Kapitel 41 (Edon's Sicht)

107K 3.9K 329
                                    



Edon

One More Light - Linkin Park

Ich halte den Atem an und starre genauso wie Mace zur Haustür. Erst als sie mit einem lauten Knall ins Schloss fällt, löse ich mich aus meiner Starre und schüttle völlig ungläubig den Kopf.

Es herrscht Totenstille im Haus und das liegt nicht daran, dass nichts gesagt werden muss, sondern vielmehr an der Tatsache, dass es keiner von uns schafft, die Stille zu brechen. Und schon garnicht Mace. Denn er sieht aus, als hätte er einen Geist gesehen. Seine Pupillen sind geweitet und ich kann ihm den tiefen Schock und den aufkommenden Schmerz im Gesicht ablesen.

Meine Brust zieht sich zusammen.

»Was um alles in der Welt...«, entkommt es Mace, der mit glasigen Augen seine Bierflasche fallen lässt. Sie landet auf den Boden und die Scherben verteilen sich über den ganzen Boden, doch er scheint es noch nicht einmal wahrzunehmen. Er ist viel zu sehr gefangen in dem Blickduell, den er sich mit seinem Vater liefert.

Oh scheiße...

»Mace... es... es ist schön, dich wiederzusehen.«, kommt es von Mr. Morgan, der einen Schritt auf uns zukommt, dann jedoch innehält und sein Blick zu mir schweift. »Dich auch, Edon. Ihr... seit ja zu richtigen Männern geworden.«

Mace steht langsam auf und schwankt einwenig, bis er die Balance findet und schwer zu atmen beginnt. »Was machst du hier?«, presst er wütend hervor und ich sehe nun schon, dass das hier kein gutes Ende nehmen wird.

Mr. Morgan fährt sich mit einer Hand übers Gesicht. Er wirkt ganz geschaffen. »Ich... ich bin hier, um meine Kinder wiederzusehen. Und ich bin zurück, um zu bleiben.«

Mace beginnt zu beben. »Du willst WAS? Verschwinde! Sofort! Verschwinde und lass dich nie mehr hier blicken! Geh!«, schreit er plötzlich durchs Haus und macht wilde Handbewegungen.

Ich versuche ihn zu beruhigen, doch Mace drückt mich nur weg. Ich seufze. »Ich denke es wäre besser, wenn sie jetzt gehen, Mr. Morgan.«, sage ich dann an Mace's Vater gewandt, doch dieser schüttelt nur stur den Kopf.

»Edon... ich will nicht unhöflich sein, aber das ist eine Sache zwischen mir und meiner Familie. Ich denke, du solltest nun gehen. Ich meine es nur gut, wirklich. Ich bitte dich, lass mich das alleine mit Mace klären...«, erwidert er und sieht mir ehrlich uns Gesicht.

Ich fahre mir unsicher durch die Haare. Doch als Mace plötzlich nickt, halte ich inne.

»Ja, Edon. Geh bitte.«

Ich sehe Mace an und nicke dann geschlagen. Denn ich weiß, dass ich gehen sollte. Dennoch lässt mich der Gedanke, dass es nicht nur wegen der Rückkehr seines Vaters ist, nicht los.

Stumm laufe ich an Mr. Morgan vorbei und verlasse das Haus. Doch selbst als ich in mein Haus trete und mich Richtung Küche bewege, höre ich noch die lauten Stimmen von Mace und seinem Vater.

»Was ist denn da los?«, höre ich plötzlich meine Mutter fragen, die neben mir auftaucht und ziemlich verwirrt aussieht.

Ich atme tief durch. »Mr. Morgan ist wieder da.«

Meine Mutter macht große Augen und schlägt sich eine Hand vor den Mund. Überrascht und gleichzeitig verängstigt deutet sie mit einem Finger rüber. »Streiten sie sich gerade? Oh man, was für eine dumme Frage, natürlich tun sie das! Gott, Edon... was denkst du? Sollte ich rüber? Ich möchte nicht, dass Mace das ohne eine weitere Erwachsene Person durchstehen muss... Denkst du, sein Vater meint es ernst?«

Ich schüttle den Kopf. Dann nicke ich. Doch ich hab echt keine Ahnung. »Geh lieber nicht rüber... sie wollen es alleine klären. Und ich denke, andere Menschen würden nun nur stören. Mace hat so lange auf diesen Moment gewartet, auch, wenn er es niemals zugeben würde. Er hat seinen Vater vermisst, gleichzeitig hasst er ihn nun wahrscheinlich, für all das, was er ihnen zugemutet hat.«

Mum nickt. »Du hast recht... Gott, Ariana und er tun mir so leid. Sowas durchstehen zu müssen ist schlimm. Aber dann noch alleine... das ist doch garnicht möglich...«

Ich lecke mir über meine trockenen Lippen. »Sie waren nicht alleine. Sie hatten uns. Und vor allem... hatten sie sich gegenseitig.«

»Du hast recht.« Mum nimmt mich in den Arm. »Sie haben sich. Und sie haben uns. Das wird ihnen niemand jemals nehmen können. Und falls... falls Gracie wieder aufsteht, dann... dann haben sie auch ihre Mutter wieder. Und wer weiß, vielleicht wird auch ihr Vater bald wieder zur Familie gehören.«

Ich drücke sie fester an mich. »Das hoffe ich, Mum. Das hoffe ich wirklich.«




A/N:

Ein kurzes, aber wichtiges Kapitel.

Die Lesenacht wird im Laufe des Tages weitergeführt, weil ich gestern wirklich zu müde war, um noch irgendetwas auf die Beine zu kriegen.

Wie fandet ihr das Kapitel?

Was sagt ihr zu Mr. Morgan?

may we read again,
friends ❤️🗞

Casanova ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt