Lecini

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Carina war sofort wieder zurückgeflogen als ihr Lecini berichtet hatte, dass Leano nicht aufzufinden war. Nun standen er und Carina in der Küche, Mia hatte sie rausgeschickt, aber sie lauschte bestimmt. Schon seit einer halben Stunde schrie Carina ihn an und er stand da und bereute es, Leano geschlagen zu haben.
„Du Idiot!", schrie sie: „Wenn ihm was passiert ist, ist das alles deine Schuld! Du weißt ganz genau, dass du unsere Kinder nicht schlagen sollst! Und ich hab dir gesagt, ich lass mich scheiden, wenn du das nicht unter Kontrolle bekommst!"
Lecini's Herz machte kurz einen Aussetzer und er schluckte schwer. Nein, er liebte sie doch über alles.
„Guck nicht so entsetzt! Du bist an allem Schuld!"
„Aber Schatz...", wollte Lecini erwidern, doch da knallte auch schon die dritte Ohrfeige.
„Aber, aber, aber! Immer nur aber! Jetzt sag ich dir mal was! Sei endlich ein Vater und kein Bastard!"
Das waren ihren letzten Worte bevor sie aus der Küche lief. Lecini hatten die letzten Worte hart getroffen, unter anderem weil sie recht hatte. Er war ein scheiß Vater, es gäbe tausend andere die das besser machen würden. Die nicht dem einen Kind glauben nur weil sie es mehr mögen, sondern in Ruhe über Sachen reden und fragen, warum es das gemacht hat. Er musste das wieder in Ordnung bringen.
Auf einmal kam Joshua rein und sah auf Lecini's rote Wange.
„Stress mit Mum?", fragte er ungewöhnlich ruhig. Lecini nickte. Erst jetzt viel ihm auf, dass Joshua sich verändert hatte. Was für ein Idiot er doch gewesen war, dass ihm erst jetzt klar wurde, dass Joshua ihn auf Leano gehetzt hatte.
„Joshua, wir müssen reden.", sagte Lecini todernst. Joshua sah ihn etwas verwirrt an, nickte aber.
„Hast du die Drogen bei Leano im Schulranzen versteckt?", fragte Lecini direkt, sein Sohn schüttelte sofort den Kopf und sah ihn pissig an.
„Du spinnst doch, als ob ich sowas mache. Du solltest mich besser kennen."
Aber Lecini ließ nicht locker, er wusste, dass da irgendwas faul an der Sache war.
„Warum hat Leano dann Angst vor dir?"
„Angst?", fragte Joshua und sah ihn spöttisch an: „Der kleine Toilettenpupser hat keine Angst vor mir. Er geht dir aus dem Weg, nicht mir."
„Warum kommt er dann immer zu spät nach Hause in letzter Zeit und hat neue Wunden am Körper?", hakte Lecini weiter nach, Joshua zuckte aber nur mit den Schultern und nahm sich einen Joghurt aus dem Kühlschrank.
„Ich weiß es.", hörte er auf einmal Mia sagen. Er sah auf. Sie stand in der Tür mit verschränkten Armen und einem ernsten Blick.
„Letzte Chance Brüderchen. Sag es ihm oder ich verpfeif dich.", sagte sie und kam ein paar Schritte rein. Joshua blickte sie finster an.
„Ich weiß nicht was du meinst.", sagte er, Mia grinste und sagte zu Lecini, ohne den Blick von Joshua zu nehmen: „Er verprügelt und mobbt ihn zusammen mit seinen Freunden, Dad."
Damit hatte Lecini nicht gerechnet. Vielleicht dass er ihn ärgert oder ihn nicht in Schutz nimmt vor den älteren Schülern, aber das er selber ihn so sehr fertig macht? Niemals hätte er das geglaubt. Wut und Enttäuschung kam ihn ihm auf. Er hatte ihn ausgenutzt und angelogen, damit er Leano schlägt. Wütend ballte er seine Hände zu Fäusten. Joshua sah seinen wütenden Vater schulterzuckend an und sagte gleichgültig:  „Na und? Hat das Opfer doch verdient."
Jetzt reichte es ihm, das hatte das Fass zum überlaufen gebracht. Und schon flog Lecini's Faust mit voller Wucht zuerst in Joshua's Bauch und dann in sein Gesicht. Er schrie auf und taumelte gekrümmt zurück.
„Na warte!", schrie Lecini und wollte ihn erneut schlagen, doch da stellte sich Mia ihm in den Weg.
„Dad! Lass es! Das bringt Leano auch nicht wieder zurück!"
Er blickte wütend zu Joshua und senkte seine Fäuste. Dann sah er Mia an, sie hatte Tränen in den Augen und sah ihn flehend an. Erst jetzt begriff er, dass er schon wieder zugeschlagen hatte.
„Es tut mir leid.", sagte Lecini und nahm seine kleine Tochter in den Arm: „Es tut mir so leid. Ich wollte das nicht"
Mia krallte sich an ihn und hauchte unter Tränen: „Ich weiß Papa. Du bist eigentlich nicht böse."
Lecini sah zu seinem Sohn, er ging wütend. Hoffentlich würde er nicht zu Carina gehen, danach würde sie sich scheiden lassen. Er liebte sie und die Kinder doch eigentlich über alles.
„Lecini!", hörte man Carina auf einmal wütend rufen. Er zuckte zusammen und schluckte schwer. Mit lauten wütenden Schritten kam sie in die Küche uns sah ihn wütend an. Joshua war direkt hinter ihr. Lecini wollte gar nicht wissen was er noch für Lügen dazu erfunden hatte.
„Es tut mir leid, ich hab nur ganz kurz die Beherrschung verloren.", fing Lecini an, doch da klatsche auch schon die vierte Ohrfeige. Er zuckte zusammen und betete innerlich um Gnade.
„Nur!?", schrie sie. Ihre braunen Augen funkelten vor Wut und ihre Hände waren zu Fäusten.
„Ich krieg das hin Schatz, ich mach...", wollte Lecini sie besänftigen, doch da schrie Carina wieder: „Nichts Schatz! Ich bin nicht mehr dein Schatz! Pack deine Sachen und hau ab!"
Lecini sah sie geschockt an, nickte aber. Eigentlich hätte er es voraussehen müssen. Geknickt ging er hoch und fing seine Sachen zu packen und überlegte wo er hingehen könnte.
„Papa?", hörte er Mia's leise Stimme und sah auf. Sie stand vor ihm, ihre Arme vor der Brust verschränkt mit Tränen in den Augen, die sie verzweifelt zurückhielt.
„Hey Maus.", sagte Lecini, richtete sich auf und nahm sie fest in den Arm. Sie krallte sich an ihn und fing an zu weinen.
„Nicht weinen meine Kleine, ich komm doch wieder.", versuchte er sie zu beruhigen, doch sie fing nur noch doller an zu weinen.
„Mama ist nur wütend, ich komm schon wieder, versprochen."
Mia nickte und strich über sein nasses Shirt. Er lächelte und küsste ihr auf den Kopf.
„Ich ruf dich später nochmal an okay Maus?"
Mia nickte und wischte sich den Tränen weg. Er ließ sie los, guckte nochmal ob er das nötigste hatte und machte seine Tasche zu. Mia sah ihn schluchzend an, sie hatte Angst dass die Familie wieder zerbricht. Verständlich, nicht zum ersten Mal zerstritten er und Carina sich, nur weil er die Beherrschung verloren hatte.
Traurig ging er mit Mia wieder runter, Carina sah ihn wütend an und schien es kaum zu erwarten, dass er endlich ging. Lecini kniete sich hin und zog seine Sneakers an. Noch einmal sah er seine Familie an, nahm dann seine Tasche, sein Portemonnaie und die Autoschlüssel und ging. Irgendwie brachte er noch ein leises „Ich liebe euch" heraus bevor die Tränen kamen und vor Scharm ihnen den Rücken zudrehte. Mia durfte nicht sehen dass er heulte, sie war sowieso schon am Ende.

JaquelineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt