Serum 114 - Ich lebe
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Castiel machte sich Gedanken. Wieder und wieder spielte sich Sashas und sein Streit in seinem Kopf ab. Castiel wusste, dass er selbst nicht Unrecht hatte. Er wusste aber auch, dass Sasha irgendwo Recht hatte, war sich aber ebenso sicher, dass dieser zu unvorsichtig war. Castiel wusste, dass er sich für irgendetwas entscheiden musste. Die Angst vor seine Vater gegen Sasha. Die Ungewissheit, was passieren würde, würde er seinen Vater entmachten gegen Sashas Vertrauen. Eigentlich wusste er schon, was ihm wichtiger war. Das war allein schon daher gezeigt, dass er Sasha so nah an sich heran ließ, dass er mit ihm herum alberte, kuschelte, sich ihm annäherte. Doch trotzdem war Castiel in sich mit sich uneinig. Er rollte sich noch enger zusammen, schloss die Welt, alle Probleme und Bedenken aus seiner kleinen dunklen Höhle aus. Er versuchte, sich zu besinnen. Auf seine Wünsche, auf das, was er eigentlich wollte. Er wollte Sasha, er wollte ein guter Alpha werden. Bei beidem schien er sich sicher. Letztendlich streifte ihn ein völlig anderer Gedanke. Er wollte einfach, dass es aufhörte. Wobei er sich nicht sicher war, was es sein sollte. Vielleicht einfach die Situation, vielleicht einfach das Alles oder die Welt. Er glaubte fast, sein Wunsch ginge in Erfüllung, würde er sich in eine Ecke kauern, sich selbst halten, sich vor und zurück schaukeln und so lange darum bitten, bis es wahr werden würde, doch die kindliche Naivität, wirklich daran zu glauben, hatte er schon lange verloren.
„Jetzt stell dich mal nicht so an, Ramires", der Andere zwinkerte Ramires alias der Türsteher süffisant zu, „Von mir aus kann sich unser Freund hier überall ausziehen, wo er will und wann er will." Pikiert hob Sasha eine Augenbraue, als er sah, wie der Schwarzhaarigeseinen Kopf weit genug drehte, um anzüglich auf ihn hinab zu lächeln. Frustriert musste er feststellen, dass der Fremde um einiges größer war als Sasha selbst. „Und vor allem, was er will," deutete dieser mit rauchigem Ton in der dunklen Stimme an. Aus irgendeinem Grund brachte der Satz Sasha zum Kochen, erst hatte Castiel wieder einen seiner Anfälle gehabt, dann war Ruta auf die grandiose Idee gekommen ihn an einen unangenehm lauten Ort zuschleppen und jetzt kam auch noch dieser Möchtegern-Gangster vorbei und mischte sich in seine Angelegenheiten ein. Unwillig knurrend schüttelte er den aufdringlich über seine Schulter gelegten Arm ab und setzte zu einem erbosten Protest an. „Was soll denn der Scheiß jetzt? Kann man nicht einmal in seinem Leben was alleine klären, ohne dass alle Welt sich einmischen muss?!...", weiter kam er nicht, denn aus den hinteren Reihen der Schlange schrie eine Frauenstimme erbost: „Geht es denn endlich mal weiter? Es wird langsam arschkalt!" Ein allgemeines Murmeln erhob sich unter den Wartenden.Sasha holte tief Luft. „Dann müsst ihr verdammt noch mal dafür sorgen, dass eure Klamotten nicht aussehen, als hättet ihr sie aus Omas Topflappen geschnitten!", brüllte er zurück und schlagartig kehrte Ruhe ein. Perplex starrten ihn die anderen Werwölfe an, gerade hob er zu einem weiteren sakastischen Kommentar über ihre öffensichtliche Feigheit an, als ein leichter Schlag auf den Hinterkopf ihn abrupt verstummen ließ.Gleichzeitig wurde er mit einem gepresst klingenden „Komm mit" um die nächste Ecke gezerrt. Schon dabei konnte er die Mundwinkel seines ungewollten Streitschlichters verräterisch zucken sehen. Erst dort brach dieser prustend in Gelächter aus. Übermütigt klopfte er dem nun vollkommen verwirrten Sasha kräftig auf die Schulter und holte keuchend Luft, ohne seinen Lachanfall unterbrechen zu können presste er erstickt hervor: „Herzlichen Glückwunsch, du bist der Erste, der es geschafft hat Ramires bloßzustellen, ohne als Werwolfkompott zu enden. Obwohl - und wir wollen hier ja mal genau sein - eigentlich ich für diesen Erfolg verantwortlich bin." Unterdessen hatte sich Sasha wieder gefangen und fragte nun mit vor Sarkasmus triefender Stimme: „Und jetzt? Soll ich klatschen, oder was?"„Mir wäre es lieber, wenn du mir einen anderen Gefallen tun würdest", damit ließ er seinen Blick betont eindeutig an Sasha rauf und runter wandern. Dieser runzelte umwillig die Stirn - Was zur Hölle wollte der Kerl überhaupt von ihm? - und starrte sein Gegenüber fast empört an, wobei ihm die Tatsache, dass er noch weiter nach oben gucken musste, als es bei Castiel schon nötig war, gehörig auf die Nerven ging. „Ich bin Vik - also eigentlich Viktor - aber nenn mich ruhig Vik", viel zu lässig stützte Viktor sich mit dem Unterarm auf Sashas rechter Schulter ab und hielt ihm auffordernd die rechte Hand hin. „Und da Ramires uns für heute beide nicht mehr in den Laden lässt, gebe ich dir als Entschädigung einen aus. Was denkst du?", dabei zwinkerte er Sasha unmissverständlich zu. Sasha ignorierte Viktors ausgestreckte Hand und wollte gerade ablehnen, als er sich fragte, warum eigentlich nicht. In den Klub kam er nicht mehr und nach Hause zu Castiel wollte jetzt auf den Tod nicht, also seufzte er kurz und sagte:„ Alles klar, wo soll's hingehen?" „Vertraut mir einfach, Chérie."Kurz verdrehte Sasha die Augen, trottete jedoch trotzdem folgsam hinter Viktor her, als dieser ihn durch mehrere Gassen zu einem unscheinbaren Haus führte. Mit den Worten „Nach dir" und einem weiteren eigentlich unmissverständlichen Augenzwinkern hielt Viktor ihm die Tür auf. Erneut fragte sich Sasha, warum er dem Anderen noch mal gefolgt war, betrat das Innere des Gebäudes und fand sich zu seiner Überraschung in einem Lagerraum wieder. Überall standen eingestaubte Weine mit vergilbten Plaketten herum, es war sogar noch kühler als draußen und roch verdächtig nach verschüttetem Alkohol gemischt mit dem Geruch der tropischen Früchte, die überall in Kisten gepackt herumlagen.
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Wolfssorgen
WerewolfCastiel, zukünftiger Alpha seines Rudels, und Sasha, freier, unabhängig Omega. Zwei nicht-ganz-Menschen, die eigentlich nichts miteinander zu tun hätten. Wenn da nicht das Ding mit dem Gefährtensein wäre. Plötzlich kollidieren die beiden sich so st...