Social Repose - Bipolar Love
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Sasha konnte einen Laut nicht verhindern und hockte sich schnell hin, um den Schmerz wieder zu unterdrücken.
„Was ist los?", dass sein Gefährte sich unwohl fühlte, spürte Castiel nur allzu genau und es katapultierte ihn abrupt in einen Zustand der Sorge, dem er sich nicht entgegensetzen konnte.
Sasha winkte ab. „Nichts, alles gut", er grinste etwas gezwungen, „ich muss nur mal wieder jagen gehen. Nichts, worüber du dir Gedanken machen solltest." Dass Castiel sich um ihn Sorgen machte, sorgte dafür, dass sein Herz etwas schneller schlug. Mit einem hastigen Kopfschütteln versuchte er, die Versuchung, ihn sich zu schnappen und nie wieder los zu lassen, zu verscheuchen.
„Na dann", wirklich überzeugt war Castiel nicht, doch er vertraute dem Anderen. Wenn dieser es ihm nicht sagen wollte, würde er nicht weiter fragen. „Aber wie machen wir das denn jetzt? Ich kann nicht dein Gefährte sein. Das geht einfach nicht. Es tut mir wirklich leid." Hastig erhob er sich vom kühlen Waldboden. „Das ist einfach...", verzweifelt rang er nach Worten. „...irgendwie zu viel. Das alles." Die ganzen neuen Empfindungen. Und die Unmöglichkeit ihnen zu folgen und nachzugeben.
„Also gut, wie du willst", Sasha erhob sich ebenfalls, „machen wir es so: ich gebe dir Zeit, dich zu organisieren. Sagen wir zwei Tage. Wenn du dich bis dahin nicht entschieden hast und bei mir auftauchst, komm ich dich holen." Er sah ihm fest in die Augen. „Und wenn ich dafür das ganze Rudel auseinandernehmen muss." Ein grausames Lachen entwich ihm bei der Vorstellung, wie er in ihr Lager hinein marschieren würde, um sich Castiel zu schnappen. Er konnte schon beinahe den Geruch des blutgetränkten Bodens riechen und die panischen Schreie der Kinder hören.
Eine Gänsehaut überzog Castiels ganzen Körper als er den intensiven Blick aus moosgrünen Augen auf sich spürte. Die Aussage Sashas hingegen ging ihm gegen den Strich. Er war ursprünglich hier her gekommen, um sich frei zu machen von dieser Bindung und nun war er verwirrt und überfordert. Und mal ganz davon abgesehen wollte er sich nicht herumkommandieren lassen. Er war immer noch ein Alpha. Oder er würde einer werden. „Nein. Du verstehst das nicht. Ich möchte, dass du weg gehst. Ich möchte dich nicht wieder sehen. Und ich empfehle dir, nicht wieder in meine Nähe zu kommen. Davon haben wir beide nichts." Wütend funkelte Castiel auf Sasha herab. „Und außerdem hast du mir ja mal gar nichts zu sagen. Du sitzt hier in deinem Wald. Du weißt doch gar nicht wie das ist, in einem Rudel zu sein. Du weißt doch gar nicht was für eine Verantwortung ich habe. Und ob ich hier wieder auftauche oder nicht ist meine Sache. Und nur zu deiner Information, ich komme nicht wieder." Damit drehte Castiel sich um und stiefelte in Richtung seines Rudelgebietes davon.
Das war genug. Sasha packte ihn erneut am Handgelenk, drehte ihn herum und presste ihn gegen den nächsten Baum. Der mächtige Stamm der Eiche erzitterte unter der Wucht der Bewegung. Hass und Wut verdunkelten seine Augen, als er zischte: „Glaubst du, ich bin hier freiwillig? Glaubst du, ich habe mich gefreut als man mich vor die Tür gesetzt hat, alleine, ohne Kleidung oder Essen?" Er lachte hasserfüllt auf. „Du kannst dir nicht vorstellen, wie es ist als Welpe alleine, in fremdem Gebiet, ohne den geringsten Schutz. Ich habe mein ganzes Leben lang ums Überleben gekämpft. Was glaubst du wie es ist, wenn jetzt plötzlich jemand vorbeikommen, auf den du dich vielleicht verlassen könntest und der dir plötzlich eröffnet, er wolle nichts mit dir zu tun haben?" Sasha sah ihm tief in die Augen. „Nein, du hast keine Ahnung, weil du Frischling immer schön warm eingepackt in deinem Rudel gehockt hast, während ich draußen beinahe erfroren wäre." Seine Stimme triefte vor Sarkasmus.
„Was glaubst du, was passiert, wenn das mit uns rauskommt? Dann bringen sie dich um und danach bringen sie mich um. Alternativ anders herum. Als ob das Rudel für jemanden wie mich ein sicherer Ort wäre. Also lässt du mich jetzt gefälligst los. Denn wenn ich nicht zurück komme, dann kommen sie mich suchen und du bist Geschichte, was zur Folge hat, dass ich genauso verloren bin, weil du mein Gefährte bist. Du musst einsehen, dass wir gegen das Rudel nicht ankommen. Egal wie stark du bist, dazu reicht es nicht. Selbst wenn wir warten, bis ich der Alpha bin, was erst passieren wird, wenn ich meine Gefährtin gefunden habe, also praktisch nie, wird das nicht ausreichen um die Regeln des Rudels zu ändern. Das Rudel ist meine Familie und sie brauchen mich. Das Rudel geht immer vor. Das sollte meine oberste Priorität sein. Und jetzt bist da du und machst alles kaputt, weil mir das Rudel immer egaler wird und du mir immer wichtiger, obwohl ich dich doch gar nicht wirklich kenne. Wer bist du schon? Irgend so ein Typ in einem Wald, von dem ich vermutlich nicht mehr los komme. Aber das geht so nicht. Und jetzt drehe ich mich schon wieder im Kreis und es kommt nichts bei rum. Also kannst du nicht einfach verschwinden? Das wäre so viel einfacher."
„Aber natürlich bin ich schuld. Weil ich auch entschieden habe, dass wir Gefährten sein sollen. Weil ich schuld bin, dass du nicht in der Lage bist, ein Mal deine eigenen Entscheidungen zu treffen und immer schön brav die Regeln des Rudels beachtest." Sasha tippte Castiel auf die Brust. „Bist du nie auf die Idee gekommen, all den Verpflichtungen und unnötigen Aufgaben den Rücken zu kehren und ein Mal dein eigenes Ding durchzuziehen? Also gut, wie du willst, ich werde mich nicht weiter um dich kümmern." Er ließ ihn los und ging ein paar Schritte in Richtung der Büsche davon. „Aber ich warne dich, sollte es irgendjemand wagen, mein Gebiet zu betreten, werde ich ihn ohne zu fragen in Stücke reißen und es ist mir vollkommen egal, wer es ist." Begleitet vom Geräusch reißenden Stoffes verwandelte er sich wieder in den dunkelbraunen Wolf, wandte sich um und verschwand zwischen den Bäumen.
Castiel blieb allein zurück. Eigentlich hatte er genau das erreicht, was er wollte. Uneigentlich fühlte es sich aber nicht so an, als hätte er irgendetwas erreicht, das auch nur annähernd mit dem zu tun hatte, was er wollte. Letztendlich waren seine Gefühle aber vollkommen irrelevant. Mit stoischer Miene machte er sich auf den Rückweg zu seinem Rudel. Die Sonne war mittlerweile untergegangen, sein Vater würde ihn also sicher schon vermissen. Mit schnellen Schritten durchquerte er den Wald, überquerte die Wiesen. Er wusste, dass er Sashas Drohung durchaus ernst nehmen sollte. Er musste dafür sorgen, dass niemand die Grenze mehr in diese Richtung übertrat. Er hatte eine Eingebung, einen Gedanken, und in seinem Kopf formte sich ein Plan. So würde er Sasha loswerden. Er müsste nur seinen Vater von seinem Plan überzeugen, aber das würde sicher kein Problem sein.
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Wolfssorgen
Loup-garouCastiel, zukünftiger Alpha seines Rudels, und Sasha, freier, unabhängig Omega. Zwei nicht-ganz-Menschen, die eigentlich nichts miteinander zu tun hätten. Wenn da nicht das Ding mit dem Gefährtensein wäre. Plötzlich kollidieren die beiden sich so st...