Überraschender Weise, führte Mr. Kingsley mich durch einen Hintereingang nach draußen. Wir überquerten einen gepflasterten Weg der uns zu einem großen Sportplatz führte. Der Platz war von hohen Eisenzäunen umgeben und in der Mitte der roten Laufbahnen, war eine große Rasenfläche. Am Rand standen einige Bäume, die wegen der kalten Jahreszeit verkümmert und kahl waren. Ein schrilles Klingeln war zu hören und ich vernahm auch noch aus dieser Entfernung, das laute Gerede der Schüler.
Nach ein paar Minuten überquerten einige Schüler denselben Weg, über den wir vorerst gekommen waren. Es waren ungefähr 20 Schüler, die in kleinen Gruppen den Platz betraten. Sie alle trugen Sportkleidung und machten einen eher unglücklichen Eindruck. Das lag wahrscheinlich an der Kälte. Sechs Schüler zogen sofort meine Aufmerksamkeit auf sich. Drei Jungen und drei Mädchen. Sie standen ein wenig abseits von den anderen und schienen sich nicht ganz so unwohl zu fühlen wie ihre Mitschüler. Ich betrachtete sie genauer. Einer der Jungen, der größere, hatte strubbeliges blondes Haar und blaue Augen. Der andere war ebenfalls blond, hatte aber braune Augen. Der kleinere hatte dunkelbraunes Haar und schien ein wenig schüchtern. Zwei der Mädchen waren brünett die andere blond. Sie standen nebeneinander und kicherten. Klasse, das ist Vivien Davenport. Sie ist neu und ich möchte, das ihr sie freundlich in die Gemeinschaft aufnimmt. Alle nickten und ich spürte wie ein winziger Teil von Anspannung von mir abfiel. Na dann los. Lauft drei Runden um den Platz, bevor wir uns dann mit dem Sprinten beschäftigen, forderte Mr. Kingsley uns auf und ein vielstimmiges Stöhnen war zu hören. Die Klasse setzte sich langsam in Bewegung. Ich legte meinen Rucksack ab und zog meine Jacke aus, bevor ich ebenfalls anfing loszulaufen.
Ich lief hinter den drei Mädchen. Die schmalere der beiden Brünetten, schien etwas aus der Puste. Ihre beiden Freundinnen schienen total entspannt. Ich war mir zu hundert Prozent sicher, dass die beiden Wandlerinnen waren. Genauso wie die drei Jungen. Innerlich hätte ich jubeln können. Ich war also nicht die einzige. Plötzlich spürte ich eine Präsenz neben mir und wandte den Kopf. Es war der dunkelhaarige Wandler der mich scheu musterte. Er ließ sich ein wenig zurück fallen und ich tat es ihm nach. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er mit mir reden wollte. Meine Vermutungen waren richtig. Naja, fasst. Anscheinend wollte er mir das Reden überlassen. Hey, fing ich freundlich an. Ich bin Vivien und du?. Ich kam mir ein bisschen komisch vor. Normalerweise war ich sonst nie der Typ der Wert auf Freundschaften mit Jungen hegte. Ich bin Dennis. Ich nickte und konnte meine nächste Frage einfach nicht zurückhalten. Bist du ein Wandler? Dennis sah mich erst komisch an, schien dann aber zu verstehen. Ja bin ich. Nur nennen wir uns Werwölfe. Das letzte Wort flüsterte er, als hätte er Angst jemand könnte uns hören. Aber das bezweifelte ich stark. Ich wollte gerade etwas dazu äußern, da legte sich eine Hand auf Dennis Schulter und er zuckte zusammen. Die beiden Blonden Typen, tauchten neben ihm auf und musterten mich. Langsam hab ich echt Bedenken, dass die Mädchen uns bald in ihrer Anzahl übertrumpfen, Henry, sagte der Blauäugige und sein Freund lachte. Dafür sind wir die besseren Kämpfer. Ich ließ ein abfälliges Schnauben hören und sie sahen mich amüsiert an. Oder ist das nicht der Fall?, fragte mich Henry. Ich glaube kaum dass du besser im Kampf bist als ich. Ach ja?, forderte mich sein Freund heraus. Ja. Ich habe mein Leben lang in einem Wald verbracht und weiß mich zu verteidigen und meinen Gegner auszuschalten, bei der Letzen Aussage weiteten sich die Augen der Jungen und ich fing an zu grinsen. Von ausschalten war nie die Rede, wollte Henry seine Aussagen verteidigen wurde aber von einer leisen, kaum hörbaren Stimme unterbrochen. Natürlich nicht. Aber du musst zugeben, dass du nicht unser bester Kämpfer bist. Die drei Mädchen hatten sich zurückfallen lassen und liefen nun links neben mir. Die Brünette die dies gesagt hatte, streckte mir ihre Hand entgegen. Ich bin Evelyn. Freut mich dich kennen zu lernen. Ich muss mich für meinen Freund entschuldigen. Er ist manchmal , wie soll ich es sagen? Sie sah fragend in den Himmel, als könnte seine triste Farbe ihr eine Antwort geben. Angeberisch, kam ihr die Blondine entgegen und lachte. Ich bin Leanne, nenn mich aber einfach nur Lea. Das hier, - sie zeigte auf die mir noch unbekannte Brünette, - ist Melody. Wunder dich nicht, sie ist eine sehr langsame Wölfin. Ich nickte. Dann war Melody auch eine Wandlerin. Nur eben mit weniger Ausdauer, aber das musste ja nicht gleich die Welt bedeuten. Langsam? Sie ist echt lahm, gab ein Junge, den ich nicht kannte, von sich und lief demonstrativ noch etwas schneller. Hör auf so über sie zu reden, fauchte der Blauäugige ihn an und ich unterstützte ihn durch ein: Genau, verstanden?! Den Jungen schien das jedoch nicht sonderlich zu beeindrucken, denn er fing an zu lachen und grinste uns hämisch an. Was? Seit ihr etwa ihre Mami und ihr Papi? Das war genug. Ich spürte wie in mir langsam ein Feuer zu lodern begann und ich krallte meine Hände ich meinem T-Shirt. Die Adern auf meinen Handrücken waren erschreckend dunkel geworden und ich spürte ein Ziehen in Armen und Beinen. Doch ich versuchte mich zusammen zu reißen. Leider schien der Blonde das nicht zu können, denn er sprang auf den Jungen zu. Sag das nochmal knurrte er und ein Schauer lief über meinen Rücken. Seine Stimme klang sehr bedrohlich und ich zweifelte nicht daran, dass er den Jungen in der Luft in Stücke reißen würde. Ich versuchte die Situation noch ein wenig zu retten. Ich packte den Blonden am Arm und hielt ihn zurück. Um ihn zu beruhigen, legte ich meine linke Hand auf seine Brust und konnte seinen, vor Wut, rasenden Herzschlag spüren. Reiß dich zusammen, flüsterte ich.
Der Junge sah ihn ängstlich an. Während der Auseinandersetzung waren die anderen stehen geblieben, und sahen zu. Idioten. Meine Geste schien den Blonden wirklich ein wenig zu beruhigen und ich ließ seinen Arm ein wenig lockerer. Erst jetzt sah ich, dass ich seinen T-Shirt Ärmel leicht zerrissen hatte und biss mir beschämt auf die Unterlippe. Die dunklen Adern auf meinem Handrücken zogen sich zurück und wurden heller. Die Situation entspannte sich, doch das hielt Mr. Kingsley nicht auf. Vivien Davenport und Callom Spencer. Ich erwarte euch im Direktorat. Sofort! Geschockt starrte ich ihn kurz an. Er kam auf uns zu und blieb kurz vor uns stehen. Er sah uns mit einem mahnenden Blick an, wobei mir auffiel, dass seine Augen sie gewandelt hatten und nun gelbbraun leuchteten. Sofort!, wiederholte er seine Worte und wandte sich dann den immer noch verängstigten Jungen zu. Callom und ich sahen uns aus den Augenwinkeln an, bevor wir uns auf den Weg machten.

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Gefunden (Abgebrochen)
Hombres LoboDie junge Wandlerin Vivien Davenport hat ihr ganzes Leben über im grönländischen Wald gelebt und bekommt nun die Chance in England zu leben. Dort trifft sie auf den jungen Alpha Callom der ihr schnell ans Herz wächst. Nur leider ist nicht jeder mit...