Kapitel 40

296 14 3
                                    




Lauren Aquilina - King

________________________________

Nach dem Essen schmiss sich Sasha auf Viktors Bett, vergrub den Kopf zwischen den Kissen und tat erstmal gar nichts.

„Spatz, was ist denn los mit dir?", Viktor setzte sich neben das Häufchen Elend aufs Bett. „Warum ist mein Leben eigentlich so unglaublich kacke?! Meine Familie wollte mich nicht haben, auf der Straße wirft man spontan Brechstangen nach mir und selbst mein Gefährte kümmert sich eher um seine verdammten Häkeltiere, als sich mal in meine Lage zu versetzen, wenn das ganze Bad voll mit den Dingern ist und ich noch nicht mal mehr in Ruhe scheißen kann... Ich meine, hast du mal versucht aufs Klo zu gehen, wenn dich gefühlt tausende von diesen gruseligen Knopfaugen anstarren? Warum kann er mal nicht bei anderen Dingen so empfindlich sein? Du hättest sehen sollen, wie schnell sein Hintern aus dem Bett war, nachdem ich mich beschwert hab. Aber in meine Richtung bewegt er sich nicht mal 'nen Meter!", nach dem Ausbruch verschwand Sasha's Kopf wieder unter den Kissen.

Als von Viktor nichts kam, hob Sasha erneut den Kopf : „Wäre das jetzt nicht die Stelle, an der du irgendetwas Schlaues und Aufbauendes von dir geben solltest?" Er drehte sich auf die Seite, um Victor besser anschauen zu können. Dieser strich Sasha durch die Haare. „Ich dachte eigentlich, du sagst noch was dazu."

Sasha setzte sich auf. „Also manchmal frage ich mich, warum zur Hölle ich eigentlich hierher gekommen bin. Es ist voll, die Stadt stinkt und außerdem tragt ihr diese absolut abscheulichen Schuhe.

Ich bin verdammt nochmal nicht hergekommen, um den Rest meines Lebens wie ein Idiot behandelt zu werden und das auch noch von meinem eigenen Gefährten! Was ist denn bitte sein Problem? Klar, er hat 'nen Vaterkomplex und so, aber dann muss er sich doch mal langsam entscheiden, oder? Ich meine, wir wohnen zusammen, kochen zusammen und wir schlafen in einem Bett. Ich bin ihm vor drei Monaten sogar nachgelaufen und er hat sich bis jetzt noch nicht entschieden. Außerdem ist sein Vater ein Arschloch...". Sasha schniefte ein bisschen. „Ich verstehe das Problem einfach nicht. Vielleicht liegt es daran, dass ich ein Kerl bin oder einfach nicht in sein Weltbild passe. Ich versteh's nicht, aber er erklärt es mir auch nicht." Ein frustriertes Grollen entfuhr seiner Kehle und er vergrub die Hände in einem der Kissen.

„Weißt du, was ich denke? Du bist toll. Und wenn der das nicht erkennt, dann ist das sein Fehler. Das ist nicht das erste Mal, dass du dich über ihn beschwerst. Ich bin immer für dich da Sasha. Wenn er dir zu viel ist oder zu wenig oder was auch immer, komm her, aber vielleicht solltest du dir mal Gedanken darüber machen" Viktor stockte kurz, unsicher, die Worte überhaupt auszusprechen, „ob er gut für dich ist."

Frustriert schleuderte Sasha das Kissen gegen den Schrank. „Was soll ich denn deiner Meinung nach tun, huh? Zurück in mein Revier und mich da von Castiels Vater jagen lassen, damit dieser seinen Sohn endlich normal unter die Haube bringen kann? Ich glaube nicht, dass der feine Herr damit einverstanden wäre, wenn ich seinem Rudel etwas antuen würde." Säuerlich verdrehte er die Augen und rollte sich wieder flach auf den Rücken. „Ich hab einfach keine Lust mehr auf das ganze Drama, es ist anstrengend und besser schlafen kann ich dadurch auch nicht", seufzte er.

„Ich würde dir raten, darüber nach zu denken, was du wirklich willst. Willst du wirklich mit Castiels Vater kämpfen? Willst du wirklich weiterhin mit diesem Drama leben? Oder willst du deine Ruhe haben? Manchmal muss man ein bisschen selbstsüchtig sein und das machen, was gut für einen ist. Wenn er dich nicht glücklich macht, hat er es nicht verdient, dein Gefährte zu sein." „Ich bins einfach leid. Nie zu wissen, ob ich jetzt da angekommen bin, wo ich hingehöre und ob ich da auch wirklich bleiben darf", murmelte Sasha. Sein Frust hatte sich verzogen, das einzige was nun blieb war Müdigkeit. „Ach weißt du was? Scheiß einfach drauf", er setzte sich auf, „der kann mich mal, wenn er sich entschieden hat, soll er sich melden. Bis dahin kann er mich mal!"

„Und solange bleibst du einfach hier", beschloss Viktor, „Komm, wir vertreiben dir den Kummer mit zwei Packungen Eis und Sharknado 3."

„Auf jeden Fall", Sasha musste grinsen und war mit einem Satz vom Bett bei der Zimmertür und hinaus Richtung Küche, „aber ich krieg die Packung Schokoladeneis!"

Eine halbe Stunde vor dem Ende des Films war Sasha eingeschlafen. Das Eis war restlos verschwunden und Viktor wunderte sich, dass Sasha nicht schlecht geworden war, so viel Eis wie er verdrückt hatte. Weniger verwunderlich war dessen tiefer Verdauungsschlaf. Trotzdem gab Viktor sich die größte Mühe, möglichst leise den Fernseher und das Licht auszuschalten, ehe er neben Sasha ins Bett kroch. Für einen Moment zögerte er, ob er seine Arme um Sasha legen sollte, tat es dann aber doch. Erstens war Viktor niemand, der Berührungsängste hatte, zweitens glaubte er, Sasha konnte das bisschen körperliche Nähe durchaus gebrauchen. 

WolfssorgenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt