Kapitel 11

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Foreigner - A Love in Vain
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Als Castiel zur Höhle zurückkehrte, litt Sasha unter den Qualen eines Albtraums. Die aus seinem Haus geholten Utensilien unachtsam neben Sasha auf den Boden fallen lassend, eilte er sofort an die Seite seines Gefährten. Er fühlte sich hilflos. Obwohl er doch direkt neben seinem Gefährten saß, ihm beistehen wollte, konnte er es nicht. Als Sasha schließlich und letztendlich die Augen aufschlug, fiel Castiel diesem ungeachtet dessen Verletzungen um den Hals.

„Ich habe mir Sorgen gemacht", er drückte sein Gesicht in das des Blutes wegen von einem Schokoladenbraun in ein Edelbitter abgetönte Fell. „Als ich dich dort mit meinem Vater habe stehen sehe, dachte ich schon, jetzt wär's aus. Noch nie hatte ich eine solche Angst. Nur deinetwegen bin ich ständig hin und her gerissen", nuschelte er in den Pelz vor seinem Gesicht, „du verwirrst mich."

Verwundet blinzelte Sasha, als er den warmen Körper seines Gefährten über sich spürte. Die Nähe vertrieb die letzte Fetzen des Albtraums, die wie Nebel um den Rand seines Bewusstseins waberten. Doch so sehr er die ungewohnte Zuwendung auch schätzte, seine vor angsterfüllter Energie zitternden Muskeln protestierten gegen das zusätzliche Gewicht. „Hey, Frischling. Ich will mich ja nicht beschweren oder sagen, dass du schwer bist, aber könntest du vielleicht etwas rücken?"

„Ja, natürlich", sofort lies Castiel Sasha los. „Entschuldigung." Er konnte einen leichten Rotschimmer nicht verhindern, über seine Wangen zu huschen, glaubte aber, es gut überspielen zu können. Er lehnte sich zurück, schloss die Augen und atmete einmal tief durch, versuchte, wieder zu seinem eigentlichen Charakter zurückzufinden. Seit er Sasha getroffen hatte, schien er ständig in das eine oder andere Extrem abzudriften. Als er die Augen öffnete, hatte er sich wieder gefasst. „Kannst du dich verwandeln? Wir müssen deine Wunde versorgen."

Interessiert betrachtete Sasha Castiels Reaktion und musste schon zugeben, dass das Schicksal ihn schlimmer hätte treffen können. Er sagte aber nichts dazu. „Muss das sein?", fragte er und verzog unwillig das Gesicht, denn auf die unangenehme Verwandlung und vor allem die dabei aufkommenden Schmerzen konnte er gerne verzichten.

„Klar muss das sein. Du machst es mir damit viel einfacher", Castiel sah streng auf seinen Gefährten herab „Und außerdem wollen wir ja nicht, dass es nur noch schlimmer wird, weil du mich nicht ran lässt."

„Ja, Mama", Sasha verdrehte die Augen. In einer einzigen fließenden Bewegung verschoben sich Knochen, verlängerten sich und das Fell zog sich unter menschliche Haut zurück. Zischend atmete Sasha ein, als die Wunden erneut aufrissen und Blut spritzte. „Scheinbar hab ich jetzt dein Shirt versaut, sorry." Er grinste herausfordernd.

Castiel ignorierte Sasha und machte sich routiniert daran, die Wunde zu säubern, zu desinfizieren und anschließend zu verbinden. „So, fast wie neu", stellte er mit doch ein wenig Stolz in der Stimme fest, dann riskierte er einen kleinen Blick aus Sashas Blöße, meinte: „Du kannst dir jetzt übrigens was anziehen", ehe er ihm ein Bündel Kleidung in den Schoß warf.

Sasha drehte sich entspannt auf die Seite und blickte mit gespielte Verwunderung zu seinem Gefährten auf. „Ich weiß gar nicht, was du hast. So ist es doch viel angenehmer!" Er verzog kaum merklich den Mund, als er dabei feststellen musste feststellen, dass die Wunden und Verbände seine Bewegungsfreiheit deutlich einschränkten. Verdammt! In seinem derzeitigen Zustand war er genauso hilflos, wie der Welpe, den er nur ein paar Stunden zuvor mit seiner Beute beworfen hatte. Sasha musste kichern, als er an die absurde Szene dachte. Der Kleine hatte keine Chance gehabt, als der Körper auf ihn zugeflogen war.

Castiel lehnte sich mit dem Rücken an die Wand der Höhle. „Da du dich ja schon vorzüglich auf dem Boden räkeln kannst, darfst du dich auch selber den Rest Blut abwaschen." Er bewarf Sasha halbherzig mit einem Lappen und einer Flasche Wasser. „Und dem anderen Dreck. Hinter den Ohren nicht vergessen." Castiel grinste seinen Gefährten verschmitzt an.

Ein frustrierter Laut entwich Sasha, als er daneben griff und die Flasche ihn prompt an der Schulter traf. Sauer drehte er sich auf den Rücken und streckte alle Viere von sich. Er richtete seinen Blick an die Decke, die aus seiner Sicht immer noch leichte Wellen schlug. „Vergiss es, Frischling. Wenn ich mich aufsetzen und ordentlich bewegen könnte, hätte ich das bereits getan..." Er schnappte sich den Lappen und hielt ihn hoch. Mit gerunzelter Stirn linste er zu Castiel hinüber. „Pink? Ernsthaft?"

„Klar, passt doch zu uns. Zwei schwule Werwölfe und ein pinker Lappen. Ist doch das absolute Traumpaar." Er runzelte die Stirn und griff sich dann Lappen wie Flasche. „Um ehrlich zu sein, gehörte der meiner Schwester", begann Castiel zu erklären, während er den Lappen befeuchtet und Sasha das Blut und den Schmutz von der Brust wischte, „sie ist schon vor einiger Zeit ausgezogen." Castiel klappte den Lappen zusammen, befeuchtete die nun außerhalb liegende, saubere Seite und wanderte mit seinen Bewegungen weiter nach oben, den Hals entlang. „Da ich das Ding nachher sowieso wegschmeißen kann, wollte ich nichts nehmen, was mein Vater vermissen könnte." Er malte die Konturen des Kiefers nach, das schmale Gesicht entlang, drehte den Lappen erneut. „Er mag es nicht, wenn seine Ordnung gestört wird." Er kam nicht umhin zu bemerken, dass Sasha sicherlich nicht schlecht aussah. „Und meine Schwester wird ihn wohl eher nicht mehr brauchen." Zum ersten Mal kam ihm der Gedanke, dass wohl doch irgendwie ein Sinn hinter dieser Verbindung steckte. „Aus ihrer Rosa-Phase ist sie mittlerweile raus." Vielleicht war es gar nicht schlecht, Sasha als Gefährten zu haben, würde er nur auf ihn eingehen und sich nicht von vornherein sträuben. „Ich würde dich auf ihr Alter schätzen." Vermutlich war sein Bewusstsein in diese Richtung sowieso geschädigt, weil es sich um seinen Gefährten handelte, zumindest redete Castiel sich das ein, aber je länger er Sasha ins Gesicht blickte, desto anziehender kam ihm dieser vor. „Es ist schade, dass sie so weit weg ist." Castiel ließ den Lappen sinken. Seine rechte Hand wanderte wie von selbst dorthin, wo der Lappen eben noch war. Er spürte die Feuchte des Wassers, die Wärme und das Leben. „Sie hätte sicher nichts gegen uns gehabt." Seine Finger wanderten mit seinem Blick, gleichzeitig war die Haut weder weich noch rau, noch etwas dazwischen. Undefinierbar. „Du würdest sie sicher mögen." Volle Lippen. „Jeder mochte sie hier." Er sah hinauf zu den von dichten Wimpern umrahmten moosgrünen Augen, zurück zu den samtig roten Lippen, strich leicht mit dem Daumen darüber. „Ich vermisse sie", sagte er, ohne sich sicher zu sein, ob er diese Aussage auch wirklich auf seine Schwester bezog...

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Noch eine kleine Entschuldigung dafür, dass das Kapitel erst jetzt kommt. Ein Teil von uns war in Paris und die Kommunikation war dem entsprechend etwas schwierig.
Außerdem Wattpad hat uns so einige technische Probleme bereiten. :/

WolfssorgenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt