Seine Erben (2)

Gefühlschaos

Jaime

Sogar ich, als absolut kritischer Mensch musste zugeben, dass die DA nicht vollkommen überflüssig war. Wäre ich ein Gryffindor, hätte ich diese Gruppe vielleicht als "gut" bezeichnet - aber ich war schließlich ein Slytherin und so ein Kompliment konnte ich für das Haus, dessen Rivale ich war, nicht herausbringen.
Sogar Schüler, deren Inkompetenz ich nie in Frage gestellt hatte, fingen an sich stetig zu verbessern, worauf sich mir die Befürchtung einschlich, dass diese Schüler wohl doch nicht so hoffnungslose Fälle waren wie ich immer vermutet hatte. Mehrmals ertappte ich mich bei dem Gedanken, ob Crabbe und Goyle vielleicht auch durch bestimmte Vorkommnisse zu annähernd kompetenten Zauberern werden könnten. Aber das erschien mir trotz allem eher unwahrscheinlich.
Hermine war übrigens immer noch wütend auf mich. Himmel, war das Mädchen nachtragend! Und dabei war die ganze Situation erlogen gewesen! Woher hätte ich denn wissen sollen, dass Hermine so verdammt eifersüchtig sein konnte?! Ein Fakt, den ich hätte beachten sollen, wie mir schlagartig wieder klar wurde, als Hermine mit hochgereckter Nase an mir vorbeistolzierte und sich in Richtung Gryffindorturm begab. Ich rollte die Augen und ging mit langsamen Schritten zum Unterricht.
Verteidigung gegen die dunklen Künste war noch öder geworden - kaum vorstellbar, ich weiß.
Außerdem war Umbrigde nach dem ... Vorfall in ihrem Büro jetzt noch wachsamer geworden. Kaum beschwerte man sich unterdrückt oder rollte die Augen - eine Aktivität, die ich normalerweise alle fünf Minuten praktizierte, wenn ich genervt war - befand man sich in ihrem Radar.
Wenigstens hatte ich gehört, dass die Schüler beim Strafarbeiten nicht mehr die "Folterfedern" benutzen mussten, also hatte sich die immer noch dämliche, komplett unverantwortliche und leichtsinnige Aktion von Allana zumindest ein wenig gelohnt.
Einige Minuten später - ich wurde von Nott aufgehalten - pfefferte ich meine Unterlagen auf meinen Platz und schreckte so einen ziemlich verschlafenen Draco Malfoy hoch. ,,Morgen", grummelte er. Dann sah er stirnrunzelnd auf den leeren Platz zwischen uns. ,,Wo ist denn Allana?"
Ich zuckte die Schultern. ,,Keine Ahnung, kommt noch."
Mir gefiel dieses Interesse von Draco an meiner Schwester gar nicht, deswegen fügte ich ein kritisches ,,Wieso fragst du?" hinzu.
Er zuckte leicht die Schultern und lehnte sich lässig auf seinem Stuhl zurück. ,,Ach nur so ... damit sie mir bei Zaubersprüchen helfen kann, du weißt schon. "
,,Ah jaaa", meinte ich gedehnt und eine Spur von Sarkasmus mischte sich nun in meine Stimme, ,,natürlich, weil wir bei Umbrigde jede Stunde fleißig und produktiv Zauber praktizieren und lernen. Stimmt ja."
Draco verdrehte die Augen und schnaubte. ,,Bei Salazar, man wird ja mal fragen dürfen, vielleicht finde ich ihre Anwesenheit einfach ganz ... nun ja, nett."
Ich zog eine Augenbraue hoch. ,,Nett?", echote ich.
Draco seufzte theatralisch und hob die Hände. ,,Okay, okay ich mag sie." Er schwieg kurz und nun nahm seine Stimme einen trotzigen Unterton an. ,,Na und? Kann dir doch egal sein", murmelte er mürrisch.
,,Naja, solange du dich nicht so benimmst wie das Arschloch, das du bist und sie gut behandelst ..." giftete ich.
Draco schnaufte nur. ,,Ich bin nicht blöd, Jaime. Was regst du dich eigentlich so auf?"
Weil du aus einer Todesser-Familie kommst und ich nicht will, dass Allana an das letzte Jahr erinnert wird, weil wir beide gerade einen Weg finden müssen, unser Leben zu retten und weil sie meine verdammte Schwester ist!
Ich öffnete den Mund.
,,Vergiss es einfach", meinte ich mürrisch.

Allana

Ich sprintete mit Hermine den Korridor zu Verteidigung gegen die dunklen Künste entlang. Diese war ganz aus den Häuschen, weil sie gerade eben auf dem Flur von McGonagall erfahren hatte, dass Hagrid anscheinend wieder da war.
Dann hatte sie McGonagall gefühlt Hundert Mal gefragt, ob Hagrid wirklich wieder da war, während ich sie schon unauffällig an der Schuluniform gezogen hatte.
,,Hermine ... wir kommen zu spät", hatte ich angespannt gemurmelt.
Auf Nachsitzen bei Umbrigde konnte ich nämlich wirklich verzichten.
,,Wenn sie uns anmotzt, es ist deine Schuld", beschloss ich Hermine ganz pragmatisch mitzuteilen.
,,Aber-"
,,Dich mag sie mehr."
,,Vielleicht ..."
,,Und es ist tatsächlich deine Schuld."
Ich öffnete die großen Portaltüren.
Hermine setzte bereit zu einem ,,Entschuldigung" an, als sie bemerkte, dass Umbrigde noch gar nicht da war.
Verwundert setzten wir uns auf unsere Plätze, sie neben Ron und ich zwischen meinem Bruder und Draco.
Zu meinem Missvergnügen waren meine Wangen durch das Laufen nun knallrot angelaufen und ich atmete schwer.
Dracos Körper wenige Zentimeter neben mir beruhigte meine Atmung auch nicht unbedingt.
Besagte Person musterte mich kritisch und legte seine rechte Hand auf meine warme und rote Wange.
,,Hattest du gerade Quidditch Training?"
Wenn du deine Hand von meiner Wange nehmen könntest, wäre ich auch in der Lage dir zu antworten.
,,Also... Hagrid ist da ... und ... Hermine ist ausgerastet ...", stotterte ich hilflos.
Er löste seine Hand von meiner Wange.
,, ... und deswegen sind wir den Weg hierhin gesprintet, weil Hermine es nicht fassen konnte ... aber ... na ja .... Ich meine es ist nur Hagrid, oder? Und wo steckt Umbrigde?", erkundigte ich mich noch immer außer Atem und mein Herz schlug wie verrückt.
Ich sah zu Jaime, welcher Hermines glückliches Gesicht eher kritisch begutachte, besonders als diese freudig Ron umarmte. Sein Gesicht verzog sich noch mehr und ich könnte schwören, dass seine Hand zum Zauberstab wanderte.
,,Hey," sagte ich beruhigend und legte sachte eine Hand auf seine Schulter. ,,Es ist nur Ron."
Er schnaubte gehässig und ließ den rothaarigen Weasley nicht aus den Augen.
,,Umbridge ist zu spät, merkwürdig oder? Eigentlich ist sie nie zu spät," informierte mich Draco und musterte mich einen Augenblick lang von Kopf bis Fuß. ,,Übrigens, hast du Lust nach dem Unterricht ... was zu unternehmen?"
Meine Augen weiteten sich. Schockatmung. Ich wiederhole: Schockatmung.
Kann er vielleicht aufhören, so etwas einfach so spontan zu fragen?! Da bin gerade viel zu unvorbereitet!
Er sah mich erwartungsvoll an.
,,Äh, ja klar. Gerne." Ich lächelte und mein Herz machte einen kleinen Hüpfer.
,,Was wollen wir denn machen?", fragte ich.
Er zuckte locker die Schultern. ,,Der schwarze See ist zugefroren, wir könnten also Schlittschuh laufen", schlug er vor.
Das war wirklich eine gute Idee, vor allem, weil ich Schlittschuhlaufen wenigstens ein kleinesbisschen beherrschte. ,,Ja, super, wirklich gerne!", antwortete ich mit leuchtenden Augen. 
Draco musste mir meine Begeisterung wohl angesehen haben, denn er grinste breit.
Jamies Gesichtsausdruck wurde noch finsterer.

So, meine Schwester hat mehr als die Hälfte dieses Kapitels verfasst, ich habe es nur noch ergänzt, überarbeitet und erweitert. Und alle Zeichensetzungsfehler korrigiert.
Ihr wisst ja, Romantik ist nicht so meins, stattdessen habe ich in ihrer Geschichte ein paar Kampfszenen hinzugefügt. Wir ergänzen uns echt super.
Schreibt mal wie ihr es fandet, das würde sie (und mich) sehr freuen.

Einige haben übrigens mal nach einer Lesenacht gefragt. Kann ich gerne machen, allerdings werden die Kapitel bis dahin natürlich seltener kommen. Andernfalls bleibt alles wie es ist (c.a ein Kapitel pro Woche). Schreibt mal, was euch lieber ist.