AllanaZwei Wochen waren nun vergangen. Harry hatte seine Anhörung im Ministerium erfolgreich hinter sich gebracht und war nun viel umgänglicher als die Tage zuvor. Als ich Jaime davon erzählt hatte, meinte dieser nur, dass unsere zahlreichen Probleme um ein vielfaches minimiert gewesen wären, hätte man ihn einfach von Hogwarts geworfen.
Da hatte er leider Recht.
,,Jaime", zischelte ich, ,,komm schon, aufwachen!"
Mein Bruder regte sich schläfrig im gegenüberliegendem Bett und streckte sich ausgiebig. ,,Al, hätte ich gewusst, dass du am ersten September immer zwei Stunden früher aufwachst, hätte ich mich nie dazu entschieden mit dir ein Zimmer zu teilen."
,,Sagt der, der jeden Tag höchstens bis sieben Uhr schläft und dann das Licht anmacht, um ein ödes Buch zu lesen!"
Jaime grinste schläfrig und rieb sich noch immer nur halbwach die Augen. ,,Touché."
Er drehte sich von mir weg und zog sich die Decke über den Kopf.
Ich schnappte empört nach Luft. ,,Jaime, lass mich nicht hängen, ich muss noch packen!"
,,Hindere ich dich daran?", fragte er nur trocken. Seine Stimme klang gedämpft unter der Decke hervor.
Ich schnaubte genervt. ,,Erinnere mich daran, nie mehr mit dir ein Zimmer zu teilen. Ron fragt mich jetzt schon immer, ob wir zusammen sind!"
Kurz war es still, dann ertönte ein Rascheln, als Jaime sich unter der Decke in meine Richtung drehte. Sein Kopf lugte ein paar Zentimeter unter der Decke hervor ,,Ach ja, tut er das?" Seine Augen blitzten schalkhaft.
Wenigstens ist er jetzt wach.
,,Äh ..."
Jaime plante etwas. Mal wieder. Er schälte sich unter der Decke hervor. Dann gab er ein übertrieben lautes, schmatziges Kussgeräusch von sich. Meine Augen weiteten sich. Ich wurde rot wie eine Tomate. ,,Jaime!"
Er kicherte nur fies. ,,Das wird Weasley doch bestimmt hören, oder?", wisperte er. Ich griff hektisch zu meinen Kissen und warf es ihm ins Gesicht.
,,Uff", grunzte er, plumpste beinahe vom Bett und fing gleich darauf an lachen. Ich versuchte eine böse Miene aufzusetzen, scheiterte jedoch: Sein Lachen war einfach ansteckend.
,,Du bist unausstehlich", grummelte ich, nachdem wir uns wieder einigermaßen beruhigt hatten. Er grinste nur schelmisch. ,,Ach komm schon! Es war lustig, also hör auf zu schmollen."
Ich verschränkte trotzig die Arme vor der Brust. Er gluckste amüsiert und tauchte wieder unter der Decke ab, sodass nur noch sein schwarzer Haarschopf zusehen war.
Ich seufzte und stand auf um meinen Koffer zu packen. Wieder ein neues Jahr auf Hogwarts. Wieder neue Probleme. Jedes Jahr war bisher etwas geschehen. Jedes Jahr hatte es eine Gefahr gegeben.
Und es hatte immer, ausnahmslos etwas mit Voldemort zu tun gehabt. War es wegen uns gewesen? Hatte er uns schon immer gesucht in dem Versuch seinen Körper wiederzuerlangen? In der Kammer des Schreckens hatte er mich gebraucht, um als Lord Voldemort zurückzukehren zu können. Deswegen hatte er mich entführt. Und er hätte es auch geschafft, wenn Harry ihn nicht aufgehalten hätte. Ginny wäre gestorben. Und ich ... ich hatte die ganze Zeit der Ohnmacht nahe im Dreck gelegen.
Hätte ich mich rechtzeitig gewehrt ... dann wäre das alles vielleicht nicht geschehen. Hätte ich letztes Jahr im Kampf gegen Jaime gewonnen, hätte ich ihn rechtzeitig von dem Imperius-Fluch befreien können. Dann wäre der Auftrag des Todessers auch nie geglückt. Voldemort wäre möglicherweise nie zurückgekehrt. Jaime und ich könnten unser Leben einfach ganz normal weiterführen. Cedric wäre nie gestorben.
Und das alles nur, wenn ich besser gewesen wäre.
Ich warf, plötzlich wütend geworden, meine Schulutensilien grob in den Koffer. Eine Idee bildete sich in meinem Kopf. Sofort setzte ich mich neben Jaime auf das Bett. Er blinzelte mich argwöhnisch an.
,,Jaime, ich möchte, dass du mir nächstes Jahr Nachhilfe in Verteidigung gegen die dunklen Künste gibst."
Er kniff die Augen zusammen. ,,Woher kommt denn dieser plötzliche Stimmungswechsel?" Er sah mich forschend an. ,,Ah ... ich verstehe", sagte er dann endlich nur. Er kannte genau die Gründe und warum ich nicht darüber reden wollte. Ich wusste ebenfalls, dass es ihm ähnlich ging, auch wenn er nicht darüber sprach. Ich kannte ihn mittlerweile gut genug, dass ich nun genau nachvollziehen konnte, was gerade dachte. Auch ihn plagten nagende Schuldgefühle.
Aber dieses Jahr würde nicht so enden wie unser letztes Schuljahr. Niemand sollte mehr sterben!Jaime
Allana packte weiter ihren Koffer und auch ich entschloss mich aufzustehen. Ich schwang meine Beine über das Bett und setzte mich auf. Packen musste ich nicht mehr. Im Gegensatz zu Allana machte ich dies mehrere Tage vorher und nicht in aller Hektik am Tag der Abfahrt.
Das Buch über schwarze Magie lag ganz unten in meinem Koffer, eigentlich unmöglich für jemanden zu entdecken. Trotzdem hatten wir beschlossen, noch einige Schutzzauber über das Buch zu legen, sobald wir in Hogwarts ankommen würden. Denn sollte das Buch in die falschen Hände fallen, würde das mindestens unseren Rausschmiss aus Hogwarts bedeuten. Das Risiko war ich keinesfalls bereit einzugehen.
,,Bist du bald mal fertig?", fragte ich meine Schwester, die gerade einige Bücher in ihren Koffer verstaute.
,,Jaaa", murmelte sie genervt und wog ein dickes Buch in der Hand. Dann legte sie es zurück in das Regal.
,,Du weißt schon, dass da Basiswissen für Geschichte der Zauberei drinsteht?"
Sie rollte nur die Augen. ,,Geschichte der Zauberei habe ich schon längst aufgegeben. Und wenn ich etwas nicht verstehe, frage ich einfach dich."
,,Aber die ZAGs sind dieses Jahr!"
Allanas Mundwinkel zuckten über meine Empörung. ,,Jaime, ich weiß, es gibt Leute, denen das wichtiger ist als alles in der Welt. Und dann gibt es noch so Leute wie mich.
Ich glaube, ich lege dieses Jahr lieber den Schwerpunkt auf Verteidigung gegen die dunklen Künste."
Das hatte ich bereits vermutet. Mir ging es ähnlich. Es hatte so viele Momente und Situationen vor den Ferien gegeben, deren Folgen nicht so verheerend gewesen wären, wenn ich einfach besser gewesen wäre. Ich kann so viel mehr leisten.
Die letzten Jahre war ich immer in einer gewissen Weise hilflos gewesen. Gegen die wirklichen Gegner hatten wir nie eine Chance gehabt. Es wurde Zeit, dass sich das änderte.
Allana wuchtete ihren Koffer durch die Tür. ,,Fertig", erklärte sie und riss mich somit aus meinen Gedanken. Ich blinzelte mehrmals. ,,Super", antwortete ich zerstreut und hob meinen Koffer ebenfalls an. ,,Ich bin schon gespannt, was Potter und Weasley mir wieder für Beleidigungen und Anschuldigungen an den Kopf werfen werden."
,,Wohl eher mir", murmelte meine Schwester und grinste dann fröhlich. ,,Ich erzähl dir später auf Hogwarts davon."
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Seine Erben (2)
FanfictionEs ist das fünfte Jahr für Allana und Jaime auf Hogwarts. Voldemort ist zurück und es wird für die Zwillinge immer schwerer ihre Geheimnisse zu bewahren. Denn eines ist sicher: Niemand darf je erfahren, dass sie seine Kinder sind ... Zweiter Teil de...