Ich schaute gebannt an das dunkle Holz und meine Augen folgten den dünnen Linien die darin lagen. " Vivien ist alles in Ordnung?", fragte Callom und in meinem Bauch begannen wieder tausende Schmetterlinge herumzuflattern. Ich legte meine Hand darauf und versuchte das Gefühl wenigstens ein bisschen unter Kontrolle zu bekommen. " Ja, alles in Ordnung. Ich bin nur ein bisschen müde, sonst nichts." Ich stand auf und drehte den Schlüssel im Schloss. Mit einem kleinen Klicken, schloss die Tür auf und wurde sofort geöffnet. Callom stand vor mir und sah auf mich herab. Als er mich musterte, fingen seine Augen an zu glitzern. Der Moment schien unendlich andauern zu können, doch er unterbrach ihn mit einem verwirrten Blinzeln. Er trat einen Schritt auf mich zu und schob mich leicht mit der rechten Hand zurück, während die linke die Türklinke herunterdrückte und abschloss. " Was hast du vor?", fragte ich ihn und er lächelte mich kurz spitzbübisch an. Ich lächelte zurück und ließ mich wieder auf den Toilettendeckel fallen. " Ich möchte mit dir reden. Ich", er unterbrach sich und horchte in die Stille. Anscheinend wollte er nicht, dass seine Eltern es mitbekamen. Oh Gott, seine Eltern. Was sollten die bloß denken, wenn sie wussten das wir hier drin waren. Zusammen. In einem kleinen Raum. Der abgeschlossen war. Ich schüttelte meinen Kopf. Was für Gedanken wuselten mir den in letzter Zeit durch den Kopf. Da konnte ich mich ja richtig für mich selber schämen. Ich sah wieder zu ihm hinauf. Jetzt wo ich saß, war er noch größer. " Ich kann einfach nicht aufhören, an diese Bemerkung des einen Anderen zu denken. Was meinte er mit Verräter und guter alter Freund. Mein Vater ist in meinem Rudel geboren und aufgewachsen, hat es vor mir geführt. Was hat das mit diesen Anderen zu tun vor denen du Angst hast." Ich blinzelte. Er hatte Recht. Vor ihnen hatte ich Angst. Aber das lag nur an ihrer Gerissenheit und der Mordlust, mit der sie durch die Wälder Grönlands streiften. " Kannst du nicht deine Mutter fragen?", schlug ich vor. Ich kannte meine Mutter gut, sie würde alles sofort genau herausfinden wollen. Doch seine Mutter kannte ich nicht. Ich wusste nicht wie sie reagieren würde. Anscheinend nicht sehr gut, denn Calloms Gesichtsausdruck sprach Bände. " Nein, das wäre keine gute Idee. Sie würde alles abstreiten. Sie vertraut ihm ihr und mein Leben an. Wenn ich ihr so etwas erzähle würde sie sich nur selber Vorwürfe machen. Warum auch immer." Ich dachte kurz nach. Vielleicht sollte man das Problem an der Wurzel packen. Allerdings hatte ich mich das bei meiner Familie auch nie getraut. " Und was ist mit deinem Vater? ", einen Versuch war es ja immerhin wert, oder nicht? " Ach ich weiß nicht. Immer wenn ich ihn etwas gefragt habe, hat er versucht mich mit einigen Informationen satt zu kriegen." Ich musste schmunzeln, denn so gut wie ich ihn kannte, würde Callom das nicht genügen. "Wenn du willst komme ich mit. Ich helfe dir gerne." Callom sah mich an. Und ich sah zurück. Ich konnte nicht erkennen was sich in seinen Augen abspielte. Worüber er gerade nachdachte. Vielleicht wäre dieser Vorschlag doch keine gute Idee gewesen. Immerhin waren das familiäre Angelegenheiten und ich sollte mich dort nicht mit einmischen. Plötzlich trat Callom dicht an mich heran, schlang seinen linken Arm um meine Hüfte und hob mit der anderen mein Kinn an. Es ging so schnell das ich kaum reagieren konnte, weshalb ich etwas überrumpelt dastand, als er seine Lippen auf meine legte. Ich schloss meine Augen und legte meine Hände an seine Brust. Unter meiner Hand pochte sein Herz, mindestens genauso doll wie mein eigenes. Ich erwiderte den Kuss und er wurde sofort fordernder. Callom zog mich von dem Toilettendeckeln und setzte sich selber. Mich hob er auf seinen Schoß. Ich wusste nicht wie lange wir so da saßen und rumknutschten, aber nach kurzer Zeit vernahm ich leise Schritte. Callom schien zu beschäftigt um sie zu hören und da wurde auf der anderen Seite bereits ein Schlüssel ins Schloss gesteckt, herumgedreht und die Tür öffnete sich. Ich löste mich von Callom und sah ihn das hübsche Gesicht seiner Mutter, die uns amüsiert musterte. " Ich störe euch wirklich nur ungern, denn ich weiß wie peinlich so ein Moment ist. Aber ich muss euch doch bitte daran erinnern, dass ein Gästeklo nicht der geeignete Ort ist um 30 Minuten lang herumzuknutschen." Sie schüttelte tadelnd den Kopf, doch das Lächeln in ihrem Gesicht nahm zu. " Außerdem ist Vivien doch sicherlich müde und ich muss mich um deine Wunden kümmern", wandte sie sich an ihren Sohn, dem die Röte ins Gesicht geschossen war. Ich hingegen behielt meine normale Hautfarbe und kletterte von seinem Schoß, damit er aufstehen konnte. Wir war es schon ein wenig peinlich, jedoch dachte ich mehr daran was passiert wäre, wenn sein Vater uns anstelle von Elina erwischt hätte. Ich trat hinaus in den Flur und stellte mich neben sie. " Geh schon mal in die Küche und warte auf mich. Ich bringe Vivien eben zu Gästezimmer." Nun stieg auch in mir eine leichte Nervosität empor. Was wäre, wenn sie sich mit mir über ihn unterhalten wollte? Ich rang kurz nach Luft, bevor ich Elina eine schmale, gewundene Holztreppe hinauffolgte.

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Gefunden (Abgebrochen)
Manusia SerigalaDie junge Wandlerin Vivien Davenport hat ihr ganzes Leben über im grönländischen Wald gelebt und bekommt nun die Chance in England zu leben. Dort trifft sie auf den jungen Alpha Callom der ihr schnell ans Herz wächst. Nur leider ist nicht jeder mit...