Kapitel 39

18 1 0
                                        

Es war später Morgen, als ich an die Tür von Kai's Büro klopfte. Ich hatte absichtlich etwas länger gewartet als geplant und hoffte, dass Kai genug Schlaf bekommen hatte. Ich wusste nicht wie schnell Callom herkommen und mich schützen konnte, falls dies nicht der Fall war. Nach ein paar Sekunden hörte ich ein dumpfes " Herein", und umfasste die Türklinke mit meiner Hand. Ich konnte immer noch einen Rückzieher machen. Ich holte tief Luft und drückte die Klinke herunter. Der Raum, indem Callom's Vater sein Büro eingerichtet hatte, sah ganz anders aus als ich ihn mir vorgestellt hatte. Die Wände waren mit hohen Bücheregalen verdeckt, in denen hauptsächlich große schwarze Ordner und Papierstapel lagen. Ich hätte nicht gedacht, dass man als ehemaliger Alpha so viel zu tun hatte. Und dann auch noch mit Papier? Vivien?, für einen kurzen Moment sah er mich irritiert an, fasste sich aber schnell wieder. Hab ich sie bei irgendetwas gestört?, fragte ich vorsichtig. Nein, Nein. Keines Falls. Er erhob sich hinter seinem breiten Schreibtisch und ging darum herum. Was möchtest du denn?. Ich suchte in meinem Kopf nach einen richtigen Gesprächsanfang und fand schließlich einen. Ich habe letztens unten in eurem Wohnzimmer ein Buch gefunden, ich nahm meine eine Hand, die ich die ganze Zeit hinter meinem Rücken versteckt hatte hervor und zeigte Kai das Buch. Seine Augen weiteten sich kurz, aber er bemühte sich mich nicht gleich mit Fragen zu überhäufen. Und was ist damit?. Ich habe darin ein bisschen gelesen. Das Buch wurde von einem deiner Vorfahren geschrieben und beinhaltet Informationen aus dem Wandlerkrieg. Können sie mir mehr darüber verraten? Kai schien kurz mit sich zur ringen. Ja. Aber ich kann dir auch kaum mehr erzählen, als nur Vermutungen die ich aus seinen Büchern erschlossen habe. Er lehnte sich an den Schreibtisch und begann zu erzählen. William war mein Urgroßvater. Er hat damals das Rudel angeführt. Einen richtigen Namen hat dieses Rudel nie getragen, aber von manchen wurden sie Die Wilden oder wie in deinem Falle Die Anderen genannt. Sie haben in den Wäldern nördlich gelebt und gejagt. Eines Tages erfuhren sie, dass ein anderes Rudel sich ihrem Revier näherte und sie wollten es unbedingt verteidigen. Nur leider hatte das fremde Rudel eine größere Anzahl an Mitgliedern und konnte die Wilden später verjagen. Sie waren ein halbes Jahr lang auf der Flucht und in dieser Zeit haben sie versucht ihr Rudel zu vergrößern. Natürlich haben das auch die anderen versucht und weitere kleinere Rudel haben sich ihnen angeschlossen. Die Wilden waren verzweifelt und wussten nicht was sie tun sollten oder wie sie sich im Notfall verteidigen sollten. Doch wie durch ein Wunder hat sich ihnen dann ein Rudel angeschlossen. Das Rudel das nun Callom anführt. Zusammen waren sie beinahe so groß wie die anderen. Schließlich kam es dann zu einem großen Krieg der nach seinem Ende als der Erste, und hoffentlich, Letzte Wandlerkrieg genannt wurde. Die Wilden konnten siegen und die anderen haben sich zurückgezogen. Und bis heute streifen die Wilden wieder durch ihr altes Revier und konnten ihre Gegner immer m Zaum halten. Doch wir vermuten, dass bald ein weiterer Krieg ausbrechen wird. Er seufzte und setzte sich wieder hinter seinen Schreibtisch. Ich hatte ihm aufmerksam zugehört und ein paar eigenen Vermutungen zusammengefasst. Kai. Könnte es sein dass das gegnerische Rudel, die Vorfahren des Weißen Rudels waren? Er nickte bestätigend: Ja das denke ich schon. Und wenn du sagst, das ein neuer Krieg ausbrechen wird, warum tut ihr nichts dagegen?. Nun fing Kai an zu lachen und ich fühlte mich sofort etwas dämlich. Vivien, du warst doch bei dem Treffen dabei. Zwar nicht lange, aber als du nicht mehr dabei warst haben wir uns über dieses Thema unterhalten. Wir suchen schon lange nach Lösungen einen Ausbruch zu stoppen. Callom und Elina haben ebenfalls mit Rudelmitgliedern gesprochen. Aber leider konnten wir noch keine sinnvolle Lösung finden. Wir denken dass ein Krieg nicht zu verhindern ist. Ich dachte kurz über das Gesagte nach und fasste einen Entschluss. Wenn wir den Krieg nicht verhindern können, müssen wir dafür sorgen, dass wir ihn gewinnen. Ich hatte demonstrativ meine Hände zu Fäusten geballt und fuchtelte mit ihnen in der Luft herum. Vivien, da hört sich ja sehr verlockend an, aber was um Himmels Willen sollen wir denn machen? Ich ließ meine Fäuste sinken und öffnete sie wieder. Kai schien wirklich sehr besorgt deswegen. Immerhin war die Sicherheit eines ganzen Rudels und seiner Familie in Gefahr. Aber ich wollte nicht aufgeben. Ich wollte ihnen so gerne helfen und mich bei ihnen bedanken, dafür dass sie mich bei sich aufgenommen haben. Und wenn ich euch helfe? Ich habe Jahre lang dort verbracht. Ich weiß wie man ihre Festung durchdringt und welche Strategien sie benutzen. Ich kann euch helfen. Kai erhob sich so schnelle das ich zurück wich. Aber das werden sie kommen sehen. Sie werden wissen das du uns hilfst und anders handeln als sie es sonst getan haben. Da hatte e Recht. Gegen dieses Argument konnte ich nichts erwidern. Aber so leicht wollte ich nicht aufgeben. Irgendetwas musste ihn doch überzeugen. Und wenn wir etwas unvorhersehbares machen? Etwas womit sie nicht rechnen. Irgendwie werden wir sie doch besiegen können. Und außerdem kenne ich die Schwachstellen der Verteidigung und ihre eigenen körperlichen Schwächen. Wir schaffen das! Kai überlegte und ließ sich erneut auf seinen Bürostuhl fallen. Er ließ den Kopf nach hinten fallen und starrte an die Decke. Und was schlägst du vor? Das wird sich in den kommenden Tagen herausstellen. Er nickte. Okay. Solltest du etwas Brauchbares auf die Beine stellen, werde ich mich deiner Idee anschließen. Ich war überaus erleichtert und wollte mich schon umdrehen, da hielt Kai mich zurück. Versuche es so überzeugend zu machen, dass die anderen Wandler sich dir ebenfalls anschließen. Und du musst Callom überzeugen. Wenn er dir folgt, tun es die anderen auch. Verstanden. Habt ihr hier noch andere Quellen? Bücher, Unterlagen oder Sonstiges, in denen ich etwas herausfinden kann, das mir behilflich sein könnte? Ja. Ich werde dir später einige Sachen vorbeibringen. Dankend lächelte ich ihn an und verließ das Büro. Nun musste ich mich also mit der Planung einer Verteidigungs- und Angriffsstrategie auseinander setzen. Ganz alleine. Und ich musste Callom dann von meiner Idee überzeugen. Etwas, das hoffentlich nicht so schwer zu bewältigen sein würde.

Gefunden (Abgebrochen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt