Kapitel 33

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Das schrille Klingeln der Haustür, riss mich aus meinen Gedanken. Seit einigen Stunden saß ich nun auf dem Sofa, im Wohnzimmer der Familie Spencer. Meine Gedanken hatten sich nur um Callom gedreht. Ich hatte mir selbst befohlen nicht darüber nachzudenken, was heute Morgen geschehen war, aber diese Erinnerungen schaffte es immer wieder meinem Verbot zu entwischen. Meine Mutter würde, nach diesem Gespräch, ohne Zweifel nach Grönland aufbrechen. Sie würde alle ihre Vorsätze liegen lassen und ihr eigentlich neues Leben vergessen. Aber wer konnte es ihr verübeln? Callom's Vater kam die schmale Wendeltreppe heruntergepoltert und öffnete die Tür. Ich hob meinen Kopf von einem der Sofakissen und lauschte. Dabei fummelte ich Gedanken verloren an meinem Pullover herum. Ich hatte mir zum Glück etwas anderes angezogen und den verheulten Schlafanzug gegen einen geblümten Pulli und normale Jeans getauscht. Und darüber war ich froh, denn wie es schien bekamen wir viel Besuch. Die Stimmen kamen mir seltsam bekannt vor und ich erhob mich. Noch bevor die Gäste das Wohnzimmer betreten hatten, sprang ich auf und stürzte mich auf die beiden Mädchen die in dicke Wintermäntel gekuschelt waren. Sie rissen erschrocken die Augen auf, aber als sie mich erkannten fielen sie mir lachend in die Arme. Evelyn ließ mich als erste los und strich sich deine Locke aus dem Gesicht. Die sonst leicht schüchterne Brünette, grinste mich freundlich an. Lea hingegen, ließ mich gar nicht mehr los. Wie eine ertrinkende klammerte sich die Blondine an mich und ich hörte sogar einige vereinzelte Schluchzer. Ich schob sie ein bisschen von mich und wischte ihr eine kleine Träne von der Wange bevor ich zu den anderen Gästen sah. Der einige von ihnen den ich kannte war Henry, der Evelyn aus den Augenwinkeln verzückt musterte. Die anderen kannte ich nicht mal vom sehen und ich vermutete das sie ebenfalls zu Callom's Rudel gehörten. Allerdings konnte ich mir nicht vorstellen das alle Rudelmitglieder anwesend waren. " Wo ist Callom?", fragte Lea mich und ich musste selber erst nachdenken, denn eigentlich wusste ich das gar nicht. " Ich weiß nicht. Kai?", ich drehte mich zu ihm um. " Er hat seine Mutter zu einem Rudeltreffen mit den anderen Mitgliedern begleitet." Ein Rudeltreffen? Mir war dieser Begriff nicht bekannt gewesen. Bei uns hatte es nur Versammlungen und Audienzen gegeben, was aber wahrscheinlich das selbe war. " Worum geht es bei dem Rudeltreffen?" Ich sah neugierig zu Kai hinauf der nur lächelnd den Kopf schüttelte. " Kommt erst einmal rein Leute". Ich drückte mich an die Wand und ließ die anderen an mir vorbei. Hauptsächlich Jungen, aber auch Mädchen, sahen mich prüfend an, bevor sie im Esszimmer verschwanden. Ich wartete bis alle drin waren, schloss die Haustür und folgte ihnen. Ich lehnte mich an die Glastür und beobachtete das Treiben. Es schien häufiger zu solchen Treffen zu kommen, den jeder wusste anscheinend was er machen und wohin er sollte. Es dauerte keine Minute und schon saßen alle, bequem um den großen Holztisch herum. " Gut. Ich möchte beginnen. Zu aller erst, möchte ich euch über," er wurde von einem schwarzhaarigen Jungen mit dunklen Augen unterbrochen. " Tut mir leid wegen der Unterbrechung, aber warum ist sie hier?", er zeigte auf mich und mir wurde urplötzlich ziemlich unwohl. " Darüber wollte ich euch gerade in Kenntnis setzen, Scott." Ich prägte mir den Namen und seinen Besitzer gut ein um mir später einen Überblick über alle Anwesenden verschaffen zu können. " Das hier, ist Vivien Davenport. Sie kommt aus den Wäldern Grönlands und möchte uns in dieser verzwickten Lage helfen." Ich nickte bestätigend. Als ich mich heute morgen von meinem Schock erholt hatte, hatten Kai und ich uns unterhalten. Er hatte mir erzählt, dass ein 'Bote' dem Rudel berichtet hätte, dass sich das Weiße Rudel auf einen Kampf vorbereitet. Ich hatte ihn etwas über das Gespräch zwischen Callom und dem schwarzen Wolf fragen wollen, war mir dann aber zu neugierig vorgekommen. Ich hatte mir vorgenommen ihn später danach zu fragen, immerhin wollte ich Callom helfen. " Also kommt sie aus dem Rudel, was wir versuchen zu bekämpfen?", fragte ein Mädchen mit schulterlangen schwarzen Haaren. Ihr Blick war misstrauisch auf mich gerichtet und meine Nackenhaare stellten sich automatisch auf. Warum waren sie denn alle zu abneigend mir gegenüber? " Nicht richtig", antwortete ich um den Kloß in meinem Hals loszuwerden. " Ach?", gab sie zurück und der Spott in ihrer Stimme machte mich wütend. " Vielleicht gehöre ich nicht eurem Rudel an, oder hab nicht die Erfahrungen gehabt wie sie euch widerfahren sind. Vielleicht komme ich aus dem Rudel was ihr zu bekämpfen versucht, aber das ist kein Grund sich mir so gegenüber zu benehmen. Ich kenne eure Kampfstrategien vielleicht nicht, aber ich kenne die der anderen. Siebzehn Jahre lang habe ich unter ihnen gelebt, wurde in Kampf und Jagd unterrichtet. Ich weiß wie sie kämpfen, welche Strategien sie bevorzugen und welche Schwächen sie haben. Und ich bin nicht hier um Sticheleien über meine Verbannung zu ertragen. Ich bin nicht hier um mich bei euch einzuschleimen um dann wie ein feiger Fuchs in meinen Bau zurück zu flüchten. Wenn ich so jemand wäre, hätte ich nicht meinen Vater halb zerfetz, um euren Alpha vor dem Tod zu bewahren." Ich holte tief Luft, den diese Rede hatte ich nur in einem Atemzug durchgeführt. Kampflustig sah ich auf und blickte dem schwarzhaarigen Mädchen in die Augen. Ich hatte mich schon für einen neuen Kommentar ihrerseits gewappnet, doch es kam nichts. Stattdessen sah sie verlegen auf ihre Hände hinab, die sie ineinander verschränkte. Die anderen schauten sich gespielt unbeteiligt im Raum um und in Kai's Gesicht sah man deutlich Bewunderung. Doch diese hatte ich nicht erhalten wollen. Ich wollte, dass sie begriffen, warum ich hier war und das ich wirklich bereit war ihnen zu helfen. Denn das konnte ich. Ich war für sie wirklich ein Vorteil. " Vivien hat Recht. Und ich glaube kaum das Mia jetzt noch Zweifel an deiner Loyalität hat." Kai nickte mir zu und ich lehnte mich gegen einen schmalen freien Platz an der Wand. " Also, dann wollen wir doch uns doch alle erst einmal vorstellen, bevor wir uns über Kriegspläne unterhalten." Dies sollte wie ein Witz klingen und bei den anderen erzielte es auch den gewollten Effekt, doch mich traf das Wort wie einen Schlag. Kriegspläne! Es war wie ein Traum, der sich zu echt anfühlte. Nie in meinem ganzen Leben, hätte ich gedacht je an einem richtigen Krieg teilzuhaben. Was würden wir davon haben, die anderen zu besiegen? Oder was hätten die anderen davon, wenn wir scheitern würden? Während sich die anderen mir vorstellten, tat ich so als würde ich ihnen aufmerksam zuhören und lächelte jeden freundlich an. Doch die ganze Zeit stellte sich mir nur eine einzige Frage. Warum sollte es überhaupt Krieg geben??

Gefunden (Abgebrochen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt