Michael Bublé - It's a beautiful Day________________________________
Es war ein sonniger Mittwoch. Warmes Licht fiel durch die Fensterfront in den Wohnraum ihres Zuhauses. Castiel lag an Sasha gekuschelt auf dem Sofa. Den Kopf hatte er auf der Brust seines flach auf dem Rücken liegenden Gefährten abgelegt, der tief und fest schlief. Weder das ihn an der Nase kitzelnde Licht noch die Finger Castiels, die ihm durch die Haare strichen, konnten ihn aufwecken. Dabei war es schon fast Mittag. Und nur selten ließ Sasha sich den Mittag oder eher das Mittagessen entgehen. Aber es hatte wohl mit dessen neuer Arbeit zu tun. Also, so schätzte Castiel, hatte Sasha sich den tiefen Schlummer redlich verdient. Auch wenn Castiel nicht wirklich verstanden hatte, womit Sasha denn nun sein Geld machte. Nach dem dritten Erklärungsversuch hatten sie es aufgegeben und sich darauf geeinigt, dass es eine ehrliche Arbeit war und somit gut.
Noch einmal schmiegte sich Castiel an seinen Gefährten, ehe er sich schweren Herzens aufraffte. Obwohl es sein freier Tag war, gab es viel zu tun. Der Kühlschrank wollte gefüllt und die Wäsche wollte gemacht werden. Also erst in die Stadt und dann die Wäsche oder erst die Wäsche und dann die Stadt? Erst die Stadt, entschied Castiel zu Gunsten seines Gefährten, den die laut rumorende Waschmaschine sicher wecken würde.
Also schnappte er sich den traditionell auf Papier geschriebenen Einkaufszettel, einen Jutebeutel und streifte seine Schuhe über, ehe er die Wohnung verließ. Sein Weg führte ihn in Richtung Innenstadt. Es gab zwar durchaus näher gelegene Geschäfte, aber Castiel genoss den kleinen Spaziergang durch den mittelalterlichen Kern der Stadt. Er hatte sich vorgenommen, durch jede kleine verwinkelte Gasse das Stadtkerns mindestens ein Mal gegangen zu sein, bevor es ihn wieder in den Wald verschlug. Noch hatte er es lange nicht geschafft, aber viel gesehen hatte dennoch schon. Er war erpicht darauf, einen weiteren Weg dieser fremden Stadt zu erkunden.
Kaum hatte Castiel den Eingang der Gasse, der übrigens unter einem Haus hindurch führte, betreten, kam er sich wie in einer anderen Welt vor. Er hatte nicht mit viel gerechnet, erst recht nicht mit einer mit kleinen heimeligen Geschäften gesäumten Pflasterstraße. Angeführt von einem Uhrmacher folgten ein Geschäft für Herrenschuhe ab Größe 50 und ein Fachgeschäft für Streichinstrumente. Dahinter fanden sich ein Laden, an dessen Scheibe in goldenen Lettern „Antonios Antiquitäten" geschrieben war, und gleich gegenüber davon stand in einer fetten Frakturschrift „Buchprüfer" über einer hölzernen Tür, die türkis angestrichen war. Gerade als Castiel nach dem stereotypischen düsteren Buchladen Ausschau hielt, stolperte er über etwas, das seine Aufmerksamkeit mehr forderte. „Regines Wollparadies" las sich die Aufschrift der Glastür. Darunter war ein Papier, das seiner Farbe nach zu urteilen eben so gut Pergament hätte sein können, von innen an das Glas geklebt. „Häkelgruppe. Jeden Mittwoch 13:00 Uhr. 8€ für 2 Stunden."
Das war definitiv interessant. Zuletzt gehäkelt hatte er als kleines Kind bei seiner Großmutter. Es hatte ihm immer Spaß gemacht und er war auch nicht schlecht darin gewesen, soweit er sich erinnern konnte. Aber wegen seines Vaters und dem steigenden Druck, ein guter Alpha zu werden, hatte Castiel Häkelnadel und Wolle und auch die gemeinsame Zeit mit seiner Großmutter an den Nagel hängen müssen. Vielleicht war ja jetzt die Zeit, das alte Hobby wieder anzufangen, dachte er sich.
Ein Blick auf die Uhr bestätigt, es war definitiv die Zeit. Viertel vor eins. Fast zu perfekt, um Zufall zu sein. Ein Wink des Schicksals. Also gab Castiel sich einen Ruck und betrat den Laden. Auch er durfte Hobbies haben. Der Laden roch nach Fusseln und ein wenig nach trockenen Dingen, die zu lange gelegen haben. Durch die Schaufenster drang viel Licht herein, das von den Bergen an Stoffen und Wolle nahezu geschluckt wurde, was dem Laden eine heimelige Atmosphäre gab. Eine altmodische Glocke an der Tür verkündete Castiels Ankunft. Die Dame hinter der Ladentheke lächelte und grüßte freundlich: „Hallo, was kann ich heute für dich tun?" Sie kam hinter ihrer kleinen Theke hervor, während Castiel den Blick noch immer nicht vom Laden nehmen konnte. Es war wahrlich ein kleines Paradies.
„Äh, ja. Ich habe den Zettel an der Tür gesehen und würde gern mitmachen." „Aber natürlich", kam es wie aus der Pistole geschossen. Das Gesicht der kleinen Frau hellte sich schlagartig auf. „Dann kommt endlich wieder frischer Wind in die Gruppe. Willst du gleich heute mitmachen?" Castiel nickte nur. „Na dann komm mal mit." Und dann verbrachte Castiel die nächsten zwei und eine Viertelstunde vergraben in Häkelnadeln und Wolle zwischen Damen in den ersten Jahren mit den Ohren voller Geschwätz über die Enkelkinder und das dann doch schon in ein paar Monaten wieder anstehende Weihnachtsfest. Und er war damit glücklich und zufrieden.
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Achtung! Schamlose Eigenwerbung.
Ich (also Walker) habe eine kleine Challenge gestartet, in der ich 30 Tage lang Wölfe zeichne. Zu finden ist die bei Interesse, auch hier auf unserem Profil, in dem Buch „Walkers". Ich würde mich freuen, wenn ihr mal vorbei schaut.

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Wolfssorgen
WilkołakiCastiel, zukünftiger Alpha seines Rudels, und Sasha, freier, unabhängig Omega. Zwei nicht-ganz-Menschen, die eigentlich nichts miteinander zu tun hätten. Wenn da nicht das Ding mit dem Gefährtensein wäre. Plötzlich kollidieren die beiden sich so st...