Missverständnisse

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Jaime

,,Was war denn mit Allana heute los?", fragte mich eine Stimme. Hermine. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass sie bei mir saß. Ich hob den Blick von dem Buch, was ich gerade las und blinzelte verwirrt. ,,Hmm?"
Seit wann saß denn Hermine bitteschön gegenüber von mir?! Hatte sie mich beobachtet? Hatte ich währenddessen in der Nase gebohrt? Ich hoffte inständig nicht.
Ich strich mir unauffällig die Haare aus dem Gesicht. Sie schaute mich abwartend aus ihren braunen Augen an. Eine krause Haarsträhne hing ihr im Gesicht und schimmerte in der Sonne bronzefarben ...
,,Äh, was war noch einmal die Frage?", erkundigte ich mich und riss mich hastig von ihrem Gesicht los.
,,Was denn heute mit Allana-"
,,Ach, ja." Ich erinnerte mich. ,,Date", erklärte ich schulterzuckend.
Ihr Mund formte ein verstehendes 'O' und sie strich sich die Haare zurück.  ,,Und ... wie ist es gelaufen?", fragte mich Hermine zaghaft.
,,Woher soll ich das denn wissen?"
Hermine rollte die Augen und schenkte mir einen leicht genervten Blick, als wäre ich ein kleines Kind. ,,Weil ihr doch ein Date hattet."
Ich brauchte wirklich einige Sekunden, um das Gesagte zu begreifen.
,,Nei-Nein, neinneinnein äh ... i-ich glaube, du hast das falsch verstanden, wir-"
Hermine riss die Augen auf und hob abwehrend die Hände. ,,Ich- Du musst es mir nicht sagen, wirklich! Ich meine, es geht ja nur dich und Allana etwas-"
Ich hatte das Gefühl, dass wir gerade vollkommen aneinander vorbei redeten. ,,Hermine", erklärte ich so ruhig wie möglich und versuchte jetzt ein für alle Mal jegliche Unklarheiten aus dem Weg zu räumen, ,,Allana hatte ein Date. Aber nicht mit mir!"
Ihr Mund schloss sich. ,,Oh ... tut mir leid. A-also, vielleicht hast du ja beim nächsten mal Glück."
Da blieb mir doch glatt der Mund offen stehen! ,,Hermine, ich will nichts von Allana!"
Sie starrte mich an. Ihre Lippen waren leicht geöffnet, als wollte sie etwas sagen, konnte es aber nicht in Worte fassen ... ,,A-aber ihr macht doch so viel zusammen, sie war die Ferien über bei dir und im Unterricht sitzt ihr immer nebeneinander und ihr seid euch doch so nah ..."
Ich raufte mir verzweifelt die Haare. Wie sollte ich ihr das jetzt bloß erklären?! ,,Wir sind nur Freunde! Wirklich! Nichts weiter. Wir unternehmen halt mal etwas und im Unterricht arbeiten wir eben zusammen, aber wir sind wirklich nur gute Freunde!"
,,Also, so wie du und ich etwa", schloss Hermine und nickte scheinbar verstehend. Aber das war doch genau das Gegenteil von dem, was ich ihr eigentlich deutlich machen wollte!
,,Ja- Nein, so meinte ich das nicht", stotterte ich und raufte mir die Haare. Wie sollte ich mich denn bitteschön erklären, ohne wie ein vollkommener Trotrel zu wirken?! Hermine verstand ja bereits jetzt schon nicht einmal die Hälfte von dem, was ich sagte! ,,A-also, ich ... mag Allana, wirklich, aber eben nur als Freunde, also ganz normal ... so wie man Leute eben mag ... Und dich mag ich auf eine ... andere Weise als Allana ... keine Ahnung ... ich würde dich zum Beispiel lieber auf ein - ich weiß nicht - Da-", ich wurde rot und unterbrach mich hastig, bevor ich fortfuhr, ,,ähm ... Treffen einladen als Allana und deshalb ..." Ich zuckte lahm die Schultern, denn mir fiel nichts mehr ein, was ich noch sagen konnte. ,, ... ja."
Ich bezweifelte wirklich, dass Hermine meinem Gefasel auch nur irgendwie folgen konnte. Insgeheim schlug ich bereits meinen Kopf gegen die Wand, weil ich in ihrer Nähe einfach nicht in der Lage war, mich vernünftig auszudrücken! Das gesamte Gespräch gerade, war doch einfach nur ein großes Missverständniss und geradezu ein Musterbeispiel für gestörte Kommunikation!
Hermine sah mich verwirrt an und schien nicht genau zu wissen, wie sie antworten sollte. ,,Also ... du magst Allana ... nur so?"
Ich atmete erleichtert auf. Das war doch schon einmal ein Anfang! Ich nickte hastig. ,,Jaa, wir sind nur Freunde. So wie du und Harry." Bitte, lass Harry und Hermine wirklich nur Freunde sein, betete ich gedanklich.
Hermine nickte langsam. ,,Okaaay", meinte sie gedehnt und mir fiel ein Stein vom Herzen. Dann musterte sie mich von oben bis unten. Jetzt wurde ich aber nervös. Ich fing förmlich an zu zappeln.
,,Und ein Mädchen, das du wirklich gerne magst?", fragte sie schließlich leise und sah mich aus eigenartig großen Augen an.
Ich stotterte irgendetwas. Wenn ich ihr die Wahrheit sagen würde, würde sie mir bestimmt ohnehin wieder einen Korb geben und ich würde mich sowieso bestimmt vollkommen dämlich anhören! Ich brauchte ganz schnell einen Plan, um zu verschwinden.
Ich warf einen Blick auf meine Uhr und tat so, als wäre ich erschrocken. ,,Oh, ich muss los ... äh ... Nott wollte noch mit mir die Hausaufgaben vergleichen, für Zaubertränke ..." Selbst in meinen Ohren klang meine Stimme hohl.
Ich packte mit leicht zitternden Fingern meine Schulmaterialien zusammen und sprintete beinahe aus dem Raum. ,,Bis morgen!"
Draußen angekommen konnte ich nur den Kopf über mein kindisches Verhalten schütteln.

Allana

Ich spazierte durch die Flure von Hogwarts und kam nicht umhin, ab und zu ein paar kleine Hüpfer in meinen Gang einzubinden. Mein Körper fühlte sich merkwürdig leicht und so unbeschwert ... Und die ganze Zeit über wich dieses winzige, fröhliche Grinsen nicht von meinem Gesicht. Ich fühlte mich einfach fabelhaft! Einfach nur euphorisch.
Ich kostete diesen unendlich kostbaren Moment so lange wie möglich aus, bevor ich mich wieder dem bestehenden Problem zuwandte: Umbrigde. Dieser Frau musste eine Lektion erteilt werden. Und jetzt, wo ich mir halb einbildete vor Glücksgefühlen zu schweben, waren alle Zweifel wie weggeblasen. Es würde so leicht sein. Ich war ziemlich optimistisch, dass mir dies gelingen würde. Was sollte jetzt schon schiefgehen?
Gut, es konnte ziemlich viel schiefgehen, ermahnte mich der Teil des Gehirns, der sich nicht im Freudentaumel befand. Aber jegliche Angst und Furcht, die ich eigentlich vor diesem Vorhaben verspüren sollte, war weggedrängt. All meine Probleme erschienen so lächerlich einfach, so unendlich leicht zu lösen. Was machte ich mir noch Gedanken?  Bei Merlin, ich fühlte mich gerade, als könnte ich Berge versetzen! Und das alles nur aufgrund eines kleinen Treffens, das wirklich perfekt gelaufen war ... Ich merkte, dass ich prompt wieder anfing breit zu grinsen. Allein schon dieses Hochgefühl gerade zu erleben, ist es doch wert verliebt zu sein.

Seine Erben (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt