Jaqueline

12 0 0
                                    

Als René nach Hause kam wirkte er unzufrieden. In seiner linken hielt er eine Tüte und seine Klamotten waren durchnässt.

"Alles in Ordnung?", fragte Jaqueline. René grummelte und sah sie kurz mürrisch an.

"Ist was schiefgelaufen?", fragte sie vorsichtig weiter und nahm ihm die Tüte ab. Sie sah die Geldbündel darin. René zog seine Jacke aus, gab sie Jaqueline und nahm die Tüte wieder.

"Nein.", gab er knapp genervt zurück: "Alles lief perfekt."

Für einen kurzen Moment war sich Jaqueline unsicher ob er das sarkastisch gemeint hatte, fragte dann aber weiter: "Was hat dir denn die Laune so verdorben."

Sie legte ihre Hände an seine starken Oberarme und kam seinem großem starken Körper näher. Sie nahm den Geruch von seiner nassen Kleidung war und den frischen Duft vom Regen, den er mit hinein getragen hatte. Jaqueline sah ihm in die Augen. Selbst seine Augen sahen mürrisch aus und sie erkannte was sein Problem war. Denn in seinen Augen war auch etwas Sehnsucht drin. Nur etwas, aber genug um zu merken was los war.

"Du willst Mia haben.", sagte sie und sah ihn ernst an. Etwas Eifersucht kam in ihr auf und René merkte das auch. Er drehte seinen Kopf weg und murrte.

"Wieso reiche ich dir nicht!?"

René sah sie wieder an. Jetzt schien es ihm irgendwie leid zu tun, aber Jaqueline war niemand, den man so leicht wieder besänftigte.

"Doch, du reichst mir Jaque. Wirklich. Es ist nur...", fing er an und suchte nach den passenden Worten

"Ja? Ich höre!"

"Ich mag es diese Angst zu spüren und zu spüren wie sie unter mir leidet. Du kennst mich. Ich brauche das hin und wieder. Deswegen hab ich mir ja auch wieder einen Jungen angeschafft. Den kann man quälen und er gehorcht. Du bist trainiert. Verstehst du?", versuchte er zu erklären, aber sie war weiterhin eingeschnappt. Jaqueline verschränkte ihre Arme vor ihrer Brust und sah angepisst an.

"Du weißt, dass ich dich will und ich dich niemals gegen Mia eintauschen würde. Ich hab sie doch auch nur wegen dir wieder weggeben und vor Leano versteckt. Das weißt du auch.", sagte er, setzte die Tüte auf dem Boden ab und nahm ihre Hände."

"Ja ich weiß.", gab Jaqueline zu und seufzte.

"Geht es ihr gut?", hörte sie auf einmal eine kleine schüchterne Stimme sagen. Es war Leanos Stimme. Er stand an der Tür zum Wohnzimmer und sah die beiden verunsichert an.

"Ja, und deinem Bruder auch Leano. Alles gut.", sagte René und lächelte. Leano nickte und schlürfte au seinen Socken wieder zurück ins Wohnzimmer. Jaqueline und René sahen sich kurz an und gingen dann auch ins Wohnzimmer. Leano saß auf der Couch und sah die beiden an. Die schwarze Kuscheldecke, die sonst immer auf der Kante lag, war jetzt um Leanos Körper gelegt. Auf dem Tisch stand eine Tasse mit heißem Kakao.

"Ihm ging es nicht gut, wegen seiner Schwester.", erklärte Jaqueline, nahm Renés Hand, zog ihn zum Sofa und setzte sich mit ihm. Leano sah die beiden an und nahm dann seinen Kakao in die Hand. Sie zitterte und sein Blick war so, als hätte man ihn eingeschüchtert oder als wäre jemand gestorben. Stumm starrte er auf seinen Kakao. Jaqueline fragte sich woran er dachte und kuschelte sich gleichzeitig an René. Er nahm sie in den Arm und beobachtete Leano. Er sah traurig aus.

"Deiner Schwester geht es gut Leano. Sie ist jetzt wieder Zuhause.", sagte René, beugte sich über Jaqueline und gab Leano einen Kuss auf den Kopf. Er sah ihn kurz an, zeigte aber ansonsten keine Reaktion darauf und starrte dann wieder seinen Kakao an. Jaqueline seufzte. Sie ertrug es nicht wie Leano drauf war.

Plötzlich stand René ruckartig auf und sah Leano streng an.

"Du kommst jetzt mit.", sagte er mit einer ungeheuren Strenge, als hätte Leano irgendetwas schlimmes angestellt. Er zuckte zusammen, stellte den Kakao auf den Tisch zurück und sah zu René auf. Er packte grob seinen Arm und zog ihn auf die Beine. Die schwarze Decke viel auf den Boden und Leano sah René eingeschüchtert an. Seinen Kopf hatte er eingezogen und man sah wie ihm die Tränen in die Augen schossen.

"Nicht René, er ist total fertig.", sagte Jaqueline und stand ebenfalls auf.

"Du hast nichts zu sagen Jaqueline! Mach das Essen! Und was ich mit ihm mache hat dich nicht zu jucken!", sagte er wütend. Jaqueline verstand nicht was auf einmal mit ihm los war, vorhin war er doch noch so nett und mittfühlen zu Leano gewesen und jetzt? Jetzt war er so mies drauf als hätte man ihm wieder irgendwas geklaut oder als hätte er eine Prügelei verloren.

Jaqueline sah ihn stumm an und rührte sich nicht von der Stelle, sie wollte nicht dass er Leano wehtat. René zog ihn eng an sich und packte ihm grob an den Arsch. Das war zu viel für ihn, jetzt kullerten die Tränen seine Wange runter.

"Lass ihn!", zischte Jaqueline und sah René wütend in die Augen. Das passte ihm gar nicht. Mit einem lauten Knall schnellte seine Hand gegen ihren Wange. Jaqueline musste einen Schritt zur Seite machen, damit sie nicht auf den Boden krachte. Die Ohrfeige hatte gesessen. Winselnd hielt sie sich die Wange und drehte langsam wieder ihren Kopf zu René. Ihr gesamte linke Gesichtshälfte war rot und tat weh.

"Bitte René, dann tu lieber mir weh.", sagte sie. Etwas leiser und respektvoller als davor.

"Vergiss es!", schrie René sie an und verpasste ihr noch eine Ohrfeige. Diesmal verlor sie das Gleichgewicht und viel krachen auf den Boden. Winselnd sah sie zu René und Leano auf. Leano zitterte und weinte verängstigt.

"Jetzt koch!", befahl er und zog Leano grob sein Shirt aus. Wütend stand Jaqueline wieder auf und schlug René ins Gesicht. Doch kaum hatte sie das getan, bereute sie es auch schon wieder. Ihr Gesicht wurde blass als sie sah wie René ihr langsam wieder den Kopf zu drehte. Sie hatte René noch nie geschlagen, geschweige denn sich ihm überhaupt so doll widersetzt. Normalerweise flogen mal ein zwei Ohrfeigen, aber das jetzt.

JaquelineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt