JaimeIch landete auf etwas Hartem und schnappte nach Luft. Fast gleichzeitig füllte stinkende Asche meine Lunge. Ich hustete und wedelte mit der Hand um den Qualm loszuwerden. Hoffentlich war im richtigen Kamin gelandet.
Ich tastete mich vorwärts und krabbelte aus dem Kamin. Dort angekommen schlug ich erst einmal die von Asche grauen Klamotten und Pullover aus.
Ich blickte mich um. Die Umgebung war so dunkel und unvertraut. Da waren riesengroße Regale mit milchigweißen Kugeln, deren Inhalt seltsam herumwaberte. Außerdem war es so gespenstig ruhig hier ... bis auf meine eigenen schnellen Atemzüge vernahm ich kein Geräusch. Umso lauter rauschte das Blut in meinen Ohren.
Ich zog mit schwitzigen Fingern den Zauberstab aus meiner Tasche und fühlte das vertraute Material in meiner Hand.
,,Allana?", fragte ich zögernd in die unheimliche Stille hinein und meine Stimme wurde vielfach zurückgeworfen. Fast so, als würde mein eigenes Echo mich verspotten.
Da! Ein Geräusch, nur wenige Meter von mir entfernt. Ich richtete meinen Zauberstab auf die ungefähre Richtung und mir wurde schlagartig klar, dass ich hier gerade ohne jede Deckung war.
,,Jaime, ich bin's", meinte plötzlich Allanas vertraute Stimme und einen Augenblick später lugte ihr bleiches Gesicht hinter einem Regal hervor.
Auch ihr Kleidung war voller Staub und ihre Pupillen waren unnatürlich geweitet, dass sie beinahe komplett schwarz waren. Auch sie hielt den Zauberstab angriffsbereit in der Hand und blickte sich immer wieder um, als befürchtete sie, dass jemand hinter ihr lauerte. Sie ging mit schnellen Schritten zu mir und achtete dabei sorgfältig, dass ihre Schuhe keine Geräusche verursachten. Meine Stirn legte sich in Falten. Was war denn los mit ihr?
Endlich war sie bei mir und ich öffnete den Mund. Sie schüttelte hastig den Kopf und bedeutete mir mit einer knappen Geste, dass ich still sein sollte.
Sie brachte die Lippen nah an mein Ohr. ,,Ich bin ein paar Minuten vor dir hier gelandet", flüsterte sie mir leise zu. ,,Ich habe niemanden gesehen, aber da war Gemurmel zu hören ... kaum wahrnehmbar ... und wahrscheinlich viele Regalreihen entfernt." Sie umklammerte den Zauberstab fester. Ihre Augen zuckten unruhig in ihren Höhlen und ihre Stimme wurde noch leiser, als sie fortfuhr. ,,Deshalb dachte ich ... könnten bereits Todesser hier sein?"
Ein Schauer rieselte über meinen Rücken. Mit einem Mal schien die Dunkelheit viel kälter. Als würde sie Feindlichkeit ausstrahlen. Mein Nacken prickelte unangenehm und ich widerstand dem Drang mich umzudrehen. ,,Wir sollten gehen", hauchte ich. ,,Wirklich, wir sollten besser von hier verschwinden ... warten wir vor der Abteilung auf Harry."
Plötzlich schien es, als würden hinter den Glaskugeln Augen lauern ... uns taktierend abschätzen ...
Ich zog Allana drängend mit mir. Gemeinsam liefen wir im Laufschritt durch die Korridore, immer bereit uns im Notfall zu verteidigen.
Endlich sahen wir eine dunkle Tür, die hoffentlich aus der Mysteriumsabteilung in die Haupthalle des Ministeriums führen würde. Ich tippte das Schloss hastig mit dem Zauberstab an, das sofort aufsprang. Wir hasteten hindurch und Allana schlug die Tür zu, kaum hatten wir die Abteilung verlassen.
Wir sahen uns keuchend an. Ich hielt mir die Seite, die schmerzhaft pochte.
,,Harry wird ... einen dieser Aufzüge nehmen müssen", stieß Allana hervor und deutete mit den Zauberstab weiter den Gang entlang. ,,Darüber müssten sich die Eingänge zur Muggelwelt befinden."
Ich drückte mich von der Wand ab. Wir durften uns jetzt keine Verschnaufpause gönnen! Harry könnte jeden Augenblick hier sein. ,,Dann los!"Wir begannen in die entsprechende Richtung zu laufen und unsere Schuhe verursachten ein klackerndes Geräusch auf dem Boden. Dies wurde als Echo von den Wänden zurückgeworfen und verstärkt. Mehrmals bildete ich mir deswegen ein, dass ein Todesser uns folgte. Aber immer wenn ich zurückblickte, war niemand zu sehen.
