Dolores Umbrigde

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Allana

,,Jaime, kannst du kurz mal Krummbein halten?"
,,Nein! Al, du weißt, ich habe eine Katzenallergie und dieser Kater haart total!"
Ich ignorierte meinen Bruder geflissentlich und drückte ihm den rostroten Kater in die Hand. Dieser versuchte zugleich laut maunzend zu entkommen. Jaime tauchte unter den Tisch ab, um ihn wieder einzufangen. Dabei fluchte er lauthals. ,,Kann Hermine nicht auf ihr Tier aufpassen?!"
,,Sie wollte doch noch ein Buch einpacken, deshalb ist sie nach oben ..."
,,Du solltest dir mal ein Beispiel an ihr nehmen! Ihr sind ihre Noten wichtig!"
,,Mir doch auch", entgegnete ich entspannt, ,,aber ich mache es mir lieber einfach. Wer braucht schon Bücher, wenn der eigene Bruder Wikipedia ist?"
Gemeinter Bruder schwieg daraufhin und begnügte sich mit einem Schnauben, das sich jedoch in einen unterdrückten Schmerzenslaut verwandelte, als Krummbein seine Haut zerkratzte. ,,Ich schwöre, dieser Kater ist schlimmer als jedes Frettchen ...!"
,,Wart mal ... ich nehm ihn wieder." Ich nahm Krummbein vorsichtig aus Jaimes Armen. Dieser atmete erleichtert auf.
Hermine polterte mit weiteren Büchern die Treppe hinunter. ,,Ich dachte, dieses Buch für Kräuterkunde kann noch wichtig werden ... und das Buch für Zaubertränke vielleicht auch ..."
Ich rollte unauffällig die Augen.
,,Jaime, Allana, könnt ihr mir noch kurz helfen?", tönte Sirius' Stimme aus dem Nebenraum.
,,Wir kommen sofort!" Gemeinsam traten wir zu unseren Onkel, der schon angespannt auf uns zu warten schien.
,,Hört zu", meinte er ernst, als wir ihn erreichten, ,,versucht Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen. Voldemort ist zurück, aber ihr dürft in diesen Konflikt nicht hereingezogen werden, in Ordnung? Dieser Kampf hat nichts mit euch zu tun. Ihr sollt nicht mehr darunter leiden, als ihr es ohnehin schon tut."
Sirius irrte sich. Der Kampf hatte alles mit uns zu tun.
,,Natürlich", meinte Jaime brav und ich nickte geflissentlich. ,,Wir werden versuchen uns in Nichts verwickeln zu lassen."
Versuchen können wir es ja. Auch wenn es dafür vermutlich schon zu spät ist.
Sirius seufzte erleichtert und umarmte uns zu unserer Überraschung. Ich spürte, wie ich anfing zu lächeln. Es ist schön zu sehen, dass man sich um uns sorgt. Es hatte beinahe etwas familiäres. Und das alles ist hin, wenn wir ihm die Wahrheit über uns sagen. Aber irgendwann mussten wir es ihm sagen!
Wir gingen wieder zurück zu Hermine.
,,Wir werden es ihm sagen müssen", murmelte Jaime düster und sprach so meine Gedanken aus.
,,Ja", stimmte ich ihm müde zu und seufzte. ,,Aber wir brauchen noch Zeit."
,,Seid ihr alle bereit?!", tönte Tonks Stimme aus dem Flur und wir nahmen unsere Koffer.
,,Wir kommen!"

Am Gleis Neundreiviertel angekommen, erwartete uns bereits eine bunte, schwatzende Mischung aus Schülern und Eltern. Dahinter qualmte wie gewohnt die rote Dampflock, die uns nach Hogwarts fahren würde. Die Luft war erfüllt von Gezwitscher, Geschnatter und Gesprächsfetzen, die sich zu einem dumpfen Wirrwarr mischten. Niemand beachtete uns wirklich, als wir den Gleis betraten, allerdings lagen einige Blicke auf Harry, dessen Laune sich aprupt zu verschlechtern schien.
,,Wie viele Leute glauben wohl, dass Voldemort tatsächlich zurück ist?", wisperte ich Jaime leise ins Ohr. Sein Blick verfinsterte sich. ,,Bis jetzt halten ihn mehr Leute nur für einen berühmten
Verrückten, der alles tun würde, um im Rampenlicht zu stehen. Mal hoffen, dass das auch so bleibt. Umso mehr Leute ihm glauben, umso schneller zieht sich die Schlinge um unseren Hals zu."
,,Wir müssen also dafür sorgen, dass jeder seine Geschichte in Frage zieht", meinte ich.
Er nickte. ,,Oder den Verdacht von uns - beziehungsweise eher von mir - ablenken." Ein gequältes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. ,,Komm, suchen wir uns ein Abteil."
Wir schoben unsere Koffer durch die engen Gänge. ,,Willst du nicht zu Draco und den übrigen Slytherins gehen?", fragte ich Jaime und mein Herz schlug automatisch etwas schneller, als ich den Namen des blonden Slytherins aussprach. Verdammte Hormone.
Zu meiner Enttäuschung schüttelte Jaime den Kopf. ,,Sie werden sich die ganze Zeit über Voldemorts Rückkehr auslassen. Ihre Eltern sind schließlich Todesser, also wissen zumindest sie, was wirklich in der Welt geschieht. Und ich will nicht mit Leuten zusammensitzen, die seine Rückkehr feiern."
Ich nickte. Nachvollziehbar.
Er öffnete eine der Türen und grinste. ,,Hallo Luna! Lange nicht gesehen."
Ich lugte hinein und erkannte das blonde Mädchen wieder, mit der Jaime zum Ball gegangen war. Ihre Augen weiteten sich in freudiger Überraschung und langsam erschien ein verträumtes Lächeln auf ihrem Gesicht. ,,Hallo Jaime, Hallo Allana!" Ich hob die Hand zum Gruß. ,,Hi."
Jaime räusperte sich. ,,Können wir herein kommen? Der Rest des Zuges ist voll."
Luna nickte heftig und ihre Glubschaugen traten hervor. ,,Natürlich! Deine Schwester und du könnt euch gerne zu mir setzen."
Ich erstarrte mitten in der Bewegung. Jaimes Grinsen erlosch. ,,W-wir sind keine Geschwister", stammelte ich und Jaime schüttelte zur Verdeutlichung heftig den Kopf.
Luna runzelte die Stirn. ,,Ach wirklich ... ich dachte immer ihr wärt welche ..." Sie schaute uns mit schräg gelegten Kopf an.
Ich räusperte mich unbehaglich. ,,Uhm ... und wie kommst du auf so eine ... These?"
Luna zuckte die Schultern. ,,Ich denke, es liegt an eurer Art", meinte sie verträumt, ,,euer Verhalten dem jeweils anderen gegenüber ist so vertraut, als würdet ihr euch schon lange kennen ... und gut kennen ..." Ihre Miene hellte sich schlagartig auf. ,,Vielleicht seid ihr ja Geschwister, ihr wisst es nur nicht!"
Das haben wir schon hinter uns, dachte ich trocken. Luna fuhr begeistert fort: ,,Mein Vater hat nämlich mal einen Artikel herausgebracht, in dem er zu beweisen versucht, dass das Ministerium verdeckte Experimente an Zwillingen erforscht, um ihre Magie genauer zu erklären." Sie sah uns prüfend an. ,,Wacht ihr zufällig jede Nacht um drei Uhr auf und träumt von pinken Einhörnern?"
Jaime und ich tauschten einen Blick. ,,Ähm ... nein."
Luna seufzte. ,,Schade. Es würde einiges erklären."
Meine Mundwinkel zuckten ungewollt. Eigentlich war diese Situation viel zu ernst um zu lachen, aber Luna gab umgewollt ihr Bestes mich zu amüsieren. Jaime im Gegensatz sah ganz und gar nicht begeistert aus.
Gerade als wir uns hingesetzt hatten, öffnete sich die Abteiltür erneut. Ginny, Neville und Harry traten ein, worüber niemand von ihnen so richtig glücklich zu sein schien. Harry warf Jaime einen zutiefst abwertenden Blick zu.
,,Uh, da hat wohl jemand mein Kussgeräusch vernommen", flüsterte mir dieser nur trocken ins Ohr und rückte etwas näher zu mir, um Ginny und Harry Platz zu machen, die nun gezwungen waren, sich neben ihm zu setzen. Von Jaimes ebigen Anspannung war nichts mehr zu vernehmen. Er grinste nur provozierend in die Richtung der Gryffindors. Ich tat ebenfalls mein Bestes und lächelte Harry zu.
Neville ließ sich gegenüber von uns, also neben Luna nieder. Er beobachtete sie nervös aus den Augenwinkeln, doch sie zog nur eine Zeitung aus ihrer Tasche und begann sie zu lesen - natürlich verkehrt herum.
,,Longbottom, was hast du da in der Hand?", fragte mein Bruder plötzlich. Tatsächlich trug Neville eine äußerst hässliche Pflanze, die aussah wie eine Kreuzung aus Kaktus und Kartoffel. Er stotterte eine Antwort: ,,Mimbulus mimbeltonia."
,,Gesundheit", murmelte ich beinahe unhörbar in Jaimes Ohr. Er gluckste.
,,Kann die irgendetwas?", fragte Ginny interessiert.
Jaime holte sein Buch über Kräuterkunde hervor und hielt es vor sein Gesicht, während er begann darin zu lesen.
Neville nickte heftig. ,,Jaa, die hat einen tollen Verteidugungsmechanismus, warte mal ..."
Das klang gar nicht gut. Ich versteckte meinen Kopf ebenfalls hinter Jaimes Buch. Er schenkte mir einen genervten Blick.
Einen Moment später klatschte etwas Grünes und Schleimiges auf den Buchrücken und durchweichte unsere Kleidung. Wir sahen uns an. Dann lugten wir vorsichtig über dem Buchdeckel hervor. Das gesamte Abteil war bedeckt von einer zähen, glibberigen und zutiefst stinkenden Masse. Neville hatte die größte Ladung abbekommen und rieb sich nun verzweifelt über die Augen. Seine Kleidung triefte vor Schleim. Harry und Ginny hatte nicht ganz so viel von der grünen Masse erreicht, doch auch sie waren über und über mot Schleim übersät. Luna hingegen war beinahe vollständig trocken geblieben, da die Zeitung den größten Teil der Ladung abgehalten hatte. 
Ich zog meinen Zauberstab. ,,Ratzeputz", murmelte ich. Der Schleim verschwand.
,,Sorry, Leute", stammelte Neville, während Harry unterdrückt fluchte.
Das Jahr fängt schonmal gut an.

Jaime

Hoffentlich würde das Schuljahr besser werden, als die Bahnfahrt, dachte ich, während ich das hell erleuchtete Schloss vor mir betrachtete, das wie immer eine erfurchtsvolle Stimmung in mir erzeugte.
Trotzdem beschäftigte mich noch immer Luna. Wie hatte sie unter Geheimnis so schnell erkannt??
,,He, Gaunt, wo warst du denn während der Zugfahrt?", rief eine wohlbekannte Stimme. Ich drehte mich um und grinste Draco leicht zu. Auf seiner Brust schimmerte ein silbernes Abzeichen. Ich hob eine Braue. ,,Vertrauensschüler? Du? Meine Güte, da wären sogar Crabbe und Goyle eine bessere Wahl gewesen!"
Draco tat als würde er schmollen. ,,Ich bin zutiefst verletzt", meinte er und legte sich dramatisch eine Hand aufs Herz. Dann hellte sich sein Blick auf. ,,Ich habe schon so viele Pläne! Die Granger werde ich schreiben lassen:"Ich soll keine Besserwisserin sein", Weasley wird bei jeder Frage, die sich dämlich anhört, Punkte abgezogen bekommen -"
,,Du darfst Vertrauensschülern keine Punkte abziehen, selbst wenn es Weasley ist. Du kannst nur noch Potter drangsalieren."
Er zuckte gleichgültig die Schultern. ,,Damit komme ich klar." Dann eine kleine Pause. ,,Sag mal ... hast du Allana schon gesehen?"
Ich nickte. ,,Sie ist gerade mit Potter ins Schloss gegangen."
,,Na dann los!"
Gemeinsam traten wir durch die Tür und durch eine Gruppe von Zweitklässlern, die Draco sofort zusammenstauchte.
,,Ist dein Verhalten nicht ein wenig niveaulos?", fragte ich den blonden Slytherin trocken. Er schüttelte grinsend den Kopf. ,,Ich muss mich schonmal auf die Fünftklässler aus Gryffindor vorbereiten. Für Longbottom wird dieses Jahr ein einziger Albtraum werden!"
Soviel zum Thema Vertrauensschüler.
Wir setzten uns auf die Bank und wurden zugleich überschwänglich von Blaise Zabini und Theodore Nott begrüßt, die uns über unsere Ferien ausfragten. Ich überließ Draco das Reden und beobachtete wie die kleinen Erstklässler in die verschiedenen Häuser eingeteilt wurden.
Danach folgte eine vertraute Rede von Dumbledore und ich ließ meinen Blick über das Kollegium schweifen. Etwas Pinkes fiel mir ins Auge. Eine kleine, leicht ründliche Hexe mittleren Alters saß dort, komplett in Pink gekleidet. Mit gestricktem Pullover und allem drum und dran. Auf ihrem Kopf thronte eine ebenfalls pinke Schleife.
,, ... darf ich ihnen vorstellen: Dolores Umbrigde, unsere neue Lehrerin in Verteidigung gegen die dunklen Künste." Dumbledore deutete auf die Frau.
Verteidigung gegen die dunklen Künste? Und diese pinke Hexe?! Zwei Dinge, die meiner Meinung einfach nicht zusammenpassten. Ich konnte mir absolut nicht vorstellen, dass diese Hexe kompetend unterrichten würde.
,,Sie arbeitet im Ministerium", wisperte Draco in mein Ohr. ,,Sie und mein Vater kennen sich gut."
Da Dracos Vater so ungefähr jede Person kannte, die Rang und Namen hatte, ging ich davon aus, dass es sich hier um ein ziemlich großes Tier im Ministerium handelte.
Dumbledore fuhr mit seiner Rede fort.
,,Chrm, chrm."
Mein Mund klappte auf. Die Hexe räusperte sich erneut und lächelte dann geziert. Einige Schüler begannen leise zu tuscheln.
,,Hat sie grade echt Dumbledore unterbrochen?!", flüsterte Zabini geschockt.
,,Scheint so", murmelte ich gespannt.
,,Genial!"
Umbrigde trippelte in ihren ebenfalls pinken Schuhen nach vorne und schenkte den versammelten Schülern ein weiteres künstliches Lächeln. ,,Ich bin so froh hier zu sein und in alle eure strahlenden kleinen Gesichter zu blicken ..."
Echt jetzt?!
Umbrigde fuhr mit ihrer kleinen Rede fort und was sie sagte beunruhigte mich. Sehr. Und diese Unruhe nahm zu.
Endlich erreichte ihre Ansprache ihr Ende und vereinzelter Applaus brandete auf. Nott schaute mich an. Seine Stirn war gerunzelt. ,,Sorry Leute, nach etwa drei Sätzen bin ich weggedöst. Kann mir jemand eine halbwegs anständige Zusammenfassung geben? Jaime?"
Ich seufzte und rieb mir die Schläfen. Besorgte und verwirrte Blicke wurden getauscht.
,,Ich kann die Rede auch vollständig analysieren und auf die sprachlichen Mittel und Gestaltungen eingehen. Aber faktisch hat sie gerade einfach bekanntgegeben, dass das Ministerium seinen Machtbereich auf eine gewisse schulische Fakultät ausdehnt. Und noch einmal für Crabbe und Goyle: Das Ministerium mischt sich in Hogwarts ein."

Seine Erben (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt