Kapitel 12

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Grimmig und mit verschränkten Armen vor der Brust saß ich auf dem Beifahrersitz und blickte aus dem Fenster. Es regnete und das Wasser lief in Rinnsalen das Glas hinunter. Ich war schlecht drauf. Richtig schlecht drauf. Meine Mutter hatte mir ein knallrotes Kleid an gewimmelt. Zuerst habe ich mich strikt dagegen gewehrt es auch nur anzufassen, aber als Mama mir zwei Zehner hingehalten hatte, hatte ich zugestimmt. Kohle konnte man doch immer gebrauchen. Als ich dann angezogen vor dem Spiegel im Flur stand musste ich feststellen, dass ich zu den wenigen Leuten gehörte, denen rot ausgezeichnet stand. Heulend, vor Rührung, hatte meine Mutter meine Haare in Korkenzieherlocken verwandelt und dann mit so viel Haarspray zu gesprüht, dass am Ende ein ordentlicher, ohne Zopfgummi haltender, Fischgretenzopf über meiner Schulter lag. Als sie mir dann noch Glitzer auf den Kopf rieseln wollte, hab ich die Glitzerdose aus dem Fenster geworfen.

" Vivien, Ich blickte zu meiner Mutter die gerade das Auto verlassen hatte und neben mir die Beifahrertür öffnete. " Ja komme schon." Ich zog den schwarzen Regenschirm aus dem Handschuhfach (ja er passt da rein) und stieg aus. Gemeinsam drückten wir uns unter den Regenschirm und stöckelten auf das hell beleuchtete Gebäude zu. Das hieß Mama stöckelte, denn sie hatte schwarze High Heels ausgesucht in denen sie kaum laufen konnte. Ich trug meine heißgeliebten Chucks. Ebenfalls in rot, weil Mama darauf bestanden hatte dass sie immerhin farblich zu dem Kleid passten. Wir betraten das Restaurant und versuchten nicht allzu verwundert zu sein. Ich hatte gedacht dass wir in einem schicken Restaurant essen gehen, aber das hier sah fast stink normal aus. Der Boden war aus Holz. Die schwarzbraunen Tische waren mit roten Decken und strahlend weißem Geschirr bedeckt und die Bänke mit ebenfalls roten Kissen gepolstert. Ein Mann nahm uns die Jacken ab und brachte sie zur Garderobe. Vor uns erstreckte sich die lange Theke und in der Ecke standen neben einer kleinen Bar, Süßwarenautomate, Tischkiker und Tische mit den unterschiedlichsten Brett-und Kartenspielen. Es roch nach Gewürzen und dich fühlte mich sofort wohl in diesem Gebäude. Aus einem Tisch in einer etwas hinten liegenden Ecke winkte uns ein Pärchen entgegen und wir gesellten uns zu ihnen. Die Frau trug ein enges schwarzes Kleid und hatte ihre blonden Haare nach oben gesteckt. Der Mann trug schwarze Hosen und Schuhe und ein weißes Hemd. " Schön sie kennen zu lernen, ich bin Elina Spencer und das ist mein Mann Kai." Mr. Spencer erhob sich und schüttelte jedem von uns die Hand. " Schön sie kennen zu lernen." " Wir freuen uns ebenfalls." Mama und ich setzten uns und der einzige frei Platz noch, war natürlich mir gegenüber. Wo war Callom?

" Entschuldigen sie dass ich frage, ist ihr Sohn nicht mitgekommen." " Kein Problem. Natürlich ist Callom mitgekommen er ist nur gerade eben... " und ich hörte nicht mehr zu, denn Callom kam aus einem Flur, der wahrscheinlich zu den Toiletten führte. Ich musterte ihn. Unglaublich. Er trug Jeans, Pulli und normale Turnschuhe. Jetzt wünschte ich mir ich hätte stand den zwei Zehnern doch lieber alltägliche Kleidung an. " Ach, da ist er ja." Nachdem er meiner Mutter und mir die Hand geschüttelt hatte, setzte er sich genau vor mich. Ein Diener kam und gab uns jedem eine Speisekarte. Sie hatte ein schlichtes Design und einen leichten Beige Ton. Während wir die andern ihr Essen aussuchte, spürte ich wie Callom mich über den Rand seiner Karte hin ansah. Ich wollte nicht, aber in meinem Bauch begann es zu kribbeln. " Hast du dich schon entschieden, Vivien?" " Vivien, ein schöner Name, Callom hat ihn nie genannt als er uns von dir erzählte." Ich unterdrückte ein Kichern, musste aber grinsen. " Ich glaub ich nehme einfach nur Spaghetti." " Ach Schatz, nimm doch mal was anderes als Spaghetti." " Aber das schmeckt mir von allem am besten." Callom sah mich immer noch an und ich hatte es langsam satt. Genervt blickte ich zu ihm. Ertappt senkte er nun den Blick. " Und? Callom? Wofür hast du dich entschieden?" fragte ich zuckersüß. " Lasagne." sagte er stumpf und blickte mir so plötzlich in die Augen, dass ich erschrocken zurückschreckte. Ich erhaschte ein Blick in meine kleine Tasche, in der mein Handy sehnsüchtig darauf wartete benutzt zu werden. Auf einmal leuchtete das Display auf. Sie haben 1 neue Nachricht. Darunter las ich; Lea: 18 Nachrichten/ Evelyn: 4 Nachrichten. Ich glaube ich nehme auch Lasagne." Meine Mutter stöhnte." Aber da sind auch Nudeln und Bolognese drin." " Ja, aber es sind keine Spaghetti."

Calloms Vater lachte leise und sah seinen Sohn an. " Du bist Callom ganz schön ähnlich. Naja was das Essen angeht." "Was?!" fragten er und ich gleichzeitig. " Sag ich doch." " Ich bin gleich wieder da. Bestellst du für mich mit." Ich erhob mich und ging in Richtung Toiletten. " Was willst du denn trinken?" fragten mich meine Mutter und Calloms Eltern ihren Sohn gleichzeitig. " Wasser." Ich blickte mich noch einmal zurück und sah Calloms sauren Blick. Er muss gar nicht so gucken. Ich hab gar nichts getan.

Gefunden (Abgebrochen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt