Es war ein komisches Gefühl durch eine Gegend zu laufen, die sich komplett von der alten unterschied. In Grönland war ich, wenn ich den Mal die Möglichkeit auf einen Spaziergang bekommen hatte, dichten Nadelwäldern begegnet. Man hatte den Geruch der Nadeln und Zapfen wahrgenommen und hatte den Regen auf dem eigenen Leib gespürt. Hier war das ganz anders. Hier konnte ich weder Nadelbäume sehen, weder einen angenehmen Geruch verspüren oder den Regen auf meiner Haut spüren. Das Einzige was man hier vernahm, war Lärm. Und ich befand mich immer noch außerhalb des Stadtzentrums. Ständig kamen einem die unterschiedlichsten Leute entgegen. Sie sahen unterschiedlich aus, redeten anders, bewegten sich anders und rochen ganz anders. Die Welt hier, war mir völlig fremd und ich fühlte mich unwohl. Ich konnte die Abgase der Autos und anderen Verkehrsmittel beinahe in der Luft sehen können. Und ich vermisste den Schnee. Zu dieser Jahreszeit, lag in Grönland meistens zwei Meter dicke Schneeschichte und hier? Gar nichts. Nur der braune Schlamm der sich an den Straßenrändern auftürmte. Aber das war nicht das schlimmste. Dieser Matsch stank schrecklicher als ein Tierkadaver und ich konnte es stärker wahrnehmen, als alle anderen. Es war furchtbar. Unterwegs rempelten mich einige Leute an, die ihren Blick auf diese neumodischen Telefone gesenkt hatten. Und dann motzen sie mich an, ich solle doch gefälligst aufpassen wo ich hinlaufen würde. Meine Meinung zu diesem Umzug änderte sich schlagartig. Wie konnte ich nur der Meinung sein, dass das hier alles hätte schöner und lebendiger sein können. Ich hatte mich gewaltig geirrt. Und am aller liebsten wäre ich zurück nach Hause gelaufen und hätte meine Mutter angefleht wieder zurück zu reisen. Doch das ging nicht. Ich musste mich zusammenreißen. Denn wenn ich nicht mehr wollte, würde meine Mutter keine Sekunde zögern und sagen, dass mein Vater Recht gehabt hätte. Er war von Anfang an dagegen gewesen und ich wollte ihm mit meinem Rückzieher keine Genugtuung schenken. Das wäre ja zu schön.
Nach einer Weile wurde die mir entgegenkommende Menschenmenge größer. Dafür begegneten mir aber nun auch Leute in meinem Alter. Sie schienen das gleiche Ziel zu haben wie ich und das ermutigte mich. Ich hängte mich unauffällig an eine Gruppe und gelangte nach kurzer Zeit in eine Straße. Auf der linken Seite standen auch noch ein paar Häuser, nur machten sie den Eindruck, als würden in ihnen eher ältere Leute wohnen. Auf der rechten Straßenseite, befand sich zu meiner Erleichterung ein großes Gebäude aus Stein. Davor war ein großer Platz auf dem einige Schülergruppen standen. Das ganze Geländer war von einer hohen Steinmauer umgeben, die man durch ein breites rostiges Tor passieren konnte. Ich holte tief Luft, bevor ich das Gelände betrat. An der Innenseite der Mauer, waren Fahrradständer angebracht, die auch fleißig genutzt wurden. Mein Blick glitt über den Hof zu dem Schulgebäude. Es hatte einige kleine Türme mit spitzen Dächern und große Fenster. Vor dem Gebäude waren kleine Rasenflächen und der Hof wurde durch große Bäume geschmückt. Ich hätte Stunden hier stehen und alles beobachte können, doch ich rief mir wieder in Erinnerung was ich jetzt tun musste. Kurzer Hand ging ich über den Hof. Zu meinem Glück wurde ich nur von zwei, drei Leuten bemerkt und ihre Blicke folgten mir auch nicht sehr lange. Als ich durch die Tür ins Gebäude trat, blieb ich erst einmal verdutz stehen. Zu meiner linken und rechten Seite gingen lange Flure mit Klassenräumen ab. Geradeaus folgte man einem breiteren Flur mit zwei Treppen, bis zu einer Glastür hinter der sich wohl die Cafeteria befinden musste. Zögerlich machte ich einige Schritte und mir wurde bewusst dass ich so wohl kaum weiter kommen würde. Also sah ich mich um, um nach jemandem Ausschau zu halten, der mir vielleicht helfen konnte. Ich sah aber nur eine Frau, die gerade einen der Klassenräume aufschloss und steuerte direkt auf sie zu. Entschuldigung?, fragte ich leise und sie drehte sich um. Sie hatte eine etwas korpulente Figur und schulterlange, dunkelrote Haare. Man konnte das Färbemittel riechen. Auf ihre Stupsnase saß eine rundliche Brille, durch die mich zwei freundliche graue Augen ansahen. Ja bitte?. Ich schluckte. Ich bin neu hier. Könnten sie mir vielleicht den Weg zu dem Sekretariat zeigen, damit ich meine Schulbücher abholen und sonstige Information kriegen kann?. Ich wurde ein wenig panisch, als sie mich ein wenig irritiert ansah. Doch dann lächelte sie und bedeutete mir, mit einer auffordernden Handbewegung, ihr zu folgen. Ich ging hinter ihr her, wobei ich aufpassen musste ihr nicht in die Hacken zu treten, denn sie lief sie langsam. Ich bin Mrs. Carter. Und wie heißt du? Ich musste mir ein Grinsen verkneifen, als sie mich über die Schulter hinweg musterte. Vivien. Vivien Davenport. Ein sehr schöner Name und selten. Bist du neu hier her gezogen?. Ich hätte am liebsten mit den Augen gerollt. Hätte nicht ein anderer Lehrer diesen Klassenraum aufschließen können? Einer der nicht versuchte, alles über einen zu erfahren? Ja bin ich. Ich habe vorher in Grönland gelebt. Und wo genau?. Jetzt war einer der Momente, die ich hasste. Nicht das mir die Lehrerin völlig auf die Nerven ging, ich konnte ihr auch keine genaue Antwort geben. Ich.. äh, mein Blick glitt zu meinen Händen. Vor Schreck zog ich die Luft ein und steckte sie in die Hosentaschen. Dies war ein äußerst ungünstiger Zeitpunkt, meine Identität zu verraten. Meine Hände hatten einen helleren Hautton angenommen und unter dem Jackenärmel hatten sich kleine weiße Härchen aufgestellt. Ich war im Inbegriff mich zu wandeln.
Mrs. Carter, ich zuckte erschrocken zusammen, als ich die Männerstimme hinter uns hörte. Meine Nervosität hatte mir so auf die Nerven geschlagen, dass ich den Mann gar nicht gehört hatte. Mr. Kingsley. Einen schönen guten Morgen. Sie hatte sich umgedreht und ich senkte meinen Blick. Ich werde die junge Dame zum Sekretariat begleiten. Sicher haben sie gleich noch einiges für die erste Unterrichtsstunde vorzubereiten. Oh vielen Dank. Sie haben Recht, die zehnten Klassen sind wirklich, Mr. Kingsley unterbrach sie, bevor sie noch weiterplappern konnte und verabschiedete sich von ihr. Dann drehte er sich wieder zu mir um. Ich hatte meinen Blick immer noch leicht gesenkt. Sie mich an, Liebes. Ich fand es ein wenig irritierend, so von ihm genannt zu werden. Als ich meinen Kopf nicht hob, seufzte er und legte mir eine Hand auf die Schulter. Du kannst froh sein, dass du Mrs. Carter angetroffen hast und niemand anderen. Es gibt einige Lehrer an der Schule die von Leuten abstammen, die unseresgleichen früher gejagt haben. Nun schnellte mein Blick hoch. Vor mir stand ein junger Mann, Anfang dreißig und lächelte mich an. Er hatte dunkelblonde, kurze Haare und einen großen Körperbau. In seinen Augen funkelte die gleiche Wildheit, wie ich sie von meinem Rudel kannte. Ja. Ich bin ein Wandler und du bist es auch. Er ging an mir vorbei und forderte mich auf. Sofort folgte ich ihm. Danke dass sie mir geholfen haben, Mr. Kingsley. Gern geschehen. Du solltest aber in Zukunft darauf achten, deine Emotionen im Zaum halten zu können, immerhin kann ich dir nicht auf Schritt und Tritt folgen. Ich lächelte kurz. Mr. Kingsley schien ein netter Kerl zu sein und ich sah ihn ihm schon meinen neuen Lieblingslehrer.
Das Sekretariat befand sich in linken Hauptgang. Es war ungewöhnlich groß und wurde von dem morgendlichen Tageslicht erhellt. Die hellblauen Wände machten einen eher kalten Eindruck und passten perfekt zum heutigen Wetter. Wenn man durch die Glastür trat, ging man direkt auf ein runden Bürotisch zu an dem eine junge Frau saß. Sie hatte kurzes schwarzes Haar und starrte den Computer vor sich an. Mit einem spitzbübischen Lächeln kam Mr. Kingsley auf sie zu und räusperte sich laut. Vor Schreck zuckte die Frau zusammen um ihm dann einen bösen Blick zuzuwerfen. Hatte ich ihnen nicht gesagt, dass sie das lassen sollen? Sie erschrecken mich jedes Mal, wenn sie hier vorbeikommen. Verzeihen sie mir. Wird nicht wieder vorkommen. Ich wollte nur die junge Dame zu ihnen bringen. Sie ist neu an unserer Schule. Nun huschte ihr Blick zu mir. Sie begutachtete mein Gesicht, meine Kleidung und zum Schluss meine schon sehr abgetragenen Schuhe. Vivien Davenport? Richtig?. Ich nickte. Na schön. Deine Bücher sind hier, sie klopfte mit einer Hand neben sich auf einen Bücherstapel. Und den Stundenplan erfahren sie indem sie sich bei ihrem neuen Klassenlehrer erkundigen. Ich nickte damit sie wusste dass ich sie verstanden hatte. Und wer wird mein neuer Klassenlehrer sein?. Sie lenkte ihren Blick wieder auf den Bildschirm und klickte mit der Maus herum. Nach kurzer Zeit öffnete sich vor ihr eine Liste. Ich konnte einige Namen von Schülern erkennen, nur leider scrollte die Frau so schnell herunter, dass ich sie mir kaum merken konnte. Vivien Davenport, Viven Davenport, murmelte sie vor sich hin. Da. Du kommst in die 9a zu Mr. Kingsley. Seinen Namen sagte sie so fröhlich, dass ich mich augenblicklich fragte ob sie auf ihn stand. Das ist ja erfreulich, sagte Mr. Kingsley und lächelte mir zu. Irgendwie hatte ich das Gefühl das er das zurecht gerückt hatte. Immerhin waren wir beide Wandler. Nun dann kann ich dir sofort mitteilen, dass deine erste Schulstunde Sport bei mir ist. Den restlichen Stundenplan gebe ich dir dann nachher, in Ordnung?. Ja, antwortete ich und biss mir auf die Zunge, ehe ich fragen konnte ob es noch andere Wandler an der Schule gab. Es wäre ein verheerender Fehler gewesen, ihn das vor der Sekretärin zu fragen. Dann komm. Du kannst mich zum Sport begleiten. Ich nickte und wir verließen das Sekretariat.
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Gefunden (Abgebrochen)
WerewolfDie junge Wandlerin Vivien Davenport hat ihr ganzes Leben über im grönländischen Wald gelebt und bekommt nun die Chance in England zu leben. Dort trifft sie auf den jungen Alpha Callom der ihr schnell ans Herz wächst. Nur leider ist nicht jeder mit...