Kapitel 34

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Vorsichtig balancierte Sasha die zwei voll beladenen Kuchenteller vor sich her, während er zusätzlich versuchte, den am Boden liegenden Wollknäulen und angefangenen Häkeltierchen auszuweichen. Ganz zu schweigen von den zahlreichen in der Wolle versteckten Häkelnadeln, die ihm drohend entgegen blitzten. Castiel saß am Balkontisch und betrachtete die untergehende Sonne. 

Als er die Probleme seines Gefährten bemerkte, erhob er sich und schlängelte sich geschickt durch die Unordnung, um ihm einen der zwei Teller abzunehmen. Während er den Teller auf der linken im Gleichgewicht hielt, ergriff er mit der rechten Sashas Hand. " Wir wollen ja nicht, dass du als Geburtstagskind dich so abrackerst", sagte er und zwinkerte seinem Gefährten zu. Ein leichtes Lächeln erschien auf dessen Gesicht und er ließ sich bereitwillig Richtung Stuhl ziehen. Draußen angekommen ließ Castiel sich auf einen der Stühle fallen, die er schon vorsorglich mit Kissen ausgestattet hatte. 

„So könnte es von mir aus für immer bleiben", nuschelte Castiel zwischen zwei Gabeln Kuchen und grinste schief. Sasha nickte nur zustimmend, den Blick auf die Sahnetorte gerichtet, die sich wie ein weißes Massaker mit Kirschen über den Teller erstreckte. Innerlich verdrehte er nur leicht die Augen. Die Stadt um ihn herum ging ihm immer noch unglaublich auf die Nerven und Castiels Anwesenheit machte die Situation auch nicht viel besser. 

Castiel bemerkte die Zurückhaltung seines Gefährten gar nicht, weil er zu sehr mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt war. Wie so häufig in letzter Zeit musste er an seine Mutter denken. Ob sie sich auch so gefühlt hatten nachdem sie seinen Vater verlassen hatte? Er verscheuchte den Gedanken wieder. Heute war Sashas Tag. Da wollte er sich nicht unnötig den Kopf zerbrechen. Lächelnd wandte er sich seinem Gefährten zu und versuchte erneut, nach dessen Hand zu greifen, um ihn zu sich zu ziehen. Abrupt stand Sasha auf, er streckte sich betont langsam und schob den Stuhl zurück.

Mit beiden Händen griff er nach dem Balkongeländer und schaute scheinbar prüfend nach unten. „Tut mir wirklich leid, Castiel. Aber ich muss jetzt echt los, die Arbeit macht sich schließlich nicht von selbst." Mit einem einem entschuldigenden Lächeln schwang er die Beine über das metallenen Geländer und sprang hinab. Zurück blieb ein sehr perplexer, immer säuerlicher dreinblickender Castiel.

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