Ich war dem Gespräch der großen Gruppe nur teilweise gefolgt und hatte in meinen Kopf eine eigene Diskussion durchgeführt. Der eine Teil von mir, war dafür sich an der Versammlung zu beteiligen. Der andere Teil, war dafür mich auf eigene Faust vorzubereiten. Und ich, tja. Ich wusste nicht so recht wohin mit mir. Ich wollte weder unhöflich sein, indem ich mich in mein Zimmer verkroch, noch wollte ich zu höflich sein und gelangweilt im Esszimmer herumzustromern. Deswegen war ich, nachdem ich mich entschuldigt hatte, ins Wohnzimmer geflüchtet und hatte es mir auf einem der breiten Sessel bequem gemacht. Mir war immer noch nicht verständlich geworden, warum es den jetzt Krieg geben sollte. Den eigentlich hatten wir ja keinen Grund dazu. Wehmütig sah ich aus dem Fenster. Es musste kurz nach Mittag oder vielleicht sogar schon später sein. Meine innere Uhr stand völlig auf dem Schlauch. Kein Wunder, mit den ganzen Information die einen hier überrannten. Ich seufzte, als mir klar wurde das ich in diesem Haus nicht zur Ruhe kommen würde. Ich stand auf und wollte das Wohnzimmer verlassen, als mein Blick auf das Bücherregal zu meiner Rechten fiel. Die Bücher die dort standen hatten alle einen braunroten Einband und sahen von weitem alle gleich aus. Als hätte die Familie sich dieses eine Buch mehrere Male gekauft. Zutrauen würde ich es ihnen. Mein Blick jedoch, blieb an einem Buch in der untersten Regalreihe hängen. Anders als die anderen, war auf den Buchrücken kein Titel gedruckt. Auch die Farbe war dunkler als bei den anderen und schien schon sehr alt zu sein. Ich schritt eilig auf das Regal zu und ging in die Hocke. Vorsichtig zog ich daran. Der Einband war aus Tierleder gefertigt und ziemlich dreckig. Die Seiten waren abgegriffen und hatten einen leichten Braunton angenommen. Als ich es komplett herauszog, flogen mir einige lose Blätter entgegen. Schnell sammelte ich sie auf und steckte sie in das Buch. Ich schlug die erste Seite auf und begann zu lesen. Ein kleiner Bericht des ersten Wandlerkrieges. Geschrieben von William R. Spencer. Ich schluckte. " Wandlerkrieg", flüsterte ich leise und zuckte zusammen, weil meine Stimme in der Stille so laut klang. Ich fasste einen Entschluss. Leise schlich ich in das Gästezimmer zurück und zog mir eine Winterjacke, die ebenfalls von Elina war, über und verstaute das Buch in der Jackentasche. Es war zwar nicht wirklich groß, passte aber trotzdem kaum hinein und ich hatte schon Angst den dunkelblauen Stoff zu zerreißen. Doch schlussendlich schaffte ich es, den Reißverschluss zu schließen und schlich mich wieder nach unten. Es grenzte an ein Wunder, das ich von den anderen nicht bemerkt wurde und versuchte auch, mir beim Anziehen der Wildlederstiefel Mühe zu geben. Es gelang mir und ich verließ das Haus. Geschwind eilte ich die Treppenstufen hinab und rannte die Straße hinunter. Es hatte angefangen zu schneien und ich sah lächelnd in den Himmel. Die kleinen weißen Flocken, fielen auf mich hinab und kühlten meine Stirn. Lachend fing ich an zu laufen und wurde immer schneller. Am liebsten hätte ich mich gewandelt, aber die Chance so von den anderen, die sicher bald meine Abwesenheit bemerken musste, gefunden zu werden hielt mich davon ab. Bald kam ich an eine Stelle die mir seltsam bekannt vorkam und ich hielt an. Behutsam zog ich das kleine Buch aus der Tasche und setze mich auf einen alten, umgefallenen Baumstamm. Ich beugte mich übe das Buch, damit der Schnee nicht darauf fiel und begann darin zu blättern. Es sah aus wie ein Tagebuch und fesselte mich sofort. Woher hatten die Spencer's dieses Buch?
Es ist früh am Morgen und wir haben uns entschlossen, uns im Unterholz zu verstecken. Wir haben unsere Vorräte gerecht aufgeteilt und dafür gesorgt, unsere Spuren zu verwischen. Die Stimmung im Rudel ist nicht fröhlich. Gemeinsam versuchen wir uns Mut zuzusprechen, doch nicht einmal ich glaube noch an Hoffnung. Das Weiße Rudel hat uns die ganzen letzten Tage verfolgt und wir sind erschöpft. nur mit Mühe konnten wir ihnen und einem nächtlichen Kampf entkommen. Ich habe ein paar Späher ausgeschickt, doch ich bezweifle das sie fündig werden. Zu gerissen sind die Weißen, dass sie sich finden lassen. Sie wollen uns in eine Sackgasse treiben um uns dann völlig auszulöschen. Die Kinder klagen. So etwas haben nicht einmal die Ältesten unter uns erlebt. Es fühlt sich wie eine Belagerung aus den alten Geschichten an und doch können wir uns noch frei bewegen. Eine Flucht aus Grönland können wir vergessen. Einige bauen auf die Unterstützung der Braunen und Grauen auf. Doch Kyra hat mir erzählt, dass die Grauen eng verbündet mit dem Feind sind. Ich glaube kaum, dass das hier ein gutes Ende für uns nimmt. Und dennoch hoffe ich auf eine Wendung. Eine Wendung die uns befreien wird. William R. Spencer.
Ich schluckte schwer, nachdem ich den Eintrag gelesen hatte. Es war einer von vielen und ich zweifelte nicht daran, dass William ein Vorfahr von Callom gewesen war. Zu hoch war die Wahrscheinlichkeit. Ich blätterte mehrere Seiten weiter und stellte fest, dass nirgends ein Datum geschrieben worden war. Auch wenn mich das ein wenig ärgerte, konnte ich den Grund dafür verstehen. William hatte anscheinend sein Zeitgefühl auf dieser Flucht verloren. Mir wäre es wahrscheinlich nicht anders ergangen. Ich hielt auf einer der letzten Seite an und las erneut.
Auch wenn es uns nicht ermöglicht, in diesen Zeiten Glück und Freude zu verspüren, muss ich in diesem Augenblick wohl der glücklichste Mann auf Erden sein. Gerade habe ich die frohe Nachricht von Kyra erhalten. Sie wird ein Junges gebären. Eines, das nach mir dieses Rudel anführen soll. Wie wir den Welpen nennen werden, weiß wohl nur das Schicksal. Auch wenn ich nun mehr Hoffnung in mir trage und diese auf mein Rudel übertrage wird, mache ich mir große Sorgen um Kyra. Sie ist eine der besten Kämpferinnen es Rudels, doch nun kann sie nicht mehr. Sie muss auf sich Acht geben und ich werde nicht zulassen, dass ihr etwas geschieht. Ich lasse sie Tag und Nacht bewachen lassen. Sollte ihr und dem Welpen etwas geschehen, werde ich nicht mehr weiterleben können und wollen. Ohne sie wäre meine Welt unvollständig, leer und grau. Ich werde alles dafür tun, dass sie das hier übersteht. Und wenn ich dafür mein Leben geben müsste. William R. Spencer.
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Gefunden (Abgebrochen)
WerewolfDie junge Wandlerin Vivien Davenport hat ihr ganzes Leben über im grönländischen Wald gelebt und bekommt nun die Chance in England zu leben. Dort trifft sie auf den jungen Alpha Callom der ihr schnell ans Herz wächst. Nur leider ist nicht jeder mit...