Wir hielten vor den Aufzügen an. ,,Und du bist dir sicher, dass wir sie hier abfangen können?", hakte ich angespannt nach.
,,Ja, das sind die Eingänge. In die Mysteriumsabteilung müssen sie ein Stockwerk tiefer, aber wir können sie dazu zwingen hier zu halten. Wir müssen nur die Schalter drücken, wenn sich ihr Aufzug nähert. Er müsste dann hier stoppen." Sie drückte sachte meine Hand und schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln. ,,Es wird schon funktionieren. Wir warnen ihn und dann sind wir im Nu von hier weg. Niemand wird verletzt."
Ich lächelte schief zurück, konnte jedoch ihren Optimismus nicht teilen.
Eine der Lampen an dem Fahrstuhlgitter leuchtete plötzlich auf. Allana machte einen Satz auf dem entsprechenden Aufzug zu. ,,Das müssen sie sein!", murmelte sie aufgeregt. Sie begann fieberhaft auf den Knopf zu drücken. ,,Komm schon ... du musst hier halten ..."
Der Aufzug wurde langsamer und hielt mit einem Pling. Das Gitter öffnete sich. Harry starrte uns geschockt entgegen. ,,Was tut ihr denn hier?!", platzte es aus ihm heraus. Hinter ihm erkannte ich Hermine, Ron, Luna, Neville und Ginny.
,,Wir sind euch gefolgt", erklärte Allana eilig. ,,Also ... so in der Art. Wir haben euch wohl zwischenzeitlich überholt."
,,Also seid ihr irgendwie uns gefolgt", sinnierte ich wahrscheinlich nicht gerade unterstützend.
Allana wischte mein Kommentar mit einer knappen Geste beiseite. ,,Jaa ... aber darum geht es jetzt nicht." Sie blickte Harry ernst an. ,,Um es kurz zu sagen: Das ist eine Falle."
,,Und ein Stockwerk tiefer wird sie zuschnappen!"
,,Sirius ist nicht wirklich gefangen und-"
,,Stopp!", unterbrach Harry unsere Ausführungen. Er tippte sich an die Stirn. ,,Es habe es gesehen. Die Vision. Er ist da unten und ich muss ihm helfen!"
,,Voldemort manipuliert dich!", schrie Allana plötzlich und ihre Stimme hallte durch den Korridor. ,,Glaubst du, ich würde nicht ebenfalls versuchen ihn zu retten, wenn ich wüsste, dass er gerade gefoltert wird?! Er ist mein Onkel!" Ginny schnappte daraufhin hörbar nach Luft, Neville riss die Augen auf. Nur Luna blieb wie gewohnt gelassen.
Meine Schwester senkte fast schon beschwörend ihre Stimme, ihr Blick war flehend. ,,Harry, bitte, ich weiß, dass Sirius im Hauptquartier ist! Vertrau mir doch einfach!"
Harry schüttelte nur den Kopf, seine Augen ungewöhnlich kalt. ,,Das kann ich nicht riskieren. Ich brauche Gewissheit. Wenn er tatsächlich da unten gefoltert wird ..."
Er trat zurück in den Aufzug und schloss das Gitter zwischen uns.
,,Harry, tu das nicht!", tobte Allana und hämmerte verzweifelt gegen das Gitter. Erste Tränen strömten ihr über die Wangen.
,,Potter, du Schwein!", brüllte ich ihn an. Ich war rasend vor Zorn. Wir hatten gerade alle Gefahren auf uns genommen, um Harry diese eine Botschaft zu übermitteln und dieser verdammte Sturkopf tappte trotzdem in die Falle! Ich ballte die Hand zur Faust. ,,Du bringst hier gerade jeden in Gefahr!"
Kurz glaubte ich, ihn zögern zu sehen, doch einen Herzschlag später hatte er sich wieder gefangen. Der Aufzug ruckelte einmal heftig, dann fuhr er nach unten und die Gesichter unserer Freunde verschwanden quasi im Boden. ,,Potter, wenn irgendetwas geschieht, bist du verantwortlich und egal, wie sehr Voldemort dich umbringen will, er muss dann erst an mir vorbei!", schrie ich ihm lauthals hinterher und trat mit dem Fuß vor Wut gegen das Gitter. Doch der Aufzug war bereits verschwunden. ,,Ich bringe ihn um!", fluchte ich an Allana gewandt. ,,Irgendwann werde ich ihn umbringen!"
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Seine Erben (2)
FanfictionEs ist das fünfte Jahr für Allana und Jaime auf Hogwarts. Voldemort ist zurück und es wird für die Zwillinge immer schwerer ihre Geheimnisse zu bewahren. Denn eines ist sicher: Niemand darf je erfahren, dass sie seine Kinder sind ... Zweiter Teil de...