Die Einladung

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Jaime

Ich schaute Umbrigde scheinbar gelangweilt nach, als diese mit klackernden Schuhen die Klasse verließ. Innerlich brodelte in mir jedoch bereits eine tiefe Abneigung gegen die krötenähnliche Hexe. Keine Magie benutzen ... Und das ausgerechnet wo Voldemort zurück war und es deswegen von allerhöchster Wichtigkeit sein würde, dass wir uns verteidigen konnten.
Gleichzeitig stellte die Stunde aber auch eine Erleichterung für mich dar: Das Ministerium schien wirklich nicht glauben zu wollen, dass Voldemort tatsächlich wieder auf dieser Erde wandelte. Wenigstens dort würde man also keinerlei Nachforschungen bezüglich des "Sohnes" anstellen.
Dafür würde Harry allerdings noch weitere Untersuchungen tätigen, um seine Version der Geschehnisse zu beweisen ... Das könnte knifflig für mich werden. Vor allem, da Dumbledore seine Ansicht offiziell - sowie inoffiziell - unterstützte.
Meine Laune verfinsterte sich. Dumbledore ... Ich musste unbedingt wissen, was Dumbledore bereits herausgefunden hatte! Bei Harry wusste ich es, schließlich erzählte Allana mir alles, aber Dumbledore ...
Es ist sogar möglich, dass er bereits Informationen über Allana hat. Oder Wissen über diese Horkruxe. Oder über die Rituale.
Ich dachte voller Unbehagen an das Buch über die Herstellung von Horkruxen durch schwarze Magie in meinem Koffer zurück und automatisch lief ein kalter Schauer über meinen Rücken. Aber es wurde Zeit mir ebenfalls neues Wissen anzueignen, mit was es wir es hier Zutun hatten.
Ich nahm mir vor, heute einen ersten Blick in dieses dunkle Buch zu werfen.

Allana

Ich schluckte meine immer stärker werdenden Schuldgefühle herunter und starrte zornig auf die immer kleiner werdende Gestalt von Professor Umbrigde.
Diese Frau war ein einziger Albtraum! Schon jetzt stand sie für alles, was ich an dem Ministerium verabscheute. Wie konnte sie es nur wagen Cedrics Tod als belanglosen Unfall abzutun?! Wie kann sie es nur wagen so über ihn zu sprechen?!
Warum ist sie zu ignorant um zu erkennen, dass Voldemort zurück ist, Harry Recht hat und die gesamte Welt der Muggel und der Magier in größerer Gefahr ist als je zuvor?!
,,Woa, so wütend habe ich dich nur selten erlebt", ließ Draco verlauten und musterte mich aus seinen bläulichen Augen. Ich schnaubte nur genervt und pfefferte die Schulutensilien in meine Umhängetasche. Das würde ein tolles Jahr werden ...
,,Sie scheint mir allerdings auch nicht so kompetent zu sein", fügte er beinahe nachdenklich hinzu.
,,Nicht so kompetent?!", wiederholte ich, ,,das wäre noch ein Kompliment!"
Jaime sah zu mir und stieß mir unsanft in die Seite. ,,Erinnerst du dich noch, was ich über nicht auffallen gesagt habe?", raunte er warnend in mein Ohr.
,,Es wäre wohl eher auffällig, wenn ich mich nicht über Umbrigde beschweren würde", konterte ich zischelnd. Mein Bruder grummelte etwas, das wie ,,kein schlechtes Argument" klang und wandte sich ab.
Draco grinste. ,,Er scheint heute mit dem falschen Fuß aufgestanden zu sein."
Meine Lippen hoben sich beinahe amüsiert. Beinahe.
Draco sprach weiter und strich sich durch das blonde Haar. ,,Jedenfalls ... nächste Woche können wir Schüler ja wieder nach Hogsmeade gehen und der Name Malfoy sorgt immer wieder für Rabatte ... du weißt schon, mein Vater ... Deswegen ... hättest du Lust mit mir zusammen hinzugehen?"
Jaime gab ein Geräusch von sich, das sich wie eine Mischung aus Räuspern, Husten und Verschlucken anhörte.
Ich blinzelte verblüfft. Dann spürte ich eine seltsame Euphorie, die nach und nach meinen ganzen Körper erfüllte und meine ganze schlechte Laune binnen eines Augenblickes auflöste. ,,Ja", stotterte ich, ,,gerne, wirklich!"
Ich merkte, dass ich über beide Ohren grinste. Meine Haut spannte sich bereits unangenehm.
Draco zwinkerte mir zu. ,,Gut, dann spätestens bis zum Wochenende!" Er wandte sich an meinen Bruder, dessen Miene einen Ausdruck von beinahe komischer Verzweiflung zeigte. ,,Kommst du, Jaime?"
Sein Kopf ruckte nach oben. ,,Hmm?"
,,Zauberkunst. Mit den Ravenclaws."
Jaime nickte eilig. ,,Ja. Schon da. Bis später, Al."
Ich sah den beiden nach, wie sie durch die Tür in den Flur traten. Draco winkte mir kurz zum Abschied zu. Erst jetzt wurde mein Grinsen etwas schwächer und meine Augen groß.
Oh mein Gott, was soll ich denn anziehen?!
Gleichzeitig begann ich zu lachen. Es tat gut sich einmal über - vergleichsweise - unbedeutende Dinge Gedanken zu machen. Es war geradezu beflügelnd.
Mit beschwingten Schritten machte ich mich auf dem Weg zur nächsten Stunde.

Jaime

Mir gefällt das nicht. Allana und der in reines Blut vernarrte, aus einer Familie voller Todesser stammende, reiche, schnöselhafte, feixende, Gryffindor hassende Slytherin alias Draco Malfoy?
Ich verzog das Gesicht. Wie schaffte es Draco nur, dass alle Mädchen mit ihm ausgehen wollten, sogar meine Schwester! Lag es einfach nur an seinem Geld oder seinen Charme ...?
,,Hi, Jaime", meinte eine vertraute Stimme und ich wirbelte herum. Ich räusperte mich unbehaglich. ,,Hi, Hermine."
Sie hielt ihre Bücher wie immer wie einen kostbaren Schatz fest an sich gedrückt und ihr krauses Haar hing ihr ungebändigt im Gesicht. Sie pustete sich eine Strähne nach hinten. ,,Ähm ... wie geht es dir?", fragte ich vorsichtig.
Hermine lächelte. ,,Ganz gut. Es ist schön wieder Schule zu haben, findest du nicht? Ich meine, Ferien sind auch toll, aber länger als zwei Wochen halte ich das einfach nicht aus ..." Ich nickte immer wieder, als sie munter über ihren Stundenplan und die Themen dieses Schuljahres schwatzte. Währenddessen beobachtete ich sie unauffällig. Mir war gar nicht aufgefallen, dass ihr Haar etwas länger geworden war und ihre Haut ein bisschen dunkler ... wahrscheinlich war sie im Sommer oft draußen gewesen.
In den Ferien hatten wir zwar etwas Zeit miteinander verbracht, aber wir waren nie alleine gewesen. Auch im Unterricht saß sie nun fast überall neben Potter und Weasley. Es war das erste Mal seit Wochen, dass nur wir beide zusammen waren.
Wenn ich sie nach Hogsmeade einladen würde, was wäre ihre Antwort? Erneut ein Nein? Vielleicht mochte sie mich ja gar nicht so, wie ich sie mochte ... Aber wie mochte ich sie denn?
Argh, warum muss mein Leben so kompliziert sein?!
,,Jaaa", stammelte ich, als Hermine mich erwartungsvoll ansah, ,,das klingt ja ... interessant. Jedenfalls ... ich muss jetzt los, Unterricht und so. Man sieht sich."
Ich hetzte beinahe von ihr weg, in einen leeren Korridor. Dort angekommen schlug ich wütend mit der Hand gegen die steinerne Wand.
Warum traue ich mich nicht einfach?!
Es war doch nicht schwer, oder? Eine einzelne Frage und dazu noch ein charmantes Lächeln, sich noch vielleicht ein wenig durch die Haare raufen ... Eigentlich nichts besonderes. Also warum zum Teufel mache ich mir dann solche Sorgen?!
Ich gab der Wand noch einen letzten Tritt, der sich unangenehm auf meinen Fuß ausübte und trat den gewohnten Weg zum Unterricht an.
Ich brauchte dringend eine Ablenkung, die mich von diesem Problem löste. Heute Abend. Das Buch über Horkruxe.

Ich hoffe, ihr könnt das Kapitel jetzt lesen.

Seine Erben (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt