Kapitel 8

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»Er hat was?«, ruft Malia ungläubig. Sie sieht mich mit großen Augen an und ich würde Lachen, wenn das Ganze nicht so absurd wäre. »Edon hat dir die Tür gegen deine Stirn gehauen?«, wiederholt sie immer noch schockiert.

Ich nicke erneut.

Ich bin gerade dabei Malia von dem gestrigen Abend zu berichten, da ich einfach mit irgendjemanden darüber reden muss, sonst werde ich sicher irre. In meinen Gedanken dreht sich alles um Edon und wenn ich diese Gedanken nicht laut ausspreche und mit irgendjemandem teile, dann glaube ich, dass ich mich niemals um diese erleichtern werde.

»Verdammt Malia, ich weiß nicht was ich machen soll.«, rufe ich erschöpft, während ich meine Bücher in meinen Spind lege. Gleich wird es zur ersten Unterrichtsstunde läuten und auf diese freue ich mich ausnahmsweise. Denn ich habe sie nicht zusammen mit Edon, was mir viele Peinlichkeiten erspart.

»Ich weiß um ehrlich zu sein auch nicht, was ich dazu sagen soll. Aber wenn ich du wäre, würde ich mich nicht von dem ganzen kaputt machen lassen. Klar, du bist verliebt in Edon, aber das kann doch nicht jede Sekunde deines Lebens über deine Laune bestimmen.«, kommt es von Malia, die mir ein mitfühlendes Lächeln schenkt.

Seufzend schließe ich meinen Spind, um mich gleich danach gegen diesen zu lehnen. Ihre Worte bringen mich zum nachdenken, denn sie hat recht. Ich bin in Edon verliebt, aber das heißt nicht, dass ich immerzu traurig und deprimiert sein muss, nur weil er meine Liebe nicht erwidert.

Ich meine, gefühlt die halbe Schule steht auf Edon und den ganzen Mädchen schenkt er keine Beachtung, ich müsste viel mehr glücklich darüber sein, dass ich ein Teil seines Lebens sein darf, - wenn auch nicht der Teil, der ich gerne sein würde.

Ich atme tief durch, ehe ich mich nickend aufrichte und vor Malia stelle. »Du hast recht. Ich muss aufhören so schlecht drauf zu sein. Das hilft mir ja auch nicht weiter.«, sage ich dann entschlossen und entlocke Malia somit ein stolzes Nicken.

»Das ist die richtige Einstellung! Ich bin mir sicher, dass du schneller über ihn hinwegkommen wirst, wenn du dich nicht immerzu darauf fokussierst.«

Gerade als ich zum antworten ansetzten möchte, ertönt die Klingel, die mich zum innehalten bringt. »Ich muss jetzt los, ich möchte nicht nochmal zu spät kommen. Wir reden später weiter.«, erkläre ich Malia, die mir kurz zunickt, ehe auch sie losläuft.

Ich begebe mich in die entgegengesetzte Richtung, da ich nun Kunst habe. Malia hat jetzt Französisch, wofür sie mir wirklich leid tut. Ich hasse Französisch und ich weiß, dass sie es mindestens genauso sehr hasst.

Motiviert setze ich einen Fuß vors andere und laufe den nur noch halb vollen Gang entlang. Anscheinend setzten sich nun auch die letzten Schüler in Bewegung, denn die meisten verabschieden sich von ihren Freunden. Ich biege um die Ecke, doch werde im selben Moment von einer Stimme aufgehalten.

Verwirrt drehe ich mich um und sehe zu der Person, die mich gerade aufgehalten hat. »Ehm... kann ich dir irgendwie helfen?«, frage ich Ben dann, nachdem ich mich geräuspert habe.

Ben ist einer von Edon's Teamkollegen und geht in meinen Kunstkurs. Er ist groß und gut gebaut, hat hell-grüne Augen und dunkelblonde Haare, so weit ich das beurteilen kann. Um ehrlich zu sein fällt es mir persönlich immer schwer, zwischen dunkelblond und hellbraun zu unterscheiden, keine Ahnung warum.

Ben fährt sich lächelnd durch die Haare. Ja, sie sind ganz sicher dunkelblond. »Ich dachte mir, dass wir die paar Meter zusammen gehen können, da wir ja sowieso im gleichen Klassenraum Unterricht haben.«, erklärt er dann und überrascht mich ehrlich damit.

Ich schlucke unmerklich, ehe ich stutzig werde. Ich verstehe um ehrlich zu sein nicht, warum er so plötzlich mit mir spricht, denn davor hat es außer einpaar Oberflächen Smalltalk's nichts gegeben und das auch nur, wenn ich mich mal bei den Footballspielern befand, was ich meistens eh nur wegen Edon tat.

Als ich bemerke, dass er mich abwartend mustert, schrecke ich aus meinen Gedanken und nicke hastig. »Äh... klar, wenn du das möchtest.«

Wenn er möchte, ist das dein scheiß Ernst Ariana?

Wenn er nicht wollen würde, hätte er dich ja nicht gefragt, du Otto.

Ich ignoriere meine Innere Stimme, indem ich ein Lächeln aufsetzte und zusammen mit Ben weiterlaufe. Es dauert keine Minute, da sind wir auch schon am Kunstraum angekommen und das Gottseidank rechtzeitig. Ihr müsst wissen, wenn es um Verspätungen geht, dann ist Mr. Springfield knallhart und kennt keine Gnade

Einpaar Mädchen im Kurs werfen mir schräge Blicke zu, da es anscheinend auch sie überrascht, dass ich heute ausgerechnet zusammen mit Ben den Raum betrete. Doch ich ignoriere sie so gut es geht und begebe mich auf meinen Platz.

Sobald ich mich niederlasse kann ich nicht anders, als erleichtert zu seufzen.

Ich bin ein wirklich fauler Mensch und ich hasse es, dass diese Highschool keinen Aufzug oder zumindest Rolltreppen besitzt.

»Kann ich mich zu dir setzten?«

Überrumpelt sehe ich zu Ben, der mit einem kurzen Nicken auf den Stuhl neben mir deutet. »Klar.«, entgegne ich nach kurzem Zögern und versuche krampfhaft nicht rot zu werden.

Verdammt, warum ist mir das jetzt peinlich?

Ben lächelt, ehe er sich auf den Stuhl neben mir setzt. Ich sehe ihn kurz noch grübelnd an, doch auch dieses Vorhaben wird unterbrochen, dieses Mal jedoch von Mr. Springfield, der gerade durch die Tür gelaufen kommt. Nachdem er seinen Rucksack abgelegt hat, fängt er auch schon mit dem Unterricht an und lässt keine Zeit für weitere Gespräche.

Während des Unterrichts ist meine Konzentration ist für die Katz, denn ich spüre die ganze Zeit über Ben's Blick auf mir, der mir immer unangenehmer wird. Die ersten Minuten habe ich versucht ihn zu ignorieren, doch irgendwann habe ich es einfach nicht mehr ausgehalten und mich stirnrunzelnd zu ihm gedreht.

Seine Augenbrauen sind zusammengezogen und er mustert mich geistesabwesend, was auch mich verwirrt. Als er bemerkt das ich ihn beim starten erwischt habe, wendet er schlagartig seinen Blick ab und bringt mich einwenig zum verzweifeln.

Was passiert hier?

»Ist was?«, platzt es ungewollt aus mir heraus. Ich kann einfach nicht mit dieser Ungewissheit umgehen, verdammt, warum hat er mich bis gerade eben so angestarrt? Habe ich etwas komisches gemacht oder seit neustem einen fetten roten Pickel im Gesicht, von dem ich nichts weiß?

Ben schüttelt den Kopf. »Nein... - nein, sorry, ich habe gerade nur über etwas nachgedacht.«, entgegnet er, doch ich bemerke sofort, dass daran etwas unwahr ist. Das ist eben eine meiner Stärken, ich erkenne Lügen von Kilometerweite, da ist es egal, wie gut und geübt man darin ist.

Ich presse stumm die Lippen zusammen und wende mich wieder zu Mr. Springfield, der gerade dabei ist, uns irgendetwas über einen berühmten Künstler zu erzählen. Doch so richtig folgen kann ich ihm nicht, da ich immer noch benommen bin.

Na danke auch, Ben.

Casanova ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt