Kapitel 36

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Lorraine P.O.V.

Die Schule war endlich zuende, ich lief gerade durch den Flur und bemerkte natürlich die stechenden Blicke in meinem Rücken.

Es hatte sich nichts verändert über den Tag hin, ich war auch der Meinung es hatte sich verschlimmert. Sie starrten und tuschelten jetzt noch mehr.

Auf dem Schulhof angekommen wollte ich einfach nur noch Nachhause. Mittlerweile nannte ich Reeves Zuhause schon mein Zuhause...

Ich atmete geräuschvoll aus und fuhr mir durchs Gesicht, wahrscheinlich verwischte dabei die ganze verkackte Schminke aber das war mir egal. Sie starrten mich an, mehr als sonst und offensichtlicher als sonst und eigentlich konnte ich das ab, aber es ging nicht.

Es war als wären meinen Nerven kurz davor zu reißen, angespannt und gereizt und jeder Blick machte es nur noch schlimmer. Er brannte sich in meine Haut.

"Schaut verdammt nochmal woanders hin!" Ich drehte mich schwungvoll zu der Menge von Menschen, die mich nun mit weit aufgerissenen Augen anstarrten.

"Ich bin keine Attraktion! Ich weiß ihr habt nur euer eigenes armseliges Leben, aber das heißt nicht, dass ihr euch ins meins einmischen könnt! Und der Nächste, der mich so ganz dezent anstarrt und dann ganz unauffällig natürlich über mich redet, landet mit seiner dummen Fresse auf dem Asphalt mit einem anschließenden Krankenhausbesuch!"

Jemand legte seine Arme von hinten um mich und ich wusste auch wer es war, aber ich war wütend! Nicht auf ihn, doch änderte sich nichts an dieser beschissenen Situation.

"Hey Lory, beruhig dich."

Ich windete mich aus seiner Umarmung und starrte ihn wütend an. "Dir fällt es vielleicht nicht auf, aber ich kann mich nicht beruhigen! Ich bin mehr als nur wütend und es ist ein Wunder, dass hier noch keiner verletzt ist!"

Reeve atmete einmal tief ein und im nächsten Moment hing ich auch schon kreischend und zappelnd über seiner Schulter.

"Lass mich runter! Reeve!"

"Hör auf so zu schreien!" schrie er zurück und lief zum Parkplatz, wo seine Freunde schon auf ihn warteten. Er ließ mich runter und ich verschränkte nur trotzig die Arme.

"Jetzt reiß dich doch einmal zusammen. Du kannst nicht auf jeden los gehen"

Ich grinste ihn nur hämisch an. Uh er unterschätzte mich.

"Oh doch ich kann das. Du kennst mich nicht so gut wie ich mich selbst, ich kann schon einschätzen wie vielen Idioten ich eine reinschlagen kann. Ich habe Übung" Da musste man nur Nate und seine Jungs fragen.

Man sollte es nicht falsch verstehen, ich war wirklich in ihn verknallt, das musste ich mir jetzt auch eingestehen, aber wenn ich wütend war, gab es nur noch meine Wut und keine anderen Gefühle. Dasselbe war es ja bei Nate und mir, und er war genauso.

"Was ist nur los mit dir?!" schrie er los und schlug auf die Motorhaube irgendeinen Autos, bei dem sofort die Alarmanlage los ging. Zum Glück für Reeve, gehörte das Auto einem seiner Freunde.

"Was mit mir los ist?! Ich werde angegafft und jeder redet über mich, ich kann vieles ab aber irgendwann reicht es entgültig! Niemand will mir sagen wieso und der einzige, der es mir hätte sagen wollen, wurde von dir verscheucht!"

Reeve reagierte gar nicht auf meinen Wutausbruch sondern ließ sich von Gracen einen Schlüssel geben und kam dann auf mich zu, seine Miene war ausdruckslos, beinahe angespannt.

"Du wirst jetzt deinen ganzen Hass los werden" Somit nahm er meine Hand und zog mich hinter sich her, ich stolperte immer wieder über meine Füßen, da mein Kopf gerade ganz wo anders war und dann standen wir auch schon vor einem Motorrad.

"Was soll das?" Wortlos drückte mir Reeve einen Helm in die Hand. "Aufsetzen"

Widerwillig setzte ich ihn auf, ich war gespannt wie ich meine ganze Wut los werden sollte. Reeve setzte sich auch einen Helm auf und stieg auf das Motorrad.

"Kommst du?" Ich hörte ihn nur gedämpft, schnell atmete ich ein und setzte mich hinter ihn auf das Motorrad. Ich hörte Reeve leise lachen, dann nahm er meine Arme, zog mich ganz nah an sich heran und schlang meine Arme um seinen Körper.

"Gut festhalten, ich will dich ja nicht verlieren"

Ich rollte nur mit den Augen, egal wie lustig und entspannt er sich gab, es würde nichts daran ändern, dass ich wütend war.

Mit quietschende Reifen fuhr Reeve dann los, ich klammerte mich sofort fester an ihn. Ich hatte jetzt nicht so die Lust auf die Straßen zu fallen. Leider half mir Reeve dabei nicht gerade sehr, da er fuhr wie ein Irrer und das übertraf selbst Nates Fahrstil.

Er lehnte sich soweit in jede Kurze, dass ich bestimmt den Boden hätte berühren können. Mit meinen Finger. Also wenn ich mich nicht so krampfhaft an diesen Idioten vor mir klammern würde.

Nach einem Höllenritt, der sich anfühlte wie eine Stunde, und tatsächlich nur 15 Minuten war, kamen wir in einer mir bekannten Gegend an. Und das obwohl ich gehofft hatte hier nie wieder her zu müssen.

Während der Fahrt hatte sich Aufregung und Adrenalin in den Vordergrund geschoben. Wütend war ich im Moment nicht. Ich brauchte nur einen Moment dann wäre ich wieder wütend.

Reeve stieg elegant vom Motorrad und hielt mir dann seine Hand hin, ich hätte sie auch abgeschlagen, aber meine Beine waren von dieser ganzen Aufregung so weich, dass ich bestimmt kaum noch stehen konnte.

Mein Blick schweifte durch die Gasse, sie sah tagsüber anders aus. Es war nicht so viel los, aber ich erkannte sie wieder.

"Was machen wir hier?" fragte ich zickig und stemmte die Hände in die Hüfte. "Du bist wütend und du willst jemanden verletzen. Gut dann tu das"

Er packte mich an der Hand und zog mich in den Fightclub.

~*~

Ist das nun gut oder schlecht?

~May

Badboy Brother and FamilyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt