Das Telefon stand auf einem Schränkchen im Wohnzimmer. Ich hatte mich bei den anderen entschuldigt um es sofort hinter mich zu bringen. In meinem Bauch kribbelte es. Leider nicht so wie wenn Callom und ich uns küssten oder zusammen alleine waren. Es war eher ein unangenehmes Kribbeln, das mir ein ungutes Gefühl gab. Irgendwie hatte ich Angst vor der Reaktion meiner Mutter. Ich griff zögerlich nach dem Telefon und wählte die Telefonnummer. Heute war Samstag und sie wurde in der Drogerie von jemand anderem abgelöst um zu Hause zu bleiben. Das war immer so gewesen und ich konnte mir nicht vorstellen das es jetzt anders war. Nervös lauschte ich dem Klingeln und wartete ab. " Loreen Davenport?" Ich schluckte. Die leicht verzerrte Stimme meiner Mutter kam mir so unheimlich vertraut vor. " Hallo?" Ich realisierte, dass ich ihr wohl antworten musste. " Äh... hallo Mama, ich bin's Vivien." Ich kniff die Augen zusammen. " Oh Schatz schön dass du anrufst. Wie geht's dir denn? Ist alles in Ordnung?" Ich holte tief Luft. " Vivien, du antwortest mir nicht. Was ist passiert?" Ich hatte keine Ahnung was ich meiner Mutter sagen sollte. Würde sie mir glauben, wenn ich sie anlügen würde? Würde sie sauer sein, wenn ich ihr die Wahrheit sagte? Obwohl ich sie schon von meiner Geburt an kannte, konnte ich sie immer noch nicht einschätzen, wie sie reagieren würde. " Vivien?" Ich atmete tief ein und aus. " Wurdest du entführt?" Ich hätte vor Schreck beinahe das Telefon fallen gelassen. " Was? Nein! Wie kommst du darauf? Ist ja lächerlich." Meine Stimme klang hysterisch und man konnte mir meine Panik deutlich anhören. " Was ist dann passiert?", fragte meine Mutter und ihre Stimme klang leicht an genervt. Ich starrte verdutzt auf das Telefon, wusste zwar das sie das nicht sehen würde, tat es aber trotzdem. Mir war klar, dass ich es ihr erzählen musste. Aber ich konnte es ja langsam angehen. " Ich bin nicht mehr in Grönland", fing ich an und machte eine Pause. " Was? Warum nicht. Vivien, bist du abgehauen?", ihre Stimme klang auf einmal wieder so freundlich, aber ich konnte ihr das nicht glauben. Ich würde ihr die Wahrheit sagen und dann auflegen. " Ich bin verbannt worden." Es blieb still und ich wollte auflegen, da hörte ich wieder ihre Stimme. " Kind, wie hast du das den gemacht?" Sie war fassungslos und enttäuscht. Das hörte man ihr deutlich an. " Mein Vater hat Callom angegriffen und ich habe ihm geholfen. Ich konnte es nicht verhindern, Dad dabei zu verletzen." " Vivien!", meine Mutter war geschockt. "Warum verletzt du deinen Vater für so einen Fremden?" " Callom ist kein Fremder. Er ist mein Freund, Mama!" " Nenn mich nicht Mama", kreischte sie hysterisch ins Telefon. Mir stockte der Atem. So kannte ich sie nicht. So war sie nie gewesen. Warum? Meine Tochter würde nie ihren Vater angreifen. Du bist nicht meine Tochter!"
Es krachte und ich hörte, wie Plastik aus einander sprang. Das Telefon war mir aus der Hand gefallen. Ihre Worte stachen mir ins Herz, verletzten es und verwundeten mich. Tränen schossen mir in die Augen und liefen stumm meine Wangen hinab. Das musste ein Albtraum sein. Das konnte nicht wahr sein. Nein! Es durfte nicht wahr sein. Kerzengerade stand ich dort. Im Wohnzimmer der Spencer's und starrte aus dem Fenster. Schritte waren zu hören und kurz darauf kamen alle drei zu mir. " Vivien. Was hast du?" Meine Knie gaben nach und Callom konnte mich gerade noch auffangen. Er nahm mich in die Arme und platzierte mich neben sich auf dem Sofa. Er legte meinen Kopf an seine Schulter und fing an mich zu trösten. " Ich will aufwachen, es soll vorbei sein", schluchzte ich in sein T-Shirt. " Der Traum soll aufhören." " Das ist kein Traum. Wovon redest du?", fragte er und machte seine Trost-Action zu Nichte. " Meine Mutter" flüsterte ich atemlos und zog meine Nase hoch. " Was ist mit ihr?" fragte Elina und setzte sich ebenfalls. Fürsorglich streichelte sie meinen Arm und ich beruhigte mich ein wenig. " Ich bin nicht mehr ihre Tochter." Es war still. Niemand sagte oder tat etwas. Meine Aussage schien sie ebenfalls zu treffen. " Komm. Ich mach dir eine warme Tasse Milch mit Honig. Das hat schon immer geholfen." Sie stand auf und ging in die Küche zurück. Ihr Mann folgte ihr. " Warum sagts du das?", fragte mich Callom. Ich beruhigte mich ein wenig und mein Herz schlug wieder langsamer. " Sie sagte ich sei nicht ihre Tochter. Sie meinte ihre Tochter würde niemals ihren Vater angreifen." Ich schniefte und umarmte ihn. " Verlasse deine Eltern nicht", sagte ich und schloss die Augen. " Egal was der Andere über deinen Vater gesagt hat, es ist nicht wichtig. Es ist unwichtig und sollte vergessen werden." " Vivien was meinst du?" Callom schien sichtlich verwirrt über mich. Kein Wunder. Ich wusste selber nicht so recht was ich hier gerade tat, oder warum. Ich wusste nur, dass es wichtig war und das zählte. " Ich will nicht das dir das gleiche passiert wie mir. Das du keine Familie mehr hast, so wie ich." Ich lehnte mich an ihn und entspannte mich. " Du hast mich", meinte er. " Und ich werde dich nie alleine lassen. Du kannst mir vertrauen." Ich lächelte, hob meinen Kopf an, reckte meinen Hals ein wenig und gab ihm einen Kuss. " Und genau aus diesem Grund liebe ich dich!"
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Gefunden (Abgebrochen)
Manusia SerigalaDie junge Wandlerin Vivien Davenport hat ihr ganzes Leben über im grönländischen Wald gelebt und bekommt nun die Chance in England zu leben. Dort trifft sie auf den jungen Alpha Callom der ihr schnell ans Herz wächst. Nur leider ist nicht jeder mit...