Finale im Ministerium

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Jaime

,,Warum?", brachte ich hervor. ,,Warum erzählst du Sirius die Wahrheit, drohst dann ihn zu töten, tust es aber nicht, nur um ihn dann laufen zu lassen, damit Bellatrix ihn für dich umbringen wird?!" Ich deutete zittrig mit den Zauberstab auf Voldemort. Allana war gerade hinter Sirius hergerannt und nun war ich wieder ganz allein ... ganz allein mit Voldemort. Ich schluckte mühsam. ,,Warum gibst du uns Hoffnung, nur um sie uns dann wieder zu nehmen?!", brach es aus mir heraus. Bitte, rette Sirius, rette Sirius, sandte ich ein gedankliches Stoßgebet an meine Schwester. Vielleicht würde sie rechtzeitig bei ihm sein, vielleicht würde Bellatrix unseren Onkel nicht entdecken ...
Voldemort begann langsam um mich herumzugehen, lauernd, wie ein Jäger um seine Beute.
,,James, warum warst du so naiv zu hoffen, dass ich ihn am Leben lassen würde? Du weißt so gut wie ich, dass er sterben muss ... Wir wollen doch nicht, dass Dumbledore von unserem kleinen Geheimnis erfährt." Ein kaltes Lächeln, das eher einem Zähneblecken ähnelte, zog seinen Mund in die Breite. ,,Vorerst."
Ein Schauer rieselte über meinen Rücken. Voldemort schien also durchaus Pläne zu haben, irgendwann der Zauberergemeinschaft die Wahrheit über uns zu sagen. Nur wann? Wann würde diese Wahrheit den größten Schaden hinterlassen? Denn ich hatte keinen Zweifel, dass er den Zeitpunkt sorgfältig wählen würde. Wollte er die Gesellschaft so aufspalten? Oder ihr einen gemeinsamen Feind geben? Würde er zulassen, dass die gesamte Öffentlichkeit von uns erfuhr? Oder nur eine oder mehrere Personen, so wie gerade mit Sirius?
,,Allana und ich können Dumbledore auch einfach auf Hogwarts davon erzählen", versuchte ich ihm halbherzig zu drohen. ,,Dann hast du nichts mehr, was du gegen uns verwenden kannst."
,,Hättet ihr das vor, wüsste Dumbledore bereits seit einem Jahr über euch Bescheid", meinte Voldemort zischend. Er durchschaute meinen Bluff mit Leichtigkeit. ,,Aber ihr wisst nicht, wie er reagieren wird." Er drehte einen weitere Runde um mich, bevor er fortfuhr: ,,Ihr wollt nicht, dass jemand von diesem kleinen ... Geheimnis erfährt. Ihr denkt nur an euren eigenen Vorteil ... Auch ich war so während meiner Zeit auf Hogwarts."
Mir wurde übel, denn er hatte Recht: Wir könnten Dumbledore, nein, wir könnten der gesamten magischen Gesellschaft helfen, wenn wir unser Wissen über die Horkruxe mitteilen würden, sowie unsere Verbindung dazu. Aber die Wahrscheinlichkeit war hoch, dass man uns deswegen nach Askaban werfen und dort verrotten lassen würde. Oder man sah uns als bleibende Gefahr, schließlich wurde Voldemort durch uns am Leben erhalten. Sie würden versuchen uns umzubringen, aber ich wollte verdammt nochmal nicht sterben oder Jahrelang in einer Zelle in Askaban hocken! Dann konnte der Kampf gegen Voldemort meinetwegen noch Jahrzehnte dauern. Wir verdienten es nicht für Voldemort zu sterben!
,,Wir sind nicht so wie du!", schrie ich, doch meine Stimme klang viel zu hoch, als das ich mir tatsächlich einbilden konnte, die Wahrheit zu sagen.
,,Ihr seid genauso wie ich", meinte Voldemort genüsslich. Dann legte er den Kopf leicht zur Seite, als würde er etwas lauschen. Einer Melodie. Oder einer Stimme. Seine Augen blitzten merklich auf. ,,Oh, deine Schwester entwickelt gerade wirklich beachtliche Fähigkeiten ... Überaus bemerkenswert. Ihre Kenntnisse der Legilimentik sind zwar noch nicht weit fortgeschritten, dennoch hat sie nahezu reflexartig den Geist dreier meiner Todesser durchbrochen ... beeindruckend ... Sie wird diese Fähigkeiten noch verbessern können, wenn sie endlich einen vernünftigen Lehrmeister haben wird." Seine Augen wirkten nun hungrig, als sein kalter Blick über mich wanderte. ,,So wie auch du."
Lehrmeister ... Er wollte unsere Ausbildung selbst durchführen, daran bestand kein Zweifel. Diese Klarheit wurde bestätigt, als Voldemort fortfuhr: ,,Hogwarts kann nur einen Bruchteil eurer Kräfte entfesseln ... mit mir als Lehrer werdet ihr eurer Potenzial endlich ganz ausschöpfen können."
Ich schluckte bei seinen Worten. Voldemort schien bereits einen klaren Plan zu haben, wie unsere Zukunft aussehen sollte. Er wollte unsere weitere ,,Erziehung" kontrollieren, uns gehorsam machen, unsere Fähigkeiten gezielt erweitern, bis wir irgendwann als treue Todesser vor ihm stehen würden.
Aber das würde nicht geschehen! Nicht mit mir!
Plötzlich hörte ich aus dem Korridor ein gackerndes Lachen und das flaue Gefühl in meinem Magen verstärkte sich. Ich hörte schnelle Schritte, die der Person zu folgen schienen, aber das alles erschien plötzlich so nebensächlich.

Seine Erben (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt