Ich fuhr über einen holperigen Waldweg, der gerade genug breit war damit das Auto an den Seiten nicht zerkratzt wurde. Nach ein paar Tagen waren wir endlich wieder in England angekommen und ich hatte mir von Callom den Weg zu seinem Haus zeigen lassen. Ich hatte nicht gedacht das seine Familie im Wald wohnen würde. Immer wieder hatte ich mich gefragt wie das Haus in dem die Liebe meines Lebens wohnte, wohl aussehen könnte. Es war stock finster und nur die Scheinwerfer des Autos erleuchteten den Weg. Nach kurzer Zeit fuhr ich auf eine gepflasterte Straße die an den Seiten von alten Laternen beleuchtet wurde. Die Straße führte zu einem Haus. Ich parkte das Auto auf den Kiesplätzen die vor dem Gebäude lagen und drehte den Schlüssel im Zündschloss um. Das Grummeln des Motors verstummte und ich lehnte mich in den Sitz zurück. " Ist alles in Ordnung?", fragte Callom und ich drehte meinen Kopf. Die Mündigkeit stieg in mir empor und meine Augen wollten am liebsten zufallen. Doch ich riss mich zusammen. " Ich bin nur ein bisschen müde", antwortete ich. " Kein Wunder. Du hast uns ja den ganzen Weg hierhergefahren. Und das ohne Pause." Ich lächelte matt und griff nach seiner Hand. " Ich bin froh, dass du uns gefolgt bist. Ohne dich wäre ich jetzt nicht hier. " Er beugte sich vor, sodass sein Gesicht meinem ganz nahekam. " Ich hätte dich nie alleine gelassen. Ohne dich könnte ich niemals leben." Ich schloss meine Augen und Callom legte seine Lippen auf meine. Die Müdigkeit schien sofort zu schwinden und ich legte meine Hände in seinen Nacken um ihn noch ein Stück zu mir zu ziehen. Er legte eine Hand an meinen Rücken und die andere an meinen Hinterkopf. In mir schien ein Feuerwerk zu explodieren und ich wünschte, ihn nie wieder loslassen zu müssen. Doch nach einiger Zeit mussten wir beide nach Luft schnappen und ich begann sofort zu lachen. Er drückte mir noch einen Kuss auf die Stirn, bevor ich aus dem Auto stieg und um den Wagen rannte. Ich öffnete die Tür und hielt ihm meine Hand hin. Er ergriff sie lachend und stemmte sich aus dem Sitz. Hand in Hand liefen wir auf das Haus zu. Es stand auf einer kleinen Anhöhe, die man durch eine unebene Steintreppe besteigen konnte. Während wir die ersten Stufen sahen sah ich mich um. Überall sah man grüne Sträucher und Blumen, die Tagsüber in bunten Farben leuchten mussten. Das Haus war aus dunklem Holz gebaut und ich fühlte mich sofort wohl. Im Erdgeschoss brannte orangefarbenes Licht, was aber nur so wirkte da Gardinen in der Farbe die Fenster schmückten. In jedem Haus hätten diese Vorhänge schrecklich ausgesehen, doch nicht in dem Haus der Spencer's. Wir erreichten das obere Ende der Treppe und Callom klopfte an die Tür. Nach kaum zwei Sekunden wurde sie aufgerissen und Callom's Mutter umarmte stürmisch ihren Sohn. " Kai. Kai", rief sie aufgebracht und kurz darauf erschien auch Callom's Vater in der Tür. " Wo hast du dich bloß herumgetrieben?", fragte Elina. Zum Glück erinnerte ich mich an ihren Namen. Das hätte noch peinlich werden können. Ihr Blick fiel auf seinen Hals und ich musste ebenfalls wie sie die Luft einziehen. " Wer war das?", fragte sein Vater mit ruhiger Stimme und meine Bewunderung wuchs für diesen Mann. Mein Vater hätte viel gefährlicher reagiert. " Es war mein Vater", sagte ich und fügte schnell noch eine Erklärung hinterher. " Ich bin geflohen und Callom wurde dabei leider verletzt. Wir hatten leider kein Erste-Hilfe Set im Auto, aber ich habe versucht sie zu säubern." Kai sah mich kurz nachdenklich an. " Vivien, richtig?". Ich nickte. " Danke das du unseren Sohn heile wieder nach Hause gebracht hast. Willst du noch reinkommen?". Ich sagte zu, denn innerlich hatte ich keine Lust meiner Mutter jetzt gegenüber zu treten. Sie wäre sicherlich enttäuscht von mir. Ach was dachte ich denn da? Was sollte es sie denn schon kümmern, immerhin war es mir passiert und nicht ihr. Ich war verbannt worden und musste mich deswegen nicht rechtfertigen. Wohl oder übel musste ich mich mit der Situation anfreunden. Ich trat über die Türschwelle und sofort stieg mir ein sonderbarer aber doch unglaublich angenehmer Geruch in die Nase. Es roch nach Tannennadel. Ich schloss meine Augen und stellte mir vor in einem Nadelwald zu stehen. Es klappte recht gut und ich fühlte mich seltsamerweise sofort wohl hier. Eigentlich war ich bei 'Fremden' etwas vorsichtiger, doch hier war es anders. " Setz dich doch." Elina legte mir fürsorglich eine Hand auf den Rücken und schob mich langsam in den anliegenden Raum. Die Wände bestanden aus dunklen Holzregalen, in denen Bücher, Bilder und Dekorationen standen. Die Creme-farbenden Lampen verströmten ein warmes Licht, so als würde man in einem ständig anhaltenden Sonnenaufgang leben. Ich ließ mich von Callom's Mutter zu einem der dunkelbraunen Kunstledersofas führen. Ich setzte mich und lehnte mich vorsichtig zurück. Callom setzte sich neben mich und ich spürte wie die Blicke seiner Eltern auf uns ruhten. Mir war etwas Unbehagen und ich verschränkte leicht unsicher die Finger in einander. Kai und Elina setzten sich uns gegenüber. Nach kurzer Zeit legte sich ein peinliches Schweigen zwischen uns und ich schreite förmlich nach einem Gespräch. Da mir jedoch nicht einfiel, was ich hätte machen können, entschied ich mich für den allbekannten Klassiker und allen Mädchen. " Dürfte ich ihre Toilette benutzen?". Elina musste mein Unbehagen bemerkt haben und lächelte. " Aber natürlich. Den Flur hinunter und dann rechts." Ich nickte dankbar und stand auf. Callom's Blick bohrte sich in meinen Rücken, als ich das gemütliche Wohnzimmer hinter mir ließ. Eilig schritt ich den Flur entlang und stürzte ins Badezimmer. Was um Himmels Willen sollte ich den jetzt machen? Wie verhält man sich nur n solch einer Situation? Bei den Eltern des Freundes zu Hause!! Ich drehte den kleinen Schlüssel im Schloss herum und ließ mich auf dem Toilettendeckel nieder. Wäre es auffällig, wenn ich den Rest meines Lebens hier verbringen müsste? Ich zog die Beine an und umschlang meine Knie mit den Armen. In Gedanken versunken starrte ich auf die, mal weiß gewesenen, Spitzen meiner Chucks. Mein Kopf sank wie von alleine auf meine Knie hinab und meine Augen schlossen sich. Die Müdigkeit kehrte zurück und übermannte mich völlig. Doch kurz bevor ich in einen hoffentlich erholsamen Schlaf abdriftete, klopfte es an der hölzernen Badezimmertür und mein Kopf schoss hoch, als ich leise meinen Namen vernahm.

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Gefunden (Abgebrochen)
WerewolfDie junge Wandlerin Vivien Davenport hat ihr ganzes Leben über im grönländischen Wald gelebt und bekommt nun die Chance in England zu leben. Dort trifft sie auf den jungen Alpha Callom der ihr schnell ans Herz wächst. Nur leider ist nicht jeder mit...