Mia

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Sie stand an Lecini's Bett. Er lag dort, ohnmächtig mit einer Infusion im Arm. Marcel war mit ihrer Mutter Zuhause. Sie wusste nicht was mit Lecini war, ansonsten würde sie sich nur wieder unnötig Stressen.
„Mia.", stammelte er im Schlaf und drehte seinen Kopf. Mia nahm seine Hand. Er öffnete seine Augen und sah sie an. Sie sah ihn auch an und lächelte kurz. Mehr gezwungen als erleichtert.
„Was ist passiert?", fragte er.
„Du bist umgekippt.", antwortete Mia knapp: „Aus den Auto."
Lecini schloss seine Augen kurz, als würde er nachdenken. Dann nickte er und murmelte: „Stimmt."
„Warum bist du überhaupt Auto gefahren?", fragte sie und sah ihn ernst an. So ernst das Lecini es unangenehm wurde. Er zögerte sagte aber dann beschämt: „Ich wollte mir das Leben nehmen, hab's aber nicht übers Herz gebracht, wegen dir und deinen Geschwistern."
Damit hatte Mia nicht gerechnet und sah ihn fassungslos an. Das ihr Vater so etwas vorgehabt hatte, das war für sie unbegreiflich.
„Es tut mir leid Mia, ich hätte erst gar nicht losfahren sollen.", sagte er und küsste ihre Hand. Sie zog sie hastig weg und wischte seinen Kuss weg. Tränen stiegen ihr in die Augen und betroffen sah sie auf ihre Hände.
„Wo ist Carina?", fragte Lecini.
„Zuhause, sie soll davon nichts mitkriegen.", sagte Mia kühl. Lecini nickte.
„Wir gehen nachher gemeinsam nach Hause, dann macht sie sich keine Sorgen. Es tut mir leid."
„Es tut dir immer leid!", fauchte auf einmal Mia und sah ihn wütend an. Ihre Augen waren feucht und funkelten im Licht der Lampen. Lecini sah sie nur an. Erschrocken und zugleich auch überrascht.
„Du sagst immer nur, dass es dir leid tut!", rief sie wütend und die erste Träne kullerte über ihre Wange.
„Du hast Leano geschlagen! Er hatte Angst vor dir! Todesangst! Du hast jeden in unserer Familie nur leid angetan! Und anstatt dass du dich besserst willst du weglaufen. Und kaum kommst du wieder angekrochen entschuldigst du dich immer nur mit einem, es tut mir leid.", schrie sie weiter und kämpfte dagegen an loszuheulen. Ihre Stimme bebte schon und man hörte es, wie sie kurz davor war, einfach los zu weinen.
„Und...", wollte Lecini was sagen, doch da schrie Mia: „Halt deine Fresse! Werd ein besserer Vater und hör auf rumzuheulen! Du hast meine Mutter gebummst und uns in die Welt gesetzt! Also komm damit klar und sei nicht wie so ein Kleinkind, was lieber vor seinen Problemen wegläuft anstatt sie zu lösen!"
Stumm nickte er. Sie hatte ihn eingeschüchtert, ihren eigenen Vater. Ihn fertig gemacht und ihm einen Denkzettel verpasst. Nach einer ganzen Weile, als Mia sich endlich wieder gefangen hatte und Lecini lange nachgedacht hatte, sagte er: „Ich bleib bei euch."
Mia reagierte allerdings nicht auf seine Worte, sie blieb stumm und starrte aus dem Fenster. Sie beobachtete die Wolken, wie sie über die Häuser hinwegzogen. Düster war es draußen, die Dämmerung setzte ein.
„Wollen wir nach Hause gehen? Ansonsten macht sich deine Mutter noch sorgen.", sagte Lecini und setzte sich an den Rand des Bettes. Mia drehte sich um und sah ihren Vater kühl an. Beinahe so als hätte sie gar keine Emotionen mehr. Als hätte sie vorhin alles rausgelassen und jetzt wäre nichts mehr da.
„Ich warte draußen, Dad.", sagte sie. Das "Dad" sagte sie jedoch so abfällig und kühl, dass Lecini bei dem Wort fast zusammen zucken schien. Zügig verließ Mia dann das Zimmer und lief runter in den Eingangsbereich. Dort wartete sie und tippte auf ihrem Handy herum. Sie checkte Facebook, Snapchat, Instagram und was sie sonst noch alles an Sozialen Netzwerken auf ihrem Handy hatte. Ihre Follower waren locker über 100k, normal für die Tochter eines Models. Zudem sie selber auch sehr viele Bilder hochlud und es meistens Bilder von Fotoshootings waren. Ihre Brüder machten auch des öfteren Bilder oder sie machten gemeinsame Videos. Alles in allem, sie war angesagt im Netz, in der Schule und auch so.
„Mia.", hörte sie auf einmal ihren Vater sagen und sie drehte sich zu ihm um. Seinen kleinen Schorfwunden im Gesicht stachen nur so hervor.
„Du siehst schrecklich aus, denk dir schon einmal eine gute Erklärung aus.", sagte Mia und ging. Lecini folgte ihr, jedoch sah sie ihn kein einziges mal an, so als sei er ein Fremder. So wie sie Fremde nicht beachtete, so beachtete sie ihn nicht. Den ganzen Weg über gingen die beiden schweigend. Stocksteif sah Mia nach vorne und ging recht zügig und zielstrebig. Lecini hatte Mühe hinter ihr herzukommen ohne zu laufen, da Mia recht schnell gehen konnte. Zuhause angekommen wechselten sie noch immer kein Wort und Mia ging auf ihr Zimmer. Sie ließ ihn unten im Flur stehen und schloss die Zimmer Tür hinter sich. Sie wusste, dass ihr Vater das hasste, aber sie war einfach nur noch wütend auf ihn.

JaquelineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt