Sixx:A.M. - Wolf at Your Door
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[...] Er warf Sasha einen bittenden Blick zu, damit dieser ihn hoffentlich nicht unterbrach, suchte mehr unterbewusst den Körperkontakt zu seinem Gefährten und begann zu erzählen.
„Ruta, es tut mir so leid, dass ich nichts gesagt habe, aber... ich. Wirklich. Es ging nicht. Ich war... Ich war einfach...", verzweifelt suchte Castiel nach Worten, während seine Schwester ihm gegenüber zweifelnd die Augenbraue hochzog. „verängstigt", brachte er es schließlich auf den Punkt.
„Weißt du...? Ich weiß auch nicht. Ich wollte, wirklich." Ruta spitzte die Lippen. Castiel kannte sie lang genug, um zu wissen, dass ich gerade die Geduld ausging. Es behagte ihm nicht. Nichts hiervon, nicht die Situation, nicht die Ruhe seiner Schwester, nicht die Atmosphäre, die ihn noch unruhiger werden ließ als er sowieso schon war.
„Ich fang einfach nachmal von vorn an", Castiel blickte auf seine Hände, er hatte unbewusst den Halt an Sasha mit ihnen gesucht, vermied es, seine Schwester anzusehen, während er mit jedem Wort ein bisschen leiser und kleinlauter zu werden schien, nur um sich danach gepresst zu räuspern.
„Wie du vielleicht... wahrscheinlich bereits gemerkt hast, sind Sasha und ich Gefährten und...", er zwang sich tief durch zu atmen. „Vater - der Alpha ist damit natürlich nicht einverstanden. Eigentlich hatten wir eine Abmachung. Er hat versprochen Sasha nicht mehr als Bedrohung anzusehen und ich sollte Sasha nicht mehr treffen, sobald seine Verletzungen nicht mehr lebensbedrohlich wären - wir wissen ja, was es für den anderen bedeutet, wenn ein Gefährte stirbt -", ein wehleidiger Ausdruck huschte über sein Gesicht, „aber ich konnte Sasha einfach nicht verlassen. Dann nicht mehr und... ich wollte auch nicht mehr, nachdem wir uns so nahe gekommen waren. Also traf ich mich natürlich weiterhin mit Sasha. Ich dachte, Vater würde es nicht heraus bekommen, aber da lag ich falsch.
Und als ich dann mal wieder zu spät nach Hause kam, es ist jetzt ziemlich genau vier Tage und zweiundzwanzig Stunden her, hat er auf mich gewartet. Er hat mir gedroht, wenn ich dir", er hatte sich, während er immer aufgelöster wurde, zu Sasha gewandt. „irgendetwas davon sage oder Sasha kontaktiere oder auch nur wieder sehe, würde er ihn töten, das ganze Rudel auf ihn hetzen. Da bekam ich Angst und natürlich tat ich, was er mir sagte. Ich ging und packte meine Sachen. Keine halbe Stunde später saßen wir im Auto. Ich tat wirklich alles Menschenmögliche, um ihn zu überzeugen, es zu lassen. Ich drohte ihm, Sasha würde mich sowieso finden, sagte, Alpha hätte ihn nur verletzen können, weil er ihn nicht erwartest hätte, bezeichnete Sasha als Bedrohung, aber alles half nichts. Er ignorierte mich einfach und als ich schließlich meinte, er solle mich doch lieber gleich des Rudels verweisen, scheuerte er mir eine und schwieg weiter, bis ich schließlich aufgab. Still saß ich neben ihm und musste es ertragen. Ich glaube, er würde mich eher töten und es als Unfall darstellen, als mich des Rudels zu verweisen, das würde kein gutes Licht auf ihn und das Rudel werfen.
Als wir ankamen, war es bereits dunkel. Er öffnete die Tür für mich und ich stieg aus. Nur durch das Fenster reichte er mir eine braune Mappe und einen Schlüssel. Völlig zusammenhangslos sagte er: „Such dir was aus." und dann fuhr er, ohne ein Wort des Abschieds. Ich stand da wie ein begossener Pudel. Mein erster Gedanke war, mich zu verwandeln und zurück zu laufen, aber was dann? Es gab keinen Ausweg, also nahm ich die Sache hin. Ich besah mir erst den Schlüssel und stellte fest, dass es wohl ein Haustürschlüssel war. Nun wusste ich immerhin, dass ich irgendwo wohnen würde und als ich versuchte weitere Anhaltspunkte zu finden, stolperte ich über Rutas Namen auf einem der Klingelschilder. Ich klingelte, aber auch nach Minuten gab es keine Reaktion. Daraufhin stieg ich die Treppen hinauf und betrat die Wohnung eigenmächtig.
Ich mochte sie auf Anhieb. Sie war modern, frisch und doch ein wenig eigen, genau wie Ruta und es roch nach ihr. Erst da wurde mir wohl so richtig bewusst, dass ich meine Schwester die letzten Jahre hatte missen müssen. Immerhin hatte wir immer eine gute Beziehung zueinander gehabt.
Zuerst war ich versucht, ihr alles zu erzählen, von Sasha und der ganzen Gefährtensache, aber da sie ja sowieso nicht da war und ich nichts zu tun hatte, blickte ich zuerst in die Mappe. Ich habe mich am Esstisch ausgebreitet und ein paar Minuten mit mir gehadert, ehe ich sie öffnete. Ich wusste, dass ich es musste, sonst würde ich nur noch unruhiger werden und das wollte ich nicht. Ich wünschte, ich hätte es nicht getan. Darin befand sich nicht viel. Die Seite einer Zeitung, auf der verschiedenes angestrichen war, eine Art Zeitplan und ein Bild.
Ich befasste mich zuerst mit dem Zeitplan und schon nach den ersten Zeilen war ich angeekelt. Angeekelt von meinem eigenen Vater. Er hatte alles genau durchdacht. Er gab mir drei Tage Zeit, eine Arbeit zu finden. Er wollte, dass ich eine der von ihm vorausgewählten wählte. Darüber sollte ich meine wahre Gefährtin finden. Oder zumindest bezeichnete er sie so. Ein halbes Jahr war vorgesehen, eine Wölfin von mir zu überzeugen, die ich ihm dann vorstellen sollte. Er sei aber auch bereit, es auf höchstens ein Jahr auszuweiten, schrieb er, ansonsten würde er mir selbst eine aussuchen. Sogar wie ich sie auf mich aufmerksam machen sollte, was ich sagen sollte und was ich mit ihr tun sollte, hatte er bis ins kleinste Detail durchgeplant. Weiterhin solle ich diese Zeit nutzen, um mir über meine offensichtliche Verwirrung klar zu werden, mich zu beruhigen, den Omega zu vergessen. Als ob das so einfach wäre. Am liebsten hätte ich den ganzen Müll zerrissen, aber ich hielt mich zurück. Er ist immerhin mein Alpha. Ich muss dem Willen meines Alphas folgen.
Daher widmete ich mich auch der Zeitung. Es waren alles einfache, kleine Jobs, immerhin habe ich als Werwolf keinen wirklichen Schulabschluss und kann schlecht spontan irgendwas Schlaues studieren, auch wenn mir das gelegener käme. Bei weitem.
Ich entschied mich für das erste was ich sah, ohne mir die anderen auch nur genauer durchzulesen.Ich konnte mir das alles nicht vorstellen. Ich wollte nicht arbeiten und nicht in der Stadt sein, aber ich riss mich zusammen und als sich wenige Minuten später der Schlüssel im Schloss drehte, empfing ich Ruta freudestrahlend. Ich freute mich auch wirklich, immerhin hatten wir uns schon viel zu lang nicht mehr gesehen. Als sie mich aber fragte, warum ich hier sei, war meine nun doch halbwegs gute Stimmung dahin. Schweren Herzens log ich sie an, sagte, ich sei hier, um meine Gefährtin zu suchen, genauso wie sie hier ist, ihren Gefährten zu finden und sie glaubte mir. Es tut mir schrecklich leid und ich schäme mich dafür, aber ich sah keinen anderen Weg, Befehl ist Befehl.
Das Leben fing dann irgendwie an seine Wege zu gehen. Die Stadt ist kurzlebig und schnell. Ein Trott stellt sich leicht ein. Ich suchte nach einer Möglichkeit, Sasha zu kontaktieren, fand keine und es war einfach frustrierend." Castiel stoppte in seinem langen Monolog. Nun blickte er seine Schwester doch wieder fest und entschlossen an. „Bitte, lass ihn hier bleiben. Ich ertrage es nicht, wenn du ihn fort schickst. Ich gehe mit. Gerade getrennt zu sein, hat mir bewusst gemacht, was es bedeutet, einen Gefährten zu haben. Das ist etwas, das man nicht trennen kann, also bitte, Ruta, lass uns zusammen sein."
Mit großen Augen sah Castiel seine Schwester an, die noch immer in unveränderte Pose dort saß, krallte sich an haltsuchend an Sasha fest und konnte nicht verhindert, die eigene Unterlippe vor Anspannung mit den Zähnen zu malträtieren.
Ruta holte tief Luft.
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Wolfssorgen
Manusia SerigalaCastiel, zukünftiger Alpha seines Rudels, und Sasha, freier, unabhängig Omega. Zwei nicht-ganz-Menschen, die eigentlich nichts miteinander zu tun hätten. Wenn da nicht das Ding mit dem Gefährtensein wäre. Plötzlich kollidieren die beiden sich so st...