warum ich?", ging es Leano immer wieder durch den Kopf: „Muss ich nicht schon genug durchmachen?"
Beantworten konnte ihm diese Frage aber keiner. Und so hockte er da, unter dem Fenster mit Tränen in den Augen, verängstigt und fertig. Er wollte nicht mehr, er wollte nur noch zu seiner Mutter oder zu einer seiner großen Schwestern, bei ihnen hatte er bisher immer Trost gefunden.

JaquelineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt