Kapitel 5

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Ich hetzte durch das Gestrüpp, des nicht enden wollenden Waldes. Inzwischen hatte es angefangen zu regnen, was dazu führte das mein Fell nass an mir herunterhing und ich mich tonnenschwer fühlte. Ein Hecheln hinter mir und ich wurde schneller. Äste schlugen mir ins Gesicht, und Blätter blieben an meinen Vorder- und Hinterbeinen kleben. Manchmal verstand ich mich selbst nicht. Wieso kam ausgerechnet ich immer in solche Situation. Zuhause war ich alle zwei Tage verfolgt worden. Meistens waren das Jungs aus meinem Rudel gewesen, die verhindern wollten, dass ich ihren Freundinnen erzählte, dass sie fremdgegangen waren. Ich hatte noch nie Angst vor einem Alphatier gehabt, sei es aus einem anderen oder meinem eigenen Rudel. Gib auf!" knurrte Callom. Ich bog ab auf einen sandigen Weg. Hier könnte ich ihn abschütteln und beschleunigte. Der Sand wirbelte auf, und flog nach allen Seiten. Mein Plan funktionierte. Ich ließ ihn hinter mir und verließ den Pfad und ich erkannte meine Umgebung wieder. Es war nicht mehr weit bis zum Waldrand und ich wurde etwas langsamer. Da! Die Wiese. Ich verließ den Wald und trabte durch das hohe Gras. Jetzt war sogar schon ein Donner zu hören. Ich wurde immer langsamer, bis ich am Ende nur noch trottete. Ich atmete tief ein und aus. Mein Körper wandelte sich und ich zog die Kapuze meines Sweatshirts über den Kopf. Erschöpft sah ich zum Ende der Wiese und sah, dass die Sonne schon im Begriff war unterzugehen. Wie spät es wohl sein mochte?

Plötzlich wurde ich zur Seite gestoßen. Ich fluchte als ich den schwarzen Schatten über mir sah. Du hast wohl nie genug, was!?" " Erst wenn du verschwindest oder dich mir unterwirfst. Der Wolf drückte seine Pfoten in den Stoff meiner Jacke und seine Krallen in das Fleisch meiner Schulter. Vor Schmerz verzog ich das Gesicht. Wieso hatte ich ihn den nicht gewittert? Du glaubst wohl, du könntest mich abschütteln. Callom schüttelte lachend den wuschigen Kopf. Geh von mir runter, Fettsack. Vergiss es, Kleine. Kleine? KLEINE?! Ich zeig dir gleich was die Kleine so alles kann. Ich knurrte bedrohlich. Leider war ich zu schwach um zu wandeln. Callom wandelte und man sah ihm seine Erschöpfung an. Er drückte sein Knie in meinen Bauch. Ein kleiner Schmerzensschrei entfuhr mir wodurch sein Grinsen zurückkehrte. Breiter als je zuvor. Bring mich doch gleich um, fuhr ich ihn an. Dann machte es aber weniger Spaß. Mistkerl! Irgendwie musste ich mich doch befreien können. Als Wolf wäre ich entschieden stärker. Ein schrilles Lachen ertönte. Er warf den Kopf in den Nacken. Hör auf zu flenn. Wie bitte? Ich weinte doch überhaupt nicht oder? Mit dem Regen der mein Gesicht benässt war das schwer festzustelle. Mit seiner Beute spielt man nicht. Er lachte noch lauter. Du bist nicht meine Beute. Nein. Du bist mein Spielzeug. Die Wut packte mich und verlieh mir neue Kraft. Ich zog blitzschnell die Knie an und trat Callom kräftig in den Magen. Er schrie auf und brach zusammen. Ich rollte mich zur Seite, stand auf und lief los. Ein Arm packte mich und wollte mich zurückziehen. Hier geblieben. Unser Gespräch ist noch nicht beendet. Nein!" Ich drehte mich um und verdrehte sein Handgelenk, was ihn erneut aufschrien ließ. Nun packte er meine Hand gelenk und wollte mich zurück auf den Boden drücken doch ich reagierte schneller als er es erwartet hatte. In meiner Geschwindigkeit, in der ich nicht auf ihn achtete, biss ich ihm in die Schulter. Er war dabei, sich wieder auf mich zu stürzen, auch wenn er kurz zögerte, aber ich war schneller. Mit Schwung trat ich ihm zwischen die Beine. Jaulend krümmte er sich. Jetzt liefen ihm Tränen übers Gesicht und er sackte zu Boden. Wir sehen uns dann morgen in der Schule, verabschiedete ich mich höflich und setzet noch ein amüsiertes " Kleiner" hinzu, bevor ich mich auf den Nachhauseweg begab.

Ich drückte erneut auf die Klingel. Keine Regung. Wo war meine Mutter? Das Auto stand hier und es brannte Licht. Bibbernd vor Kälte zog ich die Jacke enger an mich. Mein Blick fiel auf einen kleinen Kiesel, der neben meinem Fuß lag. Ich nahm ihn, zielte und warf. Mist. Daneben. Hey, Schatz! Ich wirbelte herum. Hinter mir stand meine Mutter. Sie trug einen weißen Jogginganzug und sah fix und fertig aus. Wieso ist das Licht an? Sie sah kurz nach oben. Ich habs angelassen, du weißt doch wie ich bin. Sie drückte mich und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Komm, ich letztens zwei Tiefkühlpizzen gekauft. Ich schieb sie in den Backofen und du ziehst dir was Trockenes an. Zufrieden rannte ich die Treppe hinauf in mein Zimmer. Nach kurzem Überlegen, zog ich einen Jogginganzug aus dem Schrank, föhnte mir im Bad die Haare und steckte sie hoch. Als Mamas Pizza ist fertig durchs Haus hallte, saß ich schon längst am Küchentisch. Während wir aßen, erzählte Mama von ihrem Tag in der Drogerie, der ziemlich ereignislos und langweilig gewesen war, und als sie mich fragte was ich so getrieben hatte, antwortete ich nur Ach, nichts Wichtiges. Danach ging ich ins Bett. Nachdem ich unter meine Decke gekrochen war, starrte ich vor mich in die Luft und dachte nach. Ob Callom wohl immer noch auf der Wiese lag?

Gefunden (Abgebrochen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt