Jaqueline

Mia

„Wo sind dein Bruder und dein Vater?", fragte Carina, als sie ins Zimmer hinein kam. Mia saß im Bett und las ein Buch.
„Keine Ahnung.", sagte Mia, obwohl sie schon eine Vorahnung hatte: „Vielleicht ist Dad was einkaufen und Joshua mal kurz draußen. Du kennst ihn, er brauch Bewegung und Zeit für sich."
Carina nickte mitgenommen. Mia legte ihr Buch beiseite und ging zu ihrer Mutter.
„Mum, das wird schon wieder.", versuchte sie sie zu beruhigen. Sie nickte nur und ging runter. Die Chance um nachzusehen, ob sie mit ihrer Vermutung richtig lag. Leise schlich sie sich runter, an ihrer Mutter vorbei zum Spielzimmer. Sie drückte die Türklinke runter und machte langsam die Tür auf.
Nichts. Stille. Der Raum war leer und aufgeräumt. Ratlos schloss sie die Tür wieder und ging zu ihrer Mutter ins Wohnzimmer. Sie sah ihre Tochter an und brachte kurz ein Lächeln hervor.
„Die sind bestimmt heute Abend wieder da Mama.", sagte Mia und nahm sie fest in den Arm.
„Hoffentlich.", sagte ihre Mutter und schniefte leise.
„Ich bleib hier, versprochen.", sagte Mia.
„Danke.", sagte Carina und drückte sie auch fest. Zumindest so fest sie konnte, sie war sehr schwach.
„Du isst weniger als sonst oder?", fragte Mia und sah ihre Mutter an. Betroffen senkte sie ihren Blick und nickte.
„Wegen Leano. Ich krieg keinen Bissen mehr runter, ohne dass mir schlecht wird."
Mia nickte mitfühlend.
„Mir geht's ähnlich, aber wir müssen trotzdem essen. Wir müssen doch stark bleiben.", sagte Mia und lächlte. Mit einem kurzen Lächeln sah Carina sie auch an.
„Ich koche was für uns, was ganz leckeres. Und Marcel und Fiona können ja mitessen, dann sind wir nicht so alleine.", schlug Mia vor, Carina nickte zustimmend.

Wenig später waren Fiona und Marcel da. Marcel nahm Carina fest in den Arm und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Sie lächelte kurz und nahm dann Fiona in den Arm.
„Weiß die Polizei bescheid?", fragte Marcel. Carina schüttelte den Kopf und sagte: „Du haben da doch ihre Mindestfrist ab wann man eine Person als vermisst melden kann."
„Stimmt."
Fiona sah ihre Mutter mitfühlend an.
„Ruh dich aus Carina, du siehst gar nicht gut aus.", sagte Marcel, Carina nickte und setzte sich in die Küche.
„Hattet ihr schon Frühstück?", fragte er. Carina schüttelte den Kopf.
„Dann mach ich und was, Fiona und ich haben auch noch nichts gegessen."
Mia sah ihre Schwester an. War sie etwa auch dünner geworden oder bildete sie sich das nur ein.
Marcel fing an den Tisch zu decken und Eier zu braten. Mia beobachtete ihn ganz genau. Er war auch dünner geworden. Seine kleine Speckfalte war verschwunden.