Mia

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Ihr Gesichtsfarbe wurde blass und als sie an ihm runtersah rot. Sie drehte sich um und starrte zum Schrank. Das hatte sie nicht gerade ernsthaft getan. Vorsichtig drehte sie ihren Kopf zu Josh und zog ihn hastig wieder zurück. Sie hatte es getan. Sie hatte die Decke von ihrem nackten Bruder gezogen. Sie hörte das Rascheln der Bettdecke. Wachte er auf? Sie wollte nach der Decke greifen und ihn wieder zu decken. Da bewegte sich sein Arm und tastete im Halbschlaf nach der Decke. Mia quiekte erschrocken und zog ihre Hand zurück. Ihr Herz blieb vor Schreck fast stehen und sie starrte ihn regungslos an. Joshua erschrak sich genauso und zuckte zusammen. Angespannt lag er mit geschlossenen Augen regungslos da und seine Schwester stand genauso gelähmt vor seinem Bett. Es verging eine gefühlte Ewigkeit bevor Joshua seine Augen öffnete seine Schwester an sah. Er schien erleichtert zu sein, auch wenn Mia am liebsten im Boden verschwinden würde.
„Mia, was machst du denn hier?", fragte er und zog die Decke wieder über sich.
„D-d-d-du...", stotterte sie und sah ihn an. Sie war noch immer blass im Gesicht und zitterte etwas. Ohne es zu erwarten, packte Joshua Mia's Hand und zog sie zu sich unter die Decke. Sie sah ihm überfordert in die Augen und ohne damit zu rechnen küsste ihr Bruder sie. Sie brauchte etwas um zu verstehen was gerade passiert war und brauchte danach etwas Zeit, um sich von dem zweiten Schock auch zu erholen.
„Josh.", hauchte sie fassungslos. Er wurde etwas rot und flüsterte leise: „Tut mir leid."
„Du...", versuchte sie wieder anzufangen und brach wieder ab.
„Kannst du Papa was sagen? Ich trau mich nicht.", flüsterte Joshua. Er zitterte und sah sie flehend an.
„Ehm... na klar.", sagte sie.
„Der der Leano hatte, will 500.000€ und ich soll sagen, dass Leano tot ist.", flüsterte er. Mia spürte deutlich wie er zitterte und er gegen die Tränen kämpfte.
„Was will er für das Geld?"
Joshua krallte sich an Mia und brachte ein kaum hörbares: „Papa weiß das schon.", hervor.
„Und wer hat dich so zugerichtet?", fragte sie weiter.
„Niemand.", hauchte Joshua und fing an zu schluchzen.
„Papa?", fragte leise Mia und nahm ihn fest in den Arm. Joshua antwortete nicht und krallte sich nur noch weinend an ihn.
Auf einmal flog die Tür auf und Lecini kam rein. Beide zuckten zusammen und Mia spürte wie Josh zitterte und sich immer doller an sie klammerte.
„Papa.", sagte sie und sah Lecini an.
„Was treibt ihr da?", fragte er und riss die Decke weg. Joshua zog hastig seine Beine an sich ran und senkte seinen Blick.
„Nichts Papa, ich tröste ihn nur. Er hat eine Nachricht bekommen und zwar von dem der Leano hat. Leano ist tot Papa.", sagte Mia, setzte sich auf und zog die Decke über Joshua's Schritt.
„Was!?", rief er schockiert: „Hat er noch was gesagt?!"
„Ja.", sagte Mia und spürte wie Joshua immer angespannter wurde: „Der Typ verlangt 500.000€, Joshua meinte, du wüsstest weswegen."
Lecini sah zu Joshua und sagte dann: „Nein, aber ich werde es herausfinden. Josh, richte ihm aus ich hab morgen das Geld."
Joshua nickte. Lecini musterte die beiden nochmal und ging dann wieder.
„Ich muss los.", stammelte Joshua und stand auf. Das er nackt war, schien ihn nicht zu stören. Er wischte seine Tränen weg und versuchte aufzuhören zu weinen.
„Wohin?", fragte Mia: „Zu dem Typen?"
Joshua gab keine Antwort von sich und zog sich an. Mia stand auf und nahm ihn in den Arm. Er schniefte und schüttelte den Kopf.
„Ich will an den See, mich etwas ausruhen.", sagte er, schüttelte sie ab und ging. Mia wusste es aber, wenn er log. Er sah einem nicht in die Augen und seine klang Stimme war leise und verunsichert.
Mia zog sich Schuhe an und folgte ihm unauffällig. Immer sehr viel Abstand und nicht direkt hinter ihm. Joshua war allerdings so fertig, dass er sie wahrscheinlich nicht einmal bemerken würde, wenn sie direkt vor ihm stehen würde.
Joshua ging relativ zielstrebig durch die Menschen zu einem abgelegeneren Viertel, und verschwand dann in einer Gasse. Sie wollte ihm folgen und ging schon fast in die Gasse rein, da sah sie wie Joshua da stand und ein Mann zu ihm kam. Sie versteckte sich hinter der Ecke von dem Haus und beobachtete die Beiden.
„Und?", fragte der Mann und sah auf Joshua gebieterisch herab. Er murmelte etwas, was Mia unmöglich verstehen konnte. Der Mann nickte und fuhr sich durch sein dunkles Haar. Er war recht groß und wirkte kräftig. Joshua hingegen wirkte klein und verletzlich.
Er murmelte noch irgendwas und der Mann wurde wütend. Er schubste ihn gegen die Wand und packte ihn am Hals. Joshua packte reflexartig an seine Arm und sah ihn an. Der Mann sah sich um. Hastig zog Mia ihren Kopf zurück und wollte zurückweichen, dabei trat sie mit der Hacke gegen eine leere Bierdose. Scheppernd schlitterte die Dose auf die Straße. Mia's Herz blieb vor Schreck kurz stehen. Wie versteinert stand sie da und betete, dass der Mann sie nicht bemerkt hatte.
„Mia!", rief er: „Komm her."
Sie zuckte zusammen und war erschrocken, dass er ihren Namen kannte.
„Nicht so schüchtern. Komm her.", rief er erneut. Sie schluckte schwer und trat zögernd hinter der Ecke hervor. Der Mann sah ihr direkt in die Augen und lächelte. Joshua hingegen sah sie geschockt an.
„Komm. Komm. Ich beiße nicht.", sagte er und machte mit seiner rechten, der freien Hand, eine auffordernde Handbewegung. Zögernd setzte sie sich in Bewegung und ging langsam zu ihm. Ihre Beine fühlte sich wie Wackelpudding an und alles an ihr schien so laut und schwer zu sein. Ihr Atem und ihre Schritte, es schien ihr auf einmal so, als würde ihr alles doppelt so schwer fallen.
Mia blieb vor dem Mann stehen und starrte runter in die Leere. Der Mann packt ihr an die Haare und zog ihren Kopf nach hinten in den Nacken. Sie zitterte und sah ihn ängstlich an.
„Joshi, Joshi, Joshi.", sagte er kopfschüttelnd und fing an ihn etwas zu würgen: „Du solltest alleine kommen oder mit der Kohle."
„Ich kann nichts dafür.", sagte er etwas erstickend und versuchte den Arm weg zu drücken.
„Ich bin ihm gefolgt, lass Josh in Ruhe, er kann nichts dafür.", sagte Mia. Die Miene vom
Mann wurde ernst. Grob schubste er Joshua auf den Boden, zog irgendwoher ein Messer und hielt es Mia an die Kehle. Joshua sah zu Mia und brachte keinen Ton mehr raus.
„Ich behalte sie als Pfand Josh. Und jetzt geh.", zischte der Mann. Hastig rappelte er sich auf und rannte los. Am Ende der Gasse drehte er sich noch einmal um und verschwand dann. Als nächstes wusste Mia nur noch, wie ihr schlecht wurde und alles Schwarz wurde.

JaquelineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